Joseph Gilbert Hamilton: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Joseph Gilbert Hamilton''' (* [[11. November]] [[1907]]; † [[18. Februar]] [[1957]]) war Physiker und Mediziner an der Physikalischen Fakultät der [[University of California, Berkeley|Universität von Kalifornien]], die der Kernphysiker [[Ernest Lawrence]] leitete. Er war mit der Malerin ''Leah Hamilton'' verheiratet.
[[Datei:Joseph-Hamilton-drinking-radiosodium.jpg|miniatur|Hamilton trinkt im [[Selbstversuch]] eine Lösung mit radioaktivem Natrium]]
[[Datei:Joseph-Hamilton-drinking-radiosodium.jpg|miniatur|Hamilton trinkt im [[Selbstversuch]] eine Lösung mit radioaktivem Natrium]]
'''Joseph Gilbert Hamilton''' (* [[11. November]] [[1907]]; † [[18. Februar]] [[1957]]) war ein US-amerikanischer Physiker und Mediziner an der Physikalischen Fakultät der [[University of California, Berkeley|Universität von Kalifornien]], die der Kernphysiker [[Ernest Lawrence]] leitete.


== Leben ==
Sein Spezialgebiet waren medizinische Anwendungen von [[Radioaktivität|radioaktiven]] [[Nuklid]]en. Zusammen mit dem Medizinphysiker ''John Lawrence'' (Ernests Bruder) betrieb er ab 1942 das Strahlungslabor der Universität in [[University of California, Berkeley|Berkeley]] (später umbenannt in ''Lawrence Berkeley Laboratory''), vor allem das damals leistungsfähigste [[Zyklotron]] der Welt.
Sein Spezialgebiet waren medizinische Anwendungen von [[Radioaktivität|radioaktiven]] [[Nuklid]]en. Zusammen mit dem Medizinphysiker ''John Lawrence'' (Ernests Bruder) betrieb er ab 1942 das Strahlungslabor der Universität in [[University of California, Berkeley|Berkeley]] (später umbenannt in ''Lawrence Berkeley Laboratory''), vor allem das damals leistungsfähigste [[Zyklotron]] der Welt.


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Ab 1944 untersuchte er im Auftrag des [[Manhattan-Projekt]]s die Wirkung und Verteilung von [[Plutonium]] im Organismus und produzierte Plutonium für das geheime Labor von [[Los Alamos (New Mexico)|Los Alamos]].
Ab 1944 untersuchte er im Auftrag des [[Manhattan-Projekt]]s die Wirkung und Verteilung von [[Plutonium]] im Organismus und produzierte Plutonium für das geheime Labor von [[Los Alamos (New Mexico)|Los Alamos]].


1945–46 veranlasste Hamilton die Injektionen von Plutonium bei einer Reihe von Schwerkranken, auch Kindern, in seinem Labor und in Partnerkliniken von Rochester und Chicago. Über negative Folgen für die [[Versuchsperson]]en ist nichts bekannt. Diese nicht mit Heilungsabsicht und ohne Zustimmung der Patienten durchgeführten Experimente werden dennoch allgemein als unethisch eingestuft. Die 1946 gegründete ''[[United States Atomic Energy Commission|Atomic Energy Commission]]'' ließ die Versuchsreihe abbrechen. 1950 schrieb Hamilton selbst, die [[Menschenversuch]]e hätten den „Geruch von [[KZ Buchenwald|Buchenwald]]“.
1945–46 veranlasste Hamilton die Injektionen von Plutonium bei einer Reihe von Schwerkranken, auch Kindern, in seinem Labor und in Partnerkliniken von Rochester und Chicago. Über negative Folgen für die [[Versuchsperson]]en ist nichts bekannt. Diese nicht mit Heilungsabsicht und ohne Zustimmung der Patienten durchgeführten Experimente werden allgemein als unethisch eingestuft. Die 1946 gegründete ''[[United States Atomic Energy Commission|Atomic Energy Commission]]'' ließ die Versuchsreihe abbrechen. 1950 schrieb Hamilton selbst, die [[Menschenversuch]]e hätten den „Geruch von [[KZ Buchenwald|Buchenwald]]“.
 
Etwa gleichzeitig prüfte Hamilton auch im Auftrag der Regierung, ob sich [[Radionuklide]] als [[Massenvernichtungswaffe]] eignen. Das US-Verteidigungsministerium betrieb ein entsprechendes Forschungsprogramm in Dugway/Utah, das 1953 zur Enttäuschung Hamiltons eingestellt wurde. 1949–53 war Hamilton in diesem Projekt für die Testsicherheit zuständig.


Etwa gleichzeitig prüfte Hamilton auch im Auftrag der Regierung, ob sich [[Radionuklide]] als [[Massenvernichtungswaffe]] eignen. Das US-Verteidigungsministerium besaß ein entsprechendes Forschungsprogramm in Dugway/Utah, welches 1953 zur Enttäuschung Hamiltons eingestellt wurde. 1949–53 war Hamilton in diesem Projekt für die Testsicherheit zuständig.
1957 starb Hamilton an [[Leukämie]]. Seine Kollegen stimmten darin überein, dass er sich diese Erkrankung durch mangelnde Vorsicht im Umgang mit den Radionukliden zugezogen hatte.


1957 starb Hamilton an [[Leukämie]]. Seine Kollegen stimmten darin überein, dass er sich diese Erkrankung durch mangelnde Vorsicht im Umgang mit den Radionukliden zuzog.
Er war mit der Malerin ''Leah Hamilton'' verheiratet.


== Literatur ==
== Literatur ==
*Moss W, Eckhardt R: ''The Human Plutonium Injection Experiments'', Los Alamos Science 23 (1995), 177-233
* W. Moss, R. Eckhardt: ''The Human Plutonium Injection Experiments.'' In: ''Los Alamos Science.'' Band 23, 1995, S. 177–233.
*Welsome E: ''The Plutonium Files''. Dial Press, New York 1999.
* E. Welsome: ''The Plutonium Files''. Dial Press, New York 1999, ISBN 0-385-31402-7.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://www.eh.doe.gov/ohre/ Department of Energy Openness: Human Radiation Experiments]
*[https://ehss.energy.gov/ohre/index.html Department of Energy Openness: Human Radiation Experiments]
*[http://content.cdlib.org/xtf/view?docId=hb3r29n8f4&doc.view=content&chunk.id=div00008&toc.depth=1&brand=calisphere&anchor.id=0 "In Memoriam: Joseph Gilbert Hamilton"], Nachruf der University of California, 1959 (englisch)
*[http://content.cdlib.org/xtf/view?docId=hb3r29n8f4&doc.view=content&chunk.id=div00008&toc.depth=1&brand=calisphere&anchor.id=0 "In Memoriam: Joseph Gilbert Hamilton"], Nachruf der University of California, 1959 (englisch)


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Aktuelle Version vom 11. Oktober 2021, 13:37 Uhr

Hamilton trinkt im Selbstversuch eine Lösung mit radioaktivem Natrium

Joseph Gilbert Hamilton (* 11. November 1907; † 18. Februar 1957) war ein US-amerikanischer Physiker und Mediziner an der Physikalischen Fakultät der Universität von Kalifornien, die der Kernphysiker Ernest Lawrence leitete.

Leben

Sein Spezialgebiet waren medizinische Anwendungen von radioaktiven Nukliden. Zusammen mit dem Medizinphysiker John Lawrence (Ernests Bruder) betrieb er ab 1942 das Strahlungslabor der Universität in Berkeley (später umbenannt in Lawrence Berkeley Laboratory), vor allem das damals leistungsfähigste Zyklotron der Welt.

Gemeinsam mit John Lawrence und dem Radiologen Robert Stone behandelte Hamilton gesunde Versuchspersonen und Krebspatienten mit künstlichen Nukliden aus dem Zyklotron. Die von ihm erdachten Anwendungen von radioaktivem Phosphor, Strontium und Jod sind bis heute gebräuchlich (vgl. Strahlentherapie und Radiojodtherapie).

Ab 1944 untersuchte er im Auftrag des Manhattan-Projekts die Wirkung und Verteilung von Plutonium im Organismus und produzierte Plutonium für das geheime Labor von Los Alamos.

1945–46 veranlasste Hamilton die Injektionen von Plutonium bei einer Reihe von Schwerkranken, auch Kindern, in seinem Labor und in Partnerkliniken von Rochester und Chicago. Über negative Folgen für die Versuchspersonen ist nichts bekannt. Diese nicht mit Heilungsabsicht und ohne Zustimmung der Patienten durchgeführten Experimente werden allgemein als unethisch eingestuft. Die 1946 gegründete Atomic Energy Commission ließ die Versuchsreihe abbrechen. 1950 schrieb Hamilton selbst, die Menschenversuche hätten den „Geruch von Buchenwald“.

Etwa gleichzeitig prüfte Hamilton auch im Auftrag der Regierung, ob sich Radionuklide als Massenvernichtungswaffe eignen. Das US-Verteidigungsministerium betrieb ein entsprechendes Forschungsprogramm in Dugway/Utah, das 1953 zur Enttäuschung Hamiltons eingestellt wurde. 1949–53 war Hamilton in diesem Projekt für die Testsicherheit zuständig.

1957 starb Hamilton an Leukämie. Seine Kollegen stimmten darin überein, dass er sich diese Erkrankung durch mangelnde Vorsicht im Umgang mit den Radionukliden zugezogen hatte.

Er war mit der Malerin Leah Hamilton verheiratet.

Literatur

  • W. Moss, R. Eckhardt: The Human Plutonium Injection Experiments. In: Los Alamos Science. Band 23, 1995, S. 177–233.
  • E. Welsome: The Plutonium Files. Dial Press, New York 1999, ISBN 0-385-31402-7.

Weblinks

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