Gyula Farkas: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Begriffsklärungshinweis|Zum gleichnamigen ungarischen Linguisten siehe [[Julius von Farkas]].}}
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'''Gyula Farkas''' ([{{IPA|ˈɟula fɒrkɒʃ}}], auch Julius Farkas) (* [[28. März]] [[1847]] in [[Sárosd]]; † [[27. Dezember]] [[1930]] in [[Pestszentlőrinc]]) war ein ungarischer [[Physiker]] und [[Mathematiker]].
'''Gyula Farkas''' ([{{IPA|ˈɟula fɒrkɒʃ}}], auch Julius Farkas) (* [[28. März]] [[1847]] in [[Sárosd]]; † [[27. Dezember]] [[1930]] in [[Pestszentlőrinc]]) war ein ungarischer [[Physiker]] und [[Mathematiker]].


Nach ihm wurde [[Farkas' Lemma]] benannt, ein zentraler Satz in der [[Dualität_(Mathematik)|Dualitätstheorie]] der [[Lineare Programmierung|linearen Programmierung]]. Farkas' Lemma wird auch „Grundsatz der einfachen Ungleichungen“ genannt.
Nach ihm wurde [[Farkas' Lemma]] benannt, ein zentraler Satz in der [[Dualität (Mathematik)|Dualitätstheorie]] der [[Lineare Programmierung|linearen Programmierung]]. Farkas' Lemma wird auch „Grundsatz der einfachen Ungleichungen“ genannt.


== Biographie ==
== Biographie ==
Farkas besuchte zunächst das Benediktiner Gymnasium in [[Győr]] (Raab), und ging nach [[Pest (Stadt)|Pest]] mit der Intention Musik und Jura zu studieren. Das Jurastudium missfiel ihm ziemlich rasch und für das Musikstudium fehlte ihm (laut Zeitzeugen) das Talent. Farkas arbeitete eine Zeit lang als Privatdozent in Budapest, bevor er an die Universität zurückkehrte, um Physik und Chemie zu studieren.
Farkas besuchte zunächst das Benediktiner Gymnasium in [[Győr]] (Raab), und ging nach [[Pest (Stadt)|Pest]] mit der Intention Musik und Jura zu studieren. Das Jurastudium missfiel ihm ziemlich rasch und für das Musikstudium fehlte ihm (laut Zeitzeugen) das Talent. Farkas arbeitete eine Zeit lang als Privatdozent in Budapest, bevor er an die Universität zurückkehrte, um Physik und Chemie zu studieren.


Nach einer Anstellung als Lehrer im Gymnasium in [[Székesfehérvár]] (Stuhlweißenburg), unterrichtete er ab 1874 die Kinder von [[Géza Batthyany|Géza]] [[Batthyány]], Graf von [[Polgárdi]], in den Fächern Mathematik und Physik. Endlich hatte er Zeit, in der Mathematik und Physik zu forschen, unter anderem in einem für die Unterrichtszwecke eingerichteten Physiklabor. Er erhielt auch die Gelegenheit zu Forschungsreisen in das Ausland.
Nach einer Anstellung als Lehrer im Gymnasium in [[Székesfehérvár]] (Stuhlweißenburg) unterrichtete er ab 1874 die Kinder von [[Géza Batthyany|Géza]] [[Batthyány]], Graf von [[Polgárdi]], in den Fächern Mathematik und Physik. Endlich hatte er Zeit, in der Mathematik und Physik zu forschen, unter anderem in einem für die Unterrichtszwecke eingerichteten Physiklabor. Er erhielt auch die Gelegenheit zu Forschungsreisen in das Ausland.


Farkas beeindruckende Publikationsliste in [[Comptes Rendus]], den Berichten der Pariser [[Académie des sciences]], bescherte ihm 1880 einen Ruf an die Universität in Budapest als Dozent für [[Funktionentheorie]]. Bei seinen funktionentheoretischen Untersuchungen sind insbesondere seine Beiträge zur [[Komplexe_Dynamik|Iterationstheorie]] zu nennen. So gab er 1884<ref>Jules Farkas: [http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k107448r/f102 Sur les fonctions itératives], Journal de Mathématiques Pures et Appliquées (Série 3), Band 10, S. 101-108</ref> Bedingungen für die Lösbarkeit der  
Farkas beeindruckende Publikationsliste in [[Comptes Rendus]], den Berichten der Pariser [[Académie des sciences]], bescherte ihm 1880 einen Ruf an die Universität in Budapest als Dozent für [[Funktionentheorie]]. Bei seinen funktionentheoretischen Untersuchungen sind insbesondere seine Beiträge zur [[Komplexe Dynamik|Iterationstheorie]] zu nennen. So gab er 1884<ref>Jules Farkas: [https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k107448r/f102 Sur les fonctions itératives], Journal de Mathématiques Pures et Appliquées (Série 3), Band 10, S. 101–108</ref> Bedingungen für die Lösbarkeit der
[[Ernst_Schröder_(Mathematiker)|Schröderschen]] [[Funktionalgleichung]]. Im Januar 1887 wurde er zum (außerordentlichen) Professor an der [[Babeș-Bolyai-Universität Cluj|Universität von Kolozsvár]] (heute [[Cluj-Napoca]]) berufen, im folgenden Jahr wurde er dort ordentlicher Professor. Die [[Ungarische Akademie der Wissenschaften]] wählte ihn am 6. Mai 1898 zum Mitglied. Während seiner Laufbahn an der Universität von Kolozsvár war Farkas zeitweise als [[Dekan (Hochschule)|Dekan]] und später als [[Rektor]] tätig.
[[Ernst Schröder (Mathematiker)|Schröderschen]] [[Funktionalgleichung]]. Im Januar 1887 wurde er zum (außerordentlichen) Professor an der [[Babeș-Bolyai-Universität Cluj|Universität von Kolozsvár]] (heute [[Cluj-Napoca]]) berufen, im folgenden Jahr wurde er dort ordentlicher Professor. Die [[Ungarische Akademie der Wissenschaften]] wählte ihn am 6. Mai 1898 zum Mitglied. Während seiner Laufbahn an der Universität von Kolozsvár war Farkas zeitweise als [[Dekan (Hochschule)|Dekan]] und später als [[Rektor]] tätig.


Im Jahr 1915 ging Farkas auf Grund seines stark nachlassenden Augenlichts in den Ruhestand. Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau hatte Farkas wieder geheiratet. Aber auch seine zweite Frau starb noch vor 1915, und so wohnte Farkas die restlichen 15 Jahre seines Ruhestands allein, bis er wenige Monate vor seinem Tod zu Verwandten zog. Farkas starb am 27. Dezember 1930 in [[Pestszentlőrinc]].
Im Jahr 1915 ging Farkas auf Grund seines stark nachlassenden Augenlichts in den Ruhestand. Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau hatte Farkas wieder geheiratet. Aber auch seine zweite Frau starb noch vor 1915, und so wohnte Farkas die restlichen 15 Jahre seines Ruhestands allein, bis er wenige Monate vor seinem Tod zu Verwandten zog. Farkas starb am 27. Dezember 1930 in [[Pestszentlőrinc]].
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== Mathematische Veröffentlichungen ==
== Mathematische Veröffentlichungen ==


Farkas wichtigste Arbeiten finden sich in den Berichten der Wissenschaftsakademie von Paris (1878–1884)
Farkas' wichtigste Arbeiten finden sich in den Berichten der Wissenschaftsakademie von Paris (1878–1884)
* im „Archiv der Mathematik und Physik“
* im „Archiv der Mathematik und Physik“
* im „Journal des Mathematiques“
* im „Journal des Mathematiques“


Seine einzeln veröffentlichen Arbeiten sind
Seine einzeln veröffentlichten Arbeiten sind
* „Die diatonische [[Dur|Dur-Scale]] wissenschaftlich begründet“, Pest, 1870
* „Die diatonische [[Dur|Dur-Scale]] wissenschaftlich begründet“, Pest, 1870
* „Természettan elemei“ (Elements of Physics), Székesfehérvár, 1872
* „Természettan elemei“ (Elements of Physics), Székesfehérvár, 1872
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== Quellen ==
== Quellen ==
* B. Szénássy, History of Mathematics in Hungary until the 20th Century (Berlin-Heidelberg-New York, 1992).
* B. Szénássy, History of Mathematics in Hungary until the 20th Century (Berlin-Heidelberg-New York, 1992).
* L. Filep, Life and work of Gyula Farkas (1847–1930), Boll. Storia Sci. Mat. 3 (1) (1983), 137-160.
* L. Filep, Life and work of Gyula Farkas (1847–1930), Boll. Storia Sci. Mat. 3 (1) (1983), 137–160.
* Daniel S. Alexander: ''A history of complex dynamics: from Schröder to Fatou and Julia.'' (Aspects of Mathematics), Vieweg, Braunschweig 1994, ISBN 3-528-06520-6. Abschnitt 2.6 diskutiert Farkas' Beitrag.
* Daniel S. Alexander: ''A history of complex dynamics: from Schröder to Fatou and Julia.'' (Aspects of Mathematics), Vieweg, Braunschweig 1994, ISBN 3-528-06520-6. Abschnitt 2.6 diskutiert Farkas' Beitrag.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*{{MacTutor Biography|id=Farkas}}
* {{MacTutor Biography|id=Farkas}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 25. April 2021, 16:34 Uhr

Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zum ungarischen Linguisten Gyula Farkas siehe Julius von Farkas.
Gyula Farkas

Gyula Farkas ([ˈɟula fɒrkɒʃ], auch Julius Farkas) (* 28. März 1847 in Sárosd; † 27. Dezember 1930 in Pestszentlőrinc) war ein ungarischer Physiker und Mathematiker.

Nach ihm wurde Farkas' Lemma benannt, ein zentraler Satz in der Dualitätstheorie der linearen Programmierung. Farkas' Lemma wird auch „Grundsatz der einfachen Ungleichungen“ genannt.

Biographie

Farkas besuchte zunächst das Benediktiner Gymnasium in Győr (Raab), und ging nach Pest mit der Intention Musik und Jura zu studieren. Das Jurastudium missfiel ihm ziemlich rasch und für das Musikstudium fehlte ihm (laut Zeitzeugen) das Talent. Farkas arbeitete eine Zeit lang als Privatdozent in Budapest, bevor er an die Universität zurückkehrte, um Physik und Chemie zu studieren.

Nach einer Anstellung als Lehrer im Gymnasium in Székesfehérvár (Stuhlweißenburg) unterrichtete er ab 1874 die Kinder von Géza Batthyány, Graf von Polgárdi, in den Fächern Mathematik und Physik. Endlich hatte er Zeit, in der Mathematik und Physik zu forschen, unter anderem in einem für die Unterrichtszwecke eingerichteten Physiklabor. Er erhielt auch die Gelegenheit zu Forschungsreisen in das Ausland.

Farkas beeindruckende Publikationsliste in Comptes Rendus, den Berichten der Pariser Académie des sciences, bescherte ihm 1880 einen Ruf an die Universität in Budapest als Dozent für Funktionentheorie. Bei seinen funktionentheoretischen Untersuchungen sind insbesondere seine Beiträge zur Iterationstheorie zu nennen. So gab er 1884[1] Bedingungen für die Lösbarkeit der Schröderschen Funktionalgleichung. Im Januar 1887 wurde er zum (außerordentlichen) Professor an der Universität von Kolozsvár (heute Cluj-Napoca) berufen, im folgenden Jahr wurde er dort ordentlicher Professor. Die Ungarische Akademie der Wissenschaften wählte ihn am 6. Mai 1898 zum Mitglied. Während seiner Laufbahn an der Universität von Kolozsvár war Farkas zeitweise als Dekan und später als Rektor tätig.

Im Jahr 1915 ging Farkas auf Grund seines stark nachlassenden Augenlichts in den Ruhestand. Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau hatte Farkas wieder geheiratet. Aber auch seine zweite Frau starb noch vor 1915, und so wohnte Farkas die restlichen 15 Jahre seines Ruhestands allein, bis er wenige Monate vor seinem Tod zu Verwandten zog. Farkas starb am 27. Dezember 1930 in Pestszentlőrinc.

Mathematische Veröffentlichungen

Farkas' wichtigste Arbeiten finden sich in den Berichten der Wissenschaftsakademie von Paris (1878–1884)

  • im „Archiv der Mathematik und Physik“
  • im „Journal des Mathematiques“

Seine einzeln veröffentlichten Arbeiten sind

  • „Die diatonische Dur-Scale wissenschaftlich begründet“, Pest, 1870
  • „Természettan elemei“ (Elements of Physics), Székesfehérvár, 1872

Quellen

  • B. Szénássy, History of Mathematics in Hungary until the 20th Century (Berlin-Heidelberg-New York, 1992).
  • L. Filep, Life and work of Gyula Farkas (1847–1930), Boll. Storia Sci. Mat. 3 (1) (1983), 137–160.
  • Daniel S. Alexander: A history of complex dynamics: from Schröder to Fatou and Julia. (Aspects of Mathematics), Vieweg, Braunschweig 1994, ISBN 3-528-06520-6. Abschnitt 2.6 diskutiert Farkas' Beitrag.

Weblinks

  • John J. O’Connor, Edmund F. Robertson: Gyula Farkas. In: {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)

Einzelnachweise

  1. Jules Farkas: Sur les fonctions itératives, Journal de Mathématiques Pures et Appliquées (Série 3), Band 10, S. 101–108

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