Guido Altarelli: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Guido Altarelli''' (* [[12. Juli]] [[1941]] in [[Rom]]; † [[30. September]] [[2015]] in [[Genf]]) war ein [[italien]]ischer theoretischer [[Physiker]].
'''Guido Altarelli''' (* [[12. Juli]] [[1941]] in [[Rom]]; † [[30. September]] [[2015]] in [[Genf]]) war ein [[italien]]ischer theoretischer [[Physiker]].<ref name="Maiani Martinelli pp. 1–15">{{cite journal | last=Maiani | first=Luciano | last2=Martinelli | first2=Guido | title=Guido Altarelli | journal=Annual Review of Nuclear and Particle Science | publisher=Annual Reviews | volume=68 | issue=1 | date=2018-10-19 | issn=0163-8998 | doi=10.1146/annurev-nucl-101917-021029 | pages=1–15}}</ref>


== Leben ==
== Leben ==


Altarelli studierte an der [[Universität Rom]] (La Sapienza) mit dem Diplomabschluss (Laurea) 1963. Danach war er an der Scuola di perfezionamento in Fisica der [[Universität Florenz]], wo er bei 1965 bei [[Raoul Gatto]] promoviert wurde. 1968/69 war er an der [[New York University]] und 1969/70 an der [[Rockefeller University]]. Seit 1970 war er wieder an der Universität Rom (La Sapienza), wo er 1980 eine volle Professur in theoretischer Physik erhielt. Ab 1992 war er Professor an der [[Universität Rom III]] (Roma Tre). Er war 1987 bis 2006 Senior Staff Member in der Theorieabteilung am [[CERN]], die er 2000 bis 2004 leitete. Anschließend war er dort Emeritus Scientific Associate. Er war auch an der [[École normale supérieure]] und der [[Boston University]] tätig.
Altarelli studierte an der [[Universität Rom]] (La Sapienza) mit dem Diplomabschluss (Laurea) 1963. Danach war er an der Scuola di perfezionamento in Fisica der [[Universität Florenz]], wo er 1965 bei [[Raoul Gatto]] promoviert wurde. 1968/69 war er an der [[New York University]] und 1969/70 an der [[Rockefeller University]]. Seit 1970 war er wieder an der Universität Rom (La Sapienza), wo er 1980 eine volle Professur in theoretischer Physik erhielt. Ab 1992 war er Professor an der [[Universität Rom III]] (Roma Tre). Er war 1987 bis 2006 Senior Staff Member in der Theorieabteilung am [[CERN]], die er 2000 bis 2004 leitete. Anschließend war er dort Emeritus Scientific Associate. Er war auch an der [[École normale supérieure]] und der [[Boston University]] tätig. Er war in den Beratungskomitees von [[Deutsches Elektronen-Synchrotron|DESY]], CERN und vom [[Superconducting Super Collider|SSC]].
 
Er war in den Beratungskomitees von [[DESY]], CERN und beim [[Superconducting Super Collider|SSC]].


== Werk ==
== Werk ==
Altarelli war eine führende Autorität in störungstheoretischer [[Quantenchromodynamik]]. Hier sind Evolutionsgleichungen für die [[Parton (Physik)|Partonverteilung]] ([[Strukturfunktion]]en) nach ihm und [[Giorgio Parisi]] benannt (Altarelli-Parisi-Gleichung bzw. DGLAP-Gleichung zusätzlich nach [[Juri Lwowitsch Dokschizer|Yuri Dokshitzer]], [[Lew Nikolajewitsch Lipatow|Lipatov]], [[Wladimir Naumowitsch Gribow|Gribov]]). Weiterhin befasste er sich in der QCD auch mit der Theorie des Drell-Yan-Prozesses, Korrekturen zum effektiven Hamiltonoperator schwacher nichtleptonischer Prozesse (mit einer Pionierarbeit zur Erklärung der <math>\Delta I = \frac {1}{2}</math> Auswahlregel innerhalb der QCD mit [[Luciano Maiani]])<ref>Altarelli, Maiani, Octet enhancement of nonleptonic weak interactions in asymptotically free gauge theories, Phys. Lett. B, 52, 1974, 351</ref>, polarisierte Partondichten. Er beschäftigte sich auch mit dem [[Standardmodell]] und der Elementarteilchenphysik ''jenseits des Standardmodells'', zum Beispiel [[Große Vereinheitlichte Theorie|GUTs]], Neutrinomassen und Neutrinomischungen, Präzisionstests der elektroschwachen Wechselwirkung, theoretische Grenzen für die Higgsteilchen-Masse. Er ist Autor oder Koautor von über 200 wissenschaftlichen Veröffentlichungen.
Altarelli war eine führende Autorität in störungstheoretischer [[Quantenchromodynamik]]. Hier sind Evolutionsgleichungen für die [[Parton (Physik)|Partonverteilung]] ([[Strukturfunktion]]en) nach ihm und [[Giorgio Parisi]] benannt (Altarelli-Parisi-Gleichungen bzw. [[DGLAP-Gleichungen]] zusätzlich nach [[Juri Lwowitsch Dokschizer|Yuri Dokshitzer]], [[Wladimir Naumowitsch Gribow|Gribov]] und [[Lew Nikolajewitsch Lipatow|Lipatov]]). Weiterhin befasste er sich in der QCD auch mit der Theorie des [[Drell-Yan-Prozess]]es, Korrekturen zum effektiven Hamiltonoperator schwacher nichtleptonischer Prozesse (mit einer Pionierarbeit zur Erklärung der <math>\Delta I = 1/2</math> Auswahlregel innerhalb der QCD mit [[Luciano Maiani]]),<ref>Altarelli, Maiani: ''Octet enhancement of nonleptonic weak interactions in asymptotically free gauge theories''. In: ''Phys. Lett.'' B, 52, 1974, S. 351</ref> und polarisierten Partondichten. Er beschäftigte sich auch mit dem [[Standardmodell]] und der Elementarteilchenphysik ''jenseits des Standardmodells'', zum Beispiel [[Große Vereinheitlichte Theorie|GUTs]], Neutrinomassen und Neutrinomischungen, Präzisionstests der elektroschwachen Wechselwirkung, theoretische Grenzen für die Masse des [[Higgs-Boson]]s. Er ist Autor oder Koautor von über 200 wissenschaftlichen Veröffentlichungen.


== Auszeichnungen ==
== Auszeichnungen ==
* 2011: [[Julius Wess|Julius-Wess-Preis]] des [[Karlsruher Institut für Technologie|KIT]] Centrum für Elementarteilchenphysik und Astroteilchenphysik.<ref>[http://www.kceta.kit.edu/213.php ''KCETA zum Julius Wess Preis 2011'']</ref>
* 2011: [[Julius Wess|Julius-Wess-Preis]] des [[Karlsruher Institut für Technologie|KIT]] Centrum für Elementarteilchenphysik und Astroteilchenphysik.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.kceta.kit.edu/213.php |wayback=20120320083924 |text=KCETA zum Julius Wess Preis 2011}}</ref>
* 2012: [[Sakurai-Preis]], für ''wesentliche Ideen für die detaillierte experimentelle Bestätigung des Standardmodells der Teilchenphysik, die es ermöglichten präzise Informationen über Quantenchromodynamik, elektroschwache Wechselwirkung und mögliche neue Physik aus den Experimenten der Hochenergiephysik zu gewinnen''.<ref>[http://www.aps.org/programs/honors/prizes/prizerecipient.cfm?last_nm=Altarelli&first_nm=Guido&year=2012 Laudatio auf den Sakurai Preis]: ''For key ideas leading to the detailed confirmation of the Standard Model of particle physics, enabling high energy experiments to extract precise information about Quantum Chromodynamics, electroweak interactions and possible new physics.''</ref>
* 2012: [[Sakurai-Preis]], für ''wesentliche Ideen für die detaillierte experimentelle Bestätigung des Standardmodells der Teilchenphysik, die es ermöglichten präzise Informationen über Quantenchromodynamik, elektroschwache Wechselwirkung und mögliche neue Physik aus den Experimenten der Hochenergiephysik zu gewinnen''.<ref>[https://www.aps.org/programs/honors/prizes/prizerecipient.cfm?last_nm=Altarelli&first_nm=Guido&year=2012 Laudatio auf den Sakurai-Preis]: ''For key ideas leading to the detailed confirmation of the Standard Model of particle physics, enabling high energy experiments to extract precise information about Quantum Chromodynamics, electroweak interactions and possible new physics.''</ref>
* 2015: [[High Energy and Particle Physics Prize]]
* 2015: [[High Energy and Particle Physics Prize]]
* Mitglied der [[Polnische Akademie der Wissenschaften|Polnischen Akademie der Wissenschaften]] (Jahr unbekannt)
* Mitglied der [[Polnische Akademie der Wissenschaften|Polnischen Akademie der Wissenschaften]] (Jahr unbekannt)


== Schriften ==
== Schriften ==
* ''The Development of perturbative QCD.'' World Scientific, Singapore u. a. 1994, ISBN 981-02-1702-1.
* ''The Development of perturbative QCD.'' World Scientific, Singapore u.&nbsp;a. 1994, ISBN 981-02-1702-1.
* als Herausgeber mit [[Klaus Winter (Physiker)|Klaus Winter]]: ''Neutrino Mass'' (= ''Springer Tracts in modern Physics. Elementary Particle Physics.'' Vol. 190). Springer, Berlin u. a. 2003, ISBN 3-540-40328-0.
* als Herausgeber mit [[Klaus Winter (Physiker)|Klaus Winter]]: ''Neutrino Mass'' (= ''Springer Tracts in modern Physics. Elementary Particle Physics.'' Vol. 190). Springer, Berlin u.&nbsp;a. 2003, ISBN 3-540-40328-0.
* [http://de.arxiv.org/abs/1002.4957 ''Particle Physics in the LHC Era and Beyond.'' 2010].
* ''Particle Physics in the LHC Era and Beyond.'' 2010, {{arXiv|1002.4957}}
 
== Weblinks ==
* [https://inspirehep.net/author/profile/G.Altarelli.1 Altarellis Profil] auf INSPIRE-HEP


== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 16. Juli 2021, 08:58 Uhr

Guido Altarelli

Guido Altarelli (* 12. Juli 1941 in Rom; † 30. September 2015 in Genf) war ein italienischer theoretischer Physiker.[1]

Leben

Altarelli studierte an der Universität Rom (La Sapienza) mit dem Diplomabschluss (Laurea) 1963. Danach war er an der Scuola di perfezionamento in Fisica der Universität Florenz, wo er 1965 bei Raoul Gatto promoviert wurde. 1968/69 war er an der New York University und 1969/70 an der Rockefeller University. Seit 1970 war er wieder an der Universität Rom (La Sapienza), wo er 1980 eine volle Professur in theoretischer Physik erhielt. Ab 1992 war er Professor an der Universität Rom III (Roma Tre). Er war 1987 bis 2006 Senior Staff Member in der Theorieabteilung am CERN, die er 2000 bis 2004 leitete. Anschließend war er dort Emeritus Scientific Associate. Er war auch an der École normale supérieure und der Boston University tätig. Er war in den Beratungskomitees von DESY, CERN und vom SSC.

Werk

Altarelli war eine führende Autorität in störungstheoretischer Quantenchromodynamik. Hier sind Evolutionsgleichungen für die Partonverteilung (Strukturfunktionen) nach ihm und Giorgio Parisi benannt (Altarelli-Parisi-Gleichungen bzw. DGLAP-Gleichungen zusätzlich nach Yuri Dokshitzer, Gribov und Lipatov). Weiterhin befasste er sich in der QCD auch mit der Theorie des Drell-Yan-Prozesses, Korrekturen zum effektiven Hamiltonoperator schwacher nichtleptonischer Prozesse (mit einer Pionierarbeit zur Erklärung der $ \Delta I=1/2 $ Auswahlregel innerhalb der QCD mit Luciano Maiani),[2] und polarisierten Partondichten. Er beschäftigte sich auch mit dem Standardmodell und der Elementarteilchenphysik jenseits des Standardmodells, zum Beispiel GUTs, Neutrinomassen und Neutrinomischungen, Präzisionstests der elektroschwachen Wechselwirkung, theoretische Grenzen für die Masse des Higgs-Bosons. Er ist Autor oder Koautor von über 200 wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

Auszeichnungen

  • 2011: Julius-Wess-Preis des KIT Centrum für Elementarteilchenphysik und Astroteilchenphysik.[3]
  • 2012: Sakurai-Preis, für wesentliche Ideen für die detaillierte experimentelle Bestätigung des Standardmodells der Teilchenphysik, die es ermöglichten präzise Informationen über Quantenchromodynamik, elektroschwache Wechselwirkung und mögliche neue Physik aus den Experimenten der Hochenergiephysik zu gewinnen.[4]
  • 2015: High Energy and Particle Physics Prize
  • Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften (Jahr unbekannt)

Schriften

  • The Development of perturbative QCD. World Scientific, Singapore u. a. 1994, ISBN 981-02-1702-1.
  • als Herausgeber mit Klaus Winter: Neutrino Mass (= Springer Tracts in modern Physics. Elementary Particle Physics. Vol. 190). Springer, Berlin u. a. 2003, ISBN 3-540-40328-0.
  • Particle Physics in the LHC Era and Beyond. 2010, arxiv:1002.4957

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Luciano Maiani, Guido Martinelli: Guido Altarelli. In: Annual Review of Nuclear and Particle Science. 68. Jahrgang, Nr. 1. Annual Reviews, 19. Oktober 2018, ISSN 0163-8998, S. 1–15, doi:10.1146/annurev-nucl-101917-021029.
  2. Altarelli, Maiani: Octet enhancement of nonleptonic weak interactions in asymptotically free gauge theories. In: Phys. Lett. B, 52, 1974, S. 351
  3. KCETA zum Julius Wess Preis 2011 (Memento vom 20. März 2012 im Internet Archive)
  4. Laudatio auf den Sakurai-Preis: For key ideas leading to the detailed confirmation of the Standard Model of particle physics, enabling high energy experiments to extract precise information about Quantum Chromodynamics, electroweak interactions and possible new physics.

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