Glasfaser: Unterschied zwischen den Versionen

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Eine '''Glasfaser''' ist eine aus [[Glas]] bestehende lange dünne [[Faser]]. Bei der Herstellung werden aus einer Glasschmelze dünne Fäden gezogen und zu einer Vielzahl von Endprodukten weiterverarbeitet.
[[Datei:Fibra de vidrio.jpg|mini|Glasfasern]]
Eine '''Glasfaser''' ist eine aus [[Glas]] bestehende lange dünne [[Faser]]. Bei der Herstellung werden aus einer Glasschmelze dünne Fäden gezogen und zu einer Vielzahl von Endprodukten weiterverarbeitet.<ref>Fedor Mitschke: ''Glasfasern.'' Physik und Technologie, Spektrum Akademischer Verlag, 2005, ISBN 978-3-8274-1629-2.</ref>
 
Glasfasern werden als [[Lichtwellenleiter]] (zur [[Datenübertragung]] und zum flexiblen Lichttransport), als [[Roving]] oder als [[Textilie|textiles]] Gewebe (zur [[Wärmedämmung|Wärme-]] und [[Schalldämmung]]) sowie für [[Glasfaserverstärkter Kunststoff|glasfaserverstärkte Kunststoffe]] eingesetzt. Diese zählen heute zu den wichtigsten Konstruktionswerkstoffen. Sie sind alterungs- und witterungsbeständig, chemisch resistent und unbrennbar.<ref>Peter Grübl, Helmut Weigler, Sieghart Karl: ''Beton.'' Arten, Herstellung und Eigenschaften, Verlag Ernst & Sohn, München 2001, ISBN 978-3-433-01340-3, S. 622&nbsp;ff.</ref> Ihren hohen [[Elastizitätsmodul]] nutzt man, um die mechanischen Eigenschaften von Kunststoffen zu verbessern.<ref>{{Webarchiv|url=https://www-docs.tu-cottbus.de/metallkunde/public/files/Skripte/SS2012-LBW-Polymere.pdf |wayback=20180104192630 |text=Faserverstärkte Polymere  }} (PDF, abgerufen am 4. Januar 2018).</ref>
 
== Geschichte ==
Bereits vor fast 4000 Jahren verwendeten die Phönizier, Griechen und Ägypter aus der Schmelze gezogene Glasfäden, um Gefäße zu verzieren. 1713 wies [[René-Antoine Ferchault de Réaumur|Ferchault de Reamur]] auf die Möglichkeit hin, feine Glasgarne zu verweben.<ref name="Netzwerk" /> Glasbläser aus dem Thüringer Wald stellten ebenfalls bereits im 18. Jahrhundert sogenanntes Feen- oder Engelshaar her.<ref>Trudi Gerster: ''Wie das Engelshaar auf den Weihnachtsbaum kam.'' In: ''Weihnachtsgeschichten.'' Buchverlag Basler Zeitung, ISBN 3-85815-094-0.</ref> Erst nur als Dekorationsmittel genutzt, wurden die Möglichkeiten der Fasern (z.&nbsp;B. Wärmeisolation der Glaswolle) in Thüringen (Lauscha, Steinach) nach und nach entdeckt. In der von H. und J. Schuller 1896 gegründeten [[Glashütte|Glasfabrik]] [[Haselbach (Sonneberg)|Haselbach]] (heute [[Vitrulan|Vitrulan Technical Textiles GmbH]]) wurden in den 1930er Jahren spinnbare Glasfäden mit genau definiertem Durchmesser erstmals als Rollenware hergestellt. Das dazu entwickelte und eingesetzte Stabtrommelabziehverfahren wurde in den 1930er Jahren zum Patent angemeldet.<ref name="Netzwerk">Axel Donges: ''Optische Fasern – physikalische Grundlagen und Anwendungen'' [https://www.netzwerk-lernen.de/vorschau/NWL87272015_vorschau.pdf netzwerk-lernen.de] (PDF, abgerufen am 4. Januar 2018).</ref>
 
== Herstellung ==
Je nach Einsatzzweck werden Glasfasern aus einer Preform gezogen oder aus einer Glaswanne durch beheizte Düsen gezogen.


Glasfasern werden als [[Lichtwellenleiter]] zur [[Datenübertragung]] und zum flexiblen Lichttransport von z.&nbsp;B. [[Laser]]strahlung, als [[Roving]] oder als [[Textilie|textiles]] Gewebe zur [[Wärmedämmung|Wärme-]] und [[Schalldämmung]], sowie für [[Glasfaserverstärkter Kunststoff|glasfaserverstärkte Kunststoffe]] eingesetzt. Diese zählen heute zu den wichtigsten Konstruktionswerkstoffen. Sie sind alterungs- und witterungsbeständig, chemisch resistent und unbrennbar. Ihren hohen [[Elastizitätsmodul]] nutzt man, um die mechanischen Eigenschaften von Kunststoffen zu verbessern.
Eine Preform (Vorform) ist ein vergrößertes „Abbild“ des späteren Querschnitts optischer Fasern. Sie enthalten die Ausgangsstoffe in ihrer Anordnung und Struktur (siehe auch [[Photonischer Kristall]]).


[[Datei:Fibra de vidrio.jpg|mini|Glasfasern]]
Das Düsenverfahren verwendet beheizte Düsen (mittels direktem Stromdurchfluss geheizte Metallblöcke bzw. ''bushings'' aus Platin/-legierungen mit tausenden Löchern), durch die das Glas mit definierter Temperatur (z.&nbsp;B. 1200&nbsp;°C<ref name="gardiner">Ginger Gardiner: ''The making of glass fiber.'' [https://www.compositesworld.com/articles/the-making-of-glass-fiber compositesworld.com] abgerufen am 6. Jan. 2018.</ref>) austritt und sofort dünn und lang ausgezogen sowie gekühlt wird. Die Abziehgeschwindigkeit ist wesentlich höher (z.&nbsp;B. 500&nbsp;m/s<ref name="gardiner" />) als die Austrittsgeschwindigkeit aus den Düsen.
 
Beiden Verfahren gemeinsam ist die Abhängigkeit des Enddurchmessers von der Ausgangstemperatur und der Ziehgeschwindigkeit.
 
Die Ausgangsstoffe sind hauptsächlich [[Siliciumdioxid]], [[Aluminiumoxid|Al<sub>2</sub>O<sub>3</sub>]], [[Magnesiumoxid|MgO]], [[Bortrioxid|B<sub>2</sub>O<sub>3</sub>]], [[Calciumoxid|CaO]], wobei diese und ihre Reinheit die optischen, mechanischen und chemischen Eigenschaften bestimmen.


== Geschichte der Glasfaser ==
Sowohl textile als auch optische Fasern müssen sofort nach dem Ziehen geschützt werden, ansonsten würden sie zerbrechen oder sich aneinander zerreiben. Diese sogenannte [[Schlichte (Fertigungstechnik)|''Schlichte (sizing)'']]<ref name="mason">Karen Mason: ''Sizing Up Fiber Sizings'' [https://www.compositesworld.com/articles/sizing-up-fiber-sizings compositesworld.com] abgerufen am 6. Jan. 2018</ref> ist meist ein Betriebsgeheimnis der Hersteller und besteht aus einer Beschichtung und/oder einem Haftvermittler. Es richtet sich zum Beispiel auch an dem eingesetzten [[Kunstharz]] aus, mit dem die ''[[roving]]s'' zu [[Glasfaserverstärkter Kunststoff|glasfaserverstärkten Kunststoffen]] (GFK) verarbeitet werden.<ref name="mason" /> [[Silanisierung|Alkoxysilane]] als Haftvermittler haben zum Beispiel [[hydrophil]]e (bindet am Glas) und [[hydrophob]]e (Bindung zum Harz) Atomgruppen.
Der Ursprung war die Fähigkeit von Glasbläsern aus dem Thüringer Wald, bereits im 18. Jahrhundert sogenanntes Feen- oder Engelshaar herzustellen. Erst nur als Dekorationsmittel genutzt, wurden die Möglichkeiten der Fasern nach Gründung einer [[Glasfabrik]] im thüringischen [[Haselbach (Sonneberg)|Haselbach]] von [[Hermann Schuller]] nach und nach entdeckt (1896). Dort wurden erstmals spinnbare Glasfäden mit genau definiertem Durchmesser sozusagen als „Rollenware“ hergestellt. Dieses Verfahren wurde in den 1930er Jahren als Stabtrommelabziehverfahren zum Patent angemeldet.


== Nutzung als Lichtleiter ==
== Nutzung als Lichtleiter ==
In Faserrichtung kann sich Licht in Glasfasern nahezu ungehindert ausbreiten. Durch einen radial nach außen abnehmenden [[Brechungsindex]], stetig oder stufig, wird das Licht in der Faser geführt. Diese Eigenschaft als [[Lichtleiter]] wird in vielen technischen Anwendungen genutzt.
In Faserrichtung kann sich Licht in Glasfasern nahezu ungehindert ausbreiten. Durch einen radial nach außen abnehmenden [[Brechungsindex]], stetig oder stufig, wird das Licht in der Faser geführt. Diese Eigenschaft als [[Lichtleiter]] wird in vielen technischen Anwendungen genutzt.<ref>Erwin Böhmer, Dietmar Ehrhardt, Wolfgang Oberschelp: ''Elemente der angewandten Elektronik.'' Kompendium für Ausbildung und Beruf, Vieweg + Teubner, ISBN 978-3-8348-0543-0, S. 282.</ref>


=== Datenübertragung ===
=== Datenübertragung ===
{{Hauptartikel|Lichtwellenleiter}}
{{Hauptartikel|Lichtwellenleiter}}
Glasfasern werden unter anderem als [[Lichtwellenleiter]] in [[Glasfasernetz]]en zur optischen [[Datenübertragung]] verwendet. Dies hat gegenüber elektrischer Übertragung den Vorteil einer erheblich höheren maximalen [[Bandbreite]]. Es können mehr Information pro Zeiteinheit übertragen werden. Außerdem ist das übertragene Signal unempfindlich gegenüber elektrischen und magnetischen Störfeldern und ist abhörsicher.
Glasfasern werden unter anderem als [[Lichtwellenleiter]] in [[Glasfasernetz]]en zur optischen [[Datenübertragung]] verwendet. Dies hat gegenüber elektrischer Übertragung den Vorteil einer erheblich höheren maximalen [[Bandbreite]]. Es können mehr Informationen pro Zeiteinheit übertragen werden, außerdem ist das übertragene Signal unempfindlich gegenüber elektrischen und magnetischen Störfeldern und in höherem Maße abhörsicher.<ref>Andres Keller: ''Breitbandkabel und Zugangsnetze. Technische Grundlagen und Standards.'' Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 2011, ISBN 978-3-642-17631-9, S. 73, 82, 141–144, 157, 173, 181, 257, 268.</ref>


=== Beleuchtung, Dekoration, Kunst und Architektur ===
=== Beleuchtung, Dekoration, Kunst und Architektur ===
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LED Glasfaser.jpg|LED-beleuchtetes Glasfaserbündel als Deko-Objekt.
LED Glasfaser.jpg|LED-beleuchtetes Glasfaserbündel als Deko-Objekt.
OpticFiber.jpg|Indirekte Beleuchtung mittels Glasfasern.
OpticFiber.jpg|Indirekte Beleuchtung mittels Glasfasern.
Rottweil - Thyssenkrupp Aufzugsturm5.jpg|Der [[thyssenkrupp-Testturm]] ist mit Glasfasergewebe umhüllt
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In einer Vielzahl von Lampen und Beleuchtungsinstallationen werden Glasfasern heutzutage verwendet, wobei die Fasern nicht nur zum Lichttransport, sondern selbst auch als abstrahlende Elemente benutzt werden.
In einer Vielzahl von Lampen und Beleuchtungsinstallationen werden Glasfasern heutzutage verwendet, wobei die Fasern nicht nur zum Lichttransport, sondern selbst auch als abstrahlende Elemente benutzt werden.
Eine ungewöhnliche Anwendung ist die Herstellung [[Lichtbeton|lichtdurchlässigen Betons]]: durch das Einarbeiten von drei bis fünf Prozent Glasfaseranteil entstehen transluzente Betonelemente, durch die man [[Licht]], [[Schatten]]würfe und [[Farbe]]n noch bis zu einer Wandstärke von 20&nbsp;cm sehen kann (''siehe auch: [[Litracon]]'').
Eine ungewöhnliche Anwendung ist die Herstellung [[Lichtbeton|lichtdurchlässigen Betons]]: durch das Einarbeiten von drei bis fünf Prozent Glasfaseranteil entstehen transluzente Betonelemente, durch die man [[Licht]], [[Schatten]]würfe und [[Farbe]]n noch bis zu einer Wandstärke von 20&nbsp;cm sehen kann (''siehe auch: [[Litracon]]'').<ref>Erik Theiss: ''Beleuchtungstechnik.'' Neue Technologien der Innen- und Aussenbeleuchtung, Oldenbourg R. Verlag GmbH, München 2000, ISBN 3-486-27013-3, S. 84–86.</ref>
Aber auch Gebäude werden mit Glasfaser umhüllt, um sie zu verschönern. Im Bereich der Wandbeläge sind auch [[Glasfasertapete]]n verfügbar.


=== Beleuchtung und Abbildung in Medizin und Messtechnik ===
=== Beleuchtung und Abbildung in Medizin und Messtechnik ===
Glasfasern und Glasfaserbündel werden zu Beleuchtungs- und Abbildungszwecken z.&nbsp;B. an [[Mikroskop]]en, Inspektionskameras oder [[Endoskop]]en oder auch bei [[Kaltlichtquelle]]n benutzt (''siehe auch: [[Faseroptik]]''). In den meisten Fällen werden aber zur Beleuchtung [[polymere optische Faser]]n eingesetzt, da diese flexibler sind und bei Überdehnung nicht brechen.
Glasfasern und Glasfaserbündel werden zu Beleuchtungs- und Abbildungszwecken z.&nbsp;B. an [[Mikroskop]]en, Inspektionskameras oder [[Endoskop]]en oder auch bei [[Kaltlichtquelle]]n benutzt (''siehe auch: [[Faseroptik (Bauelement)|Faseroptik]]''). <!--das ist offensichtlich falsch, denn POF brechen natürlich ebenfalls--In den meisten Fällen werden aber zur Beleuchtung [[polymere optische Faser]]n eingesetzt, da diese flexibler sind und bei Überdehnung nicht brechen.<ref>Jörg Hoffmann (Hrsg.): ''Taschenbuch der Messtechnik''. 7. Auflage, Carl Hanser Verlag, München 2007, ISBN 978-3-4464-0993-4, S.&nbsp;197–199.</ref>-->


=== Sensoren ===
=== Sensoren ===
Glasfasern finden verstärkt Anwendung in der Messtechnik. So dienen [[Faseroptischer Sensor|faseroptische Sensoren]], bei denen die [[Messgröße]] nicht wie typischerweise durch eine elektrische Größe repräsentiert bzw. übertragen wird, sondern durch eine optische, zur Messwerterfassung in schwer zugänglichen Bereichen wie [[Staudamm|Staudämmen]] oder unter extremen Bedingungen wie in [[Stahlwerk]]en oder [[Magnetresonanztomographie|Magnetresonanztomographen]]. Man unterscheidet zwei Klassen von faseroptischen Sensoren:
Glasfasern finden verstärkt Anwendung in der Messtechnik. So dienen [[Faseroptischer Sensor|faseroptische Sensoren]], bei denen die [[Messgröße]] nicht wie typischerweise durch eine elektrische Größe repräsentiert bzw. übertragen wird, sondern durch eine optische, zur Messwerterfassung in schwer zugänglichen Bereichen wie [[Staudamm|Staudämmen]] oder unter extremen Bedingungen wie in [[Stahlwerk]]en oder [[Magnetresonanztomographie|Magnetresonanztomographen]]. Man unterscheidet zwei Klassen von faseroptischen Sensoren:
* ''extrinsisch'': Hier dient die Glasfaser nur als Überträger der vom Sensor erfaßten Messgröße, die jener als optisches Signal zur Verfügung stellen muss. Beispiele sind ''Glasfaser-[[Pyrometer]]'', ''faseroptische Temperatursonden'' oder ''optische [[Mikrophon]]e'' ([[Glasfaser-Schallwandler]]).
* ''extrinsisch'': Hier dient die Glasfaser nur als Überträger der vom Sensor erfassten Messgröße, die jener als optisches Signal zur Verfügung stellen muss. Beispiele sind ''Glasfaser-[[Pyrometer]]'', ''faseroptische Temperatursonden'' oder ''optische [[Mikrofon]]e''.
* ''intrinsisch'': Hier dient die Glasfaser direkt als Messaufnehmer und ist somit zugleich Sensor als auch Leitung. Beispiele sind ''faseroptische Drucksensoren'', die ''[[faseroptische Temperaturmessung]]'' oder der ''[[Faserkreisel]]'' zur Messung der [[Winkelgeschwindigkeit]].
* ''intrinsisch'': Hier dient die Glasfaser direkt als Messaufnehmer und ist somit zugleich Sensor als auch Leitung. Beispiele sind ''faseroptische Drucksensoren'', die ''[[faseroptische Temperaturmessung]]'' oder der ''[[Faserkreisel]]'' zur Messung der [[Winkelgeschwindigkeit]].<ref>Helmut Naumann, G. Schröder, Martin Löffler-Mang: ''Handbuch Bauelemente der Optik.'' Grundlagen – Werkstoffe – Geräte – Messtechnik, 7. Auflage, Carl Hanser Verlag, München 2014, ISBN 978-3-446-42625-2, S. 532–536.</ref>


=== Laser ===
=== Laser ===
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In der [[Lasershow]]technik wird Laserlicht von einer zentralen Quelle über Lichtleitkabel zu verschiedenen im Raum verteilten Projektoren geleitet. Die Leistungen betragen hier einige hundert Milliwatt bis zu zweistelligen Wattbeträgen.
In der [[Lasershow]]technik wird Laserlicht von einer zentralen Quelle über Lichtleitkabel zu verschiedenen im Raum verteilten Projektoren geleitet. Die Leistungen betragen hier einige hundert Milliwatt bis zu zweistelligen Wattbeträgen.


Laserstrahlen können nicht nur in Glasfasern geleitet, sondern auch in ihnen erzeugt und verstärkt werden. So finden z.&nbsp;B. [[Faserlaser]] und [[Optischer Verstärker#Erbium-dotierte Faserverstärker (EDFA)|Erbium-dotierte Faserverstärker]] Einsatz im Telekommunikationsbereich. Auf Grund der guten Effizienz des Konversionsprozesses und der guten Kühlung durch die große Oberfläche der Faser sowie der sehr hohen Strahlqualität werden Faserlaser mit hoher Leistung in der Materialbearbeitung und Medizin verwendet.
Laserstrahlen können nicht nur in Glasfasern geleitet, sondern auch in ihnen erzeugt und verstärkt werden. So finden z.&nbsp;B. [[Faserlaser]] und [[Optischer Verstärker#Erbium-dotierte Faserverstärker (EDFA)|Erbium-dotierte Faserverstärker]] Einsatz im Telekommunikationsbereich. Auf Grund der guten Effizienz des Konversionsprozesses und der guten Kühlung durch die große Oberfläche der Faser sowie der sehr hohen Strahlqualität werden Faserlaser mit hoher Leistung in der Materialbearbeitung und Medizin verwendet.<ref>Dieter Bäuerle: ''Laser.'' Grundlagen und Anwendungen in Photonik, Technik, Medizin und Kunst, Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2009, ISBN 978-3-527-40803-0, S. 87–94, 110, 161.</ref>


== Nutzung der mechanischen Eigenschaften ==
== Nutzung der mechanischen Eigenschaften ==
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[[Datei:Glasfaser Roving.jpg|mini|Ein Bündel Glasfasern für die Kunststoffverstärkung (Glasfaserroving)]]
[[Datei:Glasfaser Roving.jpg|mini|Ein Bündel Glasfasern für die Kunststoffverstärkung (Glasfaserroving)]]


Für mechanische Anwendungen liegen die Glasfasern meistens als [[Roving]], [[Vliesstoff]] oder als [[Textilgewebe|Gewebe]] vor. Für Profile verwendet man hingegen unidirektionale (nur in eine Richtung verlaufende) Fasern; so werden zum Beispiel [[Pfeil (Geschoss)|Sportpfeile]] für das [[Bogenschießen]], Stäbe zur Isolation oder z.&nbsp;B. in manchen Regenschirmen aus glasfaserverstärktem Kunststoff hergestellt.
Für mechanische Anwendungen liegen die Glasfasern meistens als [[Roving]], [[Vliesstoff]] oder als [[Textilgewebe|Gewebe]] vor.<ref>[http://hp-textiles.com/proddat/Glasrovinggewebe.pdf Glasrovinggewebe] (PDF, abgerufen am 4. Januar 2018).</ref> Für Profile verwendet man hingegen unidirektionale (nur in eine Richtung verlaufende) Fasern; so werden zum Beispiel [[Pfeil (Geschoss)|Sportpfeile]] für das [[Bogenschießen]], Stäbe zur Isolation oder z.&nbsp;B. in manchen Regenschirmen aus glasfaserverstärktem Kunststoff hergestellt.


Da Glasfasern sehr kerbempfindlich sind, werden sie bei der Herstellung bzw. vor dem Verweben mit einer sogenannten [[Schlichte (Fertigungstechnik)#Textilindustrie|Schlichte]] versehen. Diese Schlichte (z.&nbsp;B. eine Silanschlichte) dient beim Weben als Schmierstoff und wird nach dem Weben chemisch entfernt. Danach wird das sog. Finish auf die Glasfasern aufgetragen, das für die Verwendung in [[Faserverbundwerkstoff]]en als [[Haftvermittler]] zwischen den Glasfasern und dem Kunstharz wirkt. Finish wird auch als haftmittelhaltige Schlichte bezeichnet. Sie kann bis zu zwei Masseprozent ausmachen, liegt jedoch meist bei 0,3 bis 0,8 Prozent.
Da Glasfasern sehr kerbempfindlich sind, werden sie bei der Herstellung bzw. vor dem Verweben mit einer sogenannten [[Schlichte (Fertigungstechnik)#Textilindustrie|Schlichte]] versehen. Diese Schlichte (z.&nbsp;B. eine Silanschlichte) dient beim Weben als Schmierstoff und wird nach dem Weben chemisch entfernt. Danach wird das sog. Finish auf die Glasfasern aufgetragen, das für die Verwendung in [[Faserverbundwerkstoff]]en als [[Haftvermittler]] zwischen den Glasfasern und dem Kunstharz wirkt. Finish wird auch als haftmittelhaltige Schlichte bezeichnet. Sie kann bis zu zwei Masseprozent ausmachen, liegt jedoch meist bei 0,3 bis 0,8 Prozent.
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=== Festigkeit ===
=== Festigkeit ===
Als sprödes Material ist Glas empfindlich gegenüber Spannungsspitzen, wie sie an Fehlstellen wie Kerben auftreten (vergl. Wirkungsweise eines [[Glasschneider]]s). Risse setzen sich durch den gesamten Körper fort. Durch die Faserform ist die Fehlstellengröße im Gegensatz zum kompakten Werkstoff auf den Faserquerschnitt begrenzt, die molekulare Festigkeit des Glases wird nutzbar.
Als sprödes Material ist Glas empfindlich gegenüber Spannungsspitzen, wie sie an Fehlstellen wie Kerben auftreten (vergl. Wirkungsweise eines [[Glasschneider]]s). Risse setzen sich durch den gesamten Körper fort. Durch die Faserform ist die Fehlstellengröße im Gegensatz zum kompakten Werkstoff auf den Faserquerschnitt begrenzt, die molekulare Festigkeit des Glases wird nutzbar. Die Bruchdehnung einer einzelnen Faser kann bis zu 5 Prozent betragen. Sie sind jedoch anfällig gegenüber Knicken und scharfen Kanten.
Die Bruchdehnung einer einzelnen Faser kann bis zu 5 Prozent betragen. Sie sind jedoch anfällig gegenüber Knicken und scharfen Kanten.


Die Zug- und Druckfestigkeit der Glasfaser sorgt für eine besondere Aussteifung des [[Kunststoff]]es bei gleichzeitiger Erhaltung einer gewissen [[Elastizität (Physik)|Flexibilität]] dank der (verglichen mit Stahl) hohen elastischen Bruchdehnung.
Die Zug- und Druckfestigkeit der Glasfaser sorgt für eine besondere Aussteifung des [[Kunststoff]]es bei gleichzeitiger Erhaltung einer gewissen [[Elastizität (Physik)|Flexibilität]] dank der (verglichen mit Stahl) hohen elastischen Bruchdehnung. Die Eigenschaften von Glasfasern werden beispielsweise bei der Herstellung von hochfesten und leichten Bauteilen wie Sportbooten, GFK-Profilen, GFK-Bewehrungen oder Angelruten genutzt. Auch Tanks und Rohre für hochkorrosive Stoffe bestehen meist aus glasfaserverstärktem Kunststoff.
Die Eigenschaften von Glasfasern werden beispielsweise bei der Herstellung von hochfesten und leichten Bauteilen wie Sportbooten, GFK-Profilen, GFK-Bewehrungen oder Angelruten genutzt.
Auch Tanks und Rohre für hochkorrosive Stoffe bestehen meist aus glasfaserverstärktem Kunststoff.


Typischerweise wird für die Konstruktion die mittlere quasistatische Festigkeit einer unverstärkten E-Faser von ''R<sub>G</sub>'' = 1,8&nbsp;GPa verwendet.
Typischerweise wird für die Konstruktion die mittlere quasistatische Festigkeit einer unverstärkten E-Faser von ''R<sub>G</sub>'' = 1,8&nbsp;GPa verwendet.
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Der [[Elastizitätsmodul]] von Glasfasern unterscheidet sich nur wenig von dem eines kompakten Werkstoffvolumens aus Glas. Anders als [[Aramidfaser]]n oder [[Kohlenstofffaser]]n hat die Glasfaser eine [[amorph]]e Struktur. Wie beim kompakten Fensterglas ist die molekulare Orientierung regellos. Die Glasfaser hat [[isotrop]]e mechanische Eigenschaften. Glasfasern verhalten sich bis zum Bruch ideal linear elastisch. Ihre Werkstoff[[dämpfung]] ist sehr gering.
Der [[Elastizitätsmodul]] von Glasfasern unterscheidet sich nur wenig von dem eines kompakten Werkstoffvolumens aus Glas. Anders als [[Aramidfaser]]n oder [[Kohlenstofffaser]]n hat die Glasfaser eine [[amorph]]e Struktur. Wie beim kompakten Fensterglas ist die molekulare Orientierung regellos. Die Glasfaser hat [[isotrop]]e mechanische Eigenschaften. Glasfasern verhalten sich bis zum Bruch ideal linear elastisch. Ihre Werkstoff[[dämpfung]] ist sehr gering.


Die [[Steifigkeit]] eines realen Bauteils aus [[Glasfaserverstärkter Kunststoff|glasfaserverstärktem Kunststoff]] ergibt sich aus Elastizitätsmodul, Richtung und [[Faservolumenanteil|Volumenanteil]] (Standard: 60 %) der Glasfasern sowie zu einem geringen Anteil aus den Eigenschaften des Matrixmaterials, da meist ein deutlich weicherer Kunststoff verwendet wird. Der Elastizitätsmodul der reinen Glasfaser liegt mit 70 bis 90&nbsp;GPa etwa in der Größenordnung von [[Aluminium]].
Die [[Steifigkeit]] eines realen Bauteils aus [[Glasfaserverstärkter Kunststoff|glasfaserverstärktem Kunststoff]] ergibt sich aus Elastizitätsmodul, Richtung und [[Faservolumenanteil|Volumenanteil]] (Standard: 60 %) der Glasfasern sowie zu einem geringen Anteil aus den Eigenschaften des Matrixmaterials, da meist ein deutlich weicherer Kunststoff verwendet wird. Der Elastizitätsmodul der reinen Glasfaser liegt mit 70 bis 90&nbsp;GPa etwa in der Größenordnung von [[Aluminium]].<ref name="Quelle 1">Manfred Flemming, Gerhard Ziegmann, Siegfried Roth: ''Faserverbundbauweisen.'' Fasern und Matrices, Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 1995, ISBN 978-3-642-63352-2, S. 51–66.</ref>


=== Arten von Verstärkungsfasern ===
=== Arten von Verstärkungsfasern ===
Das Glas, aus dem die Verstärkungsfasern hergestellt sind, beeinflusst die Eigenschaften des Kompositwerkstoffs. Daher sind unterschiedliche Qualitäten der Verstärkungsfasern im Handel:<ref>Manfred Flemming, Gerhard Ziegmann, Siegfried Roth: ''Faserverbundbauweisen. Fasern und Matrices.'' Springer-Verlag, 1995, ISBN 3-540-58645-8 [http://books.google.com/books?id=aLc649ZJjKMC&pg=PA57&dq=%22q-glas%22+faser&hl=en&ei=nkrITefBD86N-waW5PHTAQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CEEQ6AEwAA#v=onepage&q=%22q-glas%22%20faser&f=false Abschnitt 2.3.3].</ref>
Das Glas, aus dem die Verstärkungsfasern hergestellt sind, beeinflusst die Eigenschaften des Kompositwerkstoffs. Daher sind unterschiedliche Qualitäten der Verstärkungsfasern im Handel:<ref name="Quelle 1" /><ref>Chokri Cherif (Hrsg.): Textile Werkstoffe für den Leichtbau - Techniken - Verfahren - Materialien - Eigenschaften. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 2011, ISBN 978-3-642-17991-4, S. 68.</ref>
* E-Glas (E = {{lang|en|Electric}}): gilt als Standardfaser, ca. 90 % des Marktes, wird in basischer und saurer Umgebung angegriffen.
 
* S-Glas, R-Glas (S = {{lang|en|Strength}}, R = {{lang|fr|Résistance}}): Faser mit erhöhter Festigkeit
* E-Glas (E = {{lang|en|Electric}}): Aluminiumborsilikat-Glas mit weniger als 2 % Alkalioxiden; gilt als Standardfaser für allgemeine Kunststoffverstärkung und für elektrische Anwendungen, ca. 90 % des Marktes, wird in basischer und saurer Umgebung angegriffen;
* M-Glas (M = {{lang|en|Modulus}}): Faser mit erhöhter Steifigkeit (E-Modul)
* S-Glas (S = {{lang|en|Strength}}): Aluminiumsilikat-Glas mit Zusätzen von Magnesiumoxid; hohe mechanische Anforderungen auch bei hohen Temperaturen;
* C-Glas (C = {{lang|en|Chemical}}): Faser mit erhöhter Chemikalienbeständigkeit
* R-Glas (R = {{lang|fr|Résistance}}): Aluminiumsilikat-Glas mit Zusätzen von Calcium- und Magnesiumoxid, hohe mechanische Anforderungen auch bei hohen Temperaturen;
* ECR-Glas ({{enS|''E-Glass Corrosion Resistant''}}): Faser mit besonders hoher [[Glaskorrosion|Korrosionsbeständigkeit]]
* M-Glas (M = {{lang|en|Modulus}}): berryliumhaltiges Glas; Faser mit erhöhter Steifigkeit (E-Modul), Anwendung bei höchsten mechanischen Anforderungen;
* C-Glas (C = {{lang|en|Chemical}}): Faser mit erhöhter Chemikalienbeständigkeit;
* ECR-Glas ({{lang|en|E-Glass Corrosion Resistant}}): Faser mit besonders hoher [[Glaskorrosion|Korrosionsbeständigkeit]]
* D-Glas (D = {{lang|en|Dielectric}}): Faser mit niedrigem dielektrischen Verlustfaktor, z.&nbsp;B. die [[Radarkuppel|Radome]] einer [[Radarstation]]
* D-Glas (D = {{lang|en|Dielectric}}): Faser mit niedrigem dielektrischen Verlustfaktor, z.&nbsp;B. die [[Radarkuppel|Radome]] einer [[Radarstation]]
* AR-Glas (AR = {{lang|en|Alkaline Resistant}}): Für die Anwendung in Beton entwickelte Faser, die mit [[Zirconium(IV)-oxid]] angereichert ist. Sie ist gegenüber einer basischen Umgebung weitgehend resistent.
* AR-Glas (AR = {{lang|en|Alkaline Resistant}}): Für die Anwendung in Beton entwickelte Faser, die mit [[Zirconium(IV)-oxid]] angereichert ist. Sie ist gegenüber einer basischen Umgebung weitgehend resistent.
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=== Anwendung von Verstärkungsfasern ===
=== Anwendung von Verstärkungsfasern ===
Glasfasern werden [[Beton]] beigemischt, bei dem sie als [[Bewehrung]] dienen. Glasfaserverstärkter Beton wird bei [[Faserzement|Wellplatten]], Fassadenplatten oder bei [[Schalung (Beton)#Verlorene_Schalung|verlorenen Schalungen]] eingesetzt. Ebenso wird Glasfaser im [[Estrich]] verwendet. Außerdem wird Feinbeton mit Glasfasertextilien bewehrt, das heißt dann textilbewehrter Beton.
Glasfasern werden [[Beton]] beigemischt, bei dem sie als [[Bewehrung]] dienen. Glasfaserverstärkter Beton wird bei [[Faserzement|Wellplatten]], Fassadenplatten oder bei [[Schalung (Beton)#Verlorene Schalung|verlorenen Schalungen]] eingesetzt. Ebenso wird Glasfaser im [[Estrich]] verwendet. Außerdem wird Feinbeton mit Glasfasertextilien bewehrt, das heißt dann textilbewehrter Beton.<ref>Monika Helm: ''Stahlfaserbetone in der Praxis. Herstellung – Verarbeitung – Überwachung.'' Verlag Bau+Technik, Düsseldorf 2014, ISBN 978-3-7640-0560-3, S. 28–35.</ref>


Eine große Bedeutung haben Glasfasern in [[Glasfaserverstärkter Kunststoff|glasfaserverstärktem Kunststoff]] (GFK) (Luft- und Raumfahrt, Leiterplatten, Boote, Bobschlitten usw.). In der Luft- und Raumfahrt werden aus Langglasfasern überwiegend tragende Strukturen gebaut (z.&nbsp;B. [[Segelflugzeug]] [[Schleicher ASK&nbsp;21]]). In der [[Automobilindustrie]] werden zurzeit Langglasfasern noch hauptsächlich zur Versteifung von thermoplastischen Bauteilen (z.&nbsp;B. Verkleidungen) genutzt. Es geht aber hier ein Trend zu tragenden Bauteilen.
Eine große Bedeutung haben Glasfasern in [[Glasfaserverstärkter Kunststoff|glasfaserverstärktem Kunststoff]] (GFK) (Luft- und Raumfahrt, Leiterplatten, Boote, Bobschlitten usw.). In der Luft- und Raumfahrt werden aus Langglasfasern überwiegend tragende Strukturen gebaut (z.&nbsp;B. [[Segelflugzeug]] [[Schleicher ASK&nbsp;21]]). In der [[Automobilindustrie]] werden zurzeit Langglasfasern noch hauptsächlich zur Versteifung von thermoplastischen Bauteilen (z.&nbsp;B. Verkleidungen) genutzt. Es geht aber hier ein Trend zu tragenden Bauteilen.<ref>Roman Teschner: ''Glasfasern.'' Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-38328-1.</ref>


In der [[Verfahrenstechnik]] werden Glasfasern hauptsächlich in gewickelten Rohren genutzt. Hier zeichnet sich die Glasfaser durch ihre sehr gute Medienbeständigkeit und elektrische Isolierwirkung aus.
In der [[Verfahrenstechnik]] werden Glasfasern hauptsächlich in gewickelten Rohren genutzt. Hier zeichnet sich die Glasfaser durch ihre sehr gute Medienbeständigkeit und elektrische Isolierwirkung aus.<ref>Joachim Lenz (Hrsg.): ''Rohrleitungen – eine unendliche Geschichte?'' Vulkan Verlag, Essen 2003, ISBN 978-3-8027-5389-3, S. 321&nbsp;ff.</ref>


In der [[Elektrotechnik]] werden Glasfasern als Verstärkungsfasern in [[Leiterplatte]]n oder in elektromagnetisch transparenten Verkleidungen ([[Radarkuppel|Radome]]) genutzt. Die [[Hochspannung]]stechnik nutzt die hohen Festigkeiten und die Isoliereigenschaft der Fasern in [[Isolator (Elektrotechnik)|Isolatoren]].
In der [[Elektrotechnik]] werden Glasfasern als Verstärkungsfasern in [[Leiterplatte]]n oder in elektromagnetisch transparenten Verkleidungen ([[Radarkuppel|Radome]]) genutzt. Die [[Hochspannung]]stechnik nutzt die hohen Festigkeiten und die Isoliereigenschaft der Fasern in [[Isolator (Elektrotechnik)|Isolatoren]].<ref>Serope Kalpakjian, Steven R. Schmid, Ewald Werner: ''Werkstofftechnik. Herstellung – Verarbeitung – Fertigung.'' 5. aktualisierte Auflage, Pearson Education, München 2011, ISBN 978-3-86894-006-0, S. 1111–1115.</ref>


Beim manuellen [[Technisches Zeichnen|Technischen Zeichnen]] auf [[Zeichenfolie]] und zur Reinigung werden [[Glasfaserradierer]] verwendet.
Beim manuellen [[Technisches Zeichnen|Technischen Zeichnen]] auf [[Zeichenfolie]] und zur Reinigung werden [[Glasfaserradierer]] verwendet.<ref>Bund Deutscher Sekretärinnen e. V. (BDS) (Hrsg.): ''Aufbruch in die Büro-Zukunft.'' Sonderausgabe der Zeitschrift SEKRETARIAT, Springer Fachmedien, Wiesbaden 1982, ISBN 978-3-409-91021-7, S. 94.</ref>
 
== Arbeitsschutz in Textilglaswebereien ==
In Textilglaswebereien werden textile Glasfasern verarbeitet. Dabei unterscheidet man zwischen Glasfilamenten und Glasstapelfasern.<ref>{{Internetquelle |autor=Beuth Verlag GmbH |url=https://www.beuth.de/de/norm/din-61850/762681 |titel=DIN 61850:1976-05: Textilglas und Verarbeitungshilfsmittel; Begriffe |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2020-01-02 |sprache=}}</ref> Die in Textilglaswebereien eingesetzten Glasfilamente fallen nicht unter die Geometriekriterien der in der [[Technische Regeln|Technischen Regel für Gefahrstoffe]] (TRGS) 905 eingestuften [[Faserstaub|WHO-Fasern]]. Textilglasfilamente können jedoch bei der Verarbeitung zu Partikeln zerbrechen oder zersplittern, die einer WHO-Faser entsprechen. Die BG/BGIA-Empfehlungen geben praxisgerechte Hinweise, wie durch Schutzmaßnahmen in Textilglaswebereien der Stand der Technik zu erreichen ist. Beim Verarbeiten von Glasfilamenten gibt es keinen [[Arbeitsplatzgrenzwert]] für Fasern.<ref>{{Internetquelle |autor=Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV) |url=https://publikationen.dguv.de/regelwerk/informationen/813/bg/bgia-empfehlungen-fuer-die-gefaehrdungsbeurteilung-nach-der-gefahrstoffverordnung-textilglasweber |titel=DGUV Information 213-721 – BG/BGIA-Empfehlungen für die Gefährdungsbeurteilung nach der Gefahrstoffverordnung – Textilglasweberei |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2020-01-02 |sprache=}}</ref>


== Siehe auch ==
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* [[Polymere optische Faser]]
* [[Polymere optische Faser]]
* [[Schlackenfaser]]
* [[Schlackenfaser]]
== Literatur ==
* Gerhard Neckermann, Hans Wessels: ''Die Glasindustrie – ein Branchenbild.'' Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-06216-7, S. 72 ff.
* Peter H. Selden (Hrsg.): ''Glasfaserverstärkte Kunststoffe.'' Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 1967.
* Alfred Hummel, Josef Sittel, Kurt Charisius, Fridel Oberlies, Deodata Krüger, Hans Lenhard, Martin Herrmann, Wolfgang Dohmöhl, Lothar Krüger: ''Neuere Untersuchungen an Baustoffen und Bauteilen.'' Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 1942, S. 25–27.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Fibreglass|Glasfaser}}
{{Commonscat|Glass-reinforced plastic|Glasfaser|S}}
* [http://www.lfu.bayern.de/umweltwissen/doc/uw_32_kuenstliche_mineralfasern.pdf Künstliche Mineralfasern] (PDF; 595 kB) UmweltWissen Bayerisches Landesamt für Umwelt
{{Commonscat|Optical fibers|Glasfaserkabel|S}}
{{Wiktionary}}
* [http://www.lfu.bayern.de/umweltwissen/doc/uw_32_kuenstliche_mineralfasern.pdf ''Künstliche Mineralfasern.''] UmweltWissen – Bayerisches Landesamt für Umwelt (PDF; 595 kB)
* [http://www.gwe-gruppe.de/export/shared/documents/pdf/bre/gwe/GFK-Gesamt.pdf Fiberglass Systems Glasfaserverstärkte Kunststoffrohrsysteme] (abgerufen am 4. Januar 2018)
* [https://www.ifte.de/forschung/zahnriemen/tg2010_Dateien/insWeb/Glasfasern%20mit%20innovativen%20Beschichtungen.pdf Neuartige Glasfasern mit innovativen Beschichtungen für Riemenanwendungen] (abgerufen am 4. Januar 2018)
* [https://d-nb.info/1008607932/34 Zur Beurteilung von AR-Glasfasern in alkalischer Umgebung] (abgerufen am 4. Januar 2018)


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 12. Januar 2022, 22:16 Uhr

Glasfasern

Eine Glasfaser ist eine aus Glas bestehende lange dünne Faser. Bei der Herstellung werden aus einer Glasschmelze dünne Fäden gezogen und zu einer Vielzahl von Endprodukten weiterverarbeitet.[1]

Glasfasern werden als Lichtwellenleiter (zur Datenübertragung und zum flexiblen Lichttransport), als Roving oder als textiles Gewebe (zur Wärme- und Schalldämmung) sowie für glasfaserverstärkte Kunststoffe eingesetzt. Diese zählen heute zu den wichtigsten Konstruktionswerkstoffen. Sie sind alterungs- und witterungsbeständig, chemisch resistent und unbrennbar.[2] Ihren hohen Elastizitätsmodul nutzt man, um die mechanischen Eigenschaften von Kunststoffen zu verbessern.[3]

Geschichte

Bereits vor fast 4000 Jahren verwendeten die Phönizier, Griechen und Ägypter aus der Schmelze gezogene Glasfäden, um Gefäße zu verzieren. 1713 wies Ferchault de Reamur auf die Möglichkeit hin, feine Glasgarne zu verweben.[4] Glasbläser aus dem Thüringer Wald stellten ebenfalls bereits im 18. Jahrhundert sogenanntes Feen- oder Engelshaar her.[5] Erst nur als Dekorationsmittel genutzt, wurden die Möglichkeiten der Fasern (z. B. Wärmeisolation der Glaswolle) in Thüringen (Lauscha, Steinach) nach und nach entdeckt. In der von H. und J. Schuller 1896 gegründeten Glasfabrik Haselbach (heute Vitrulan Technical Textiles GmbH) wurden in den 1930er Jahren spinnbare Glasfäden mit genau definiertem Durchmesser erstmals als Rollenware hergestellt. Das dazu entwickelte und eingesetzte Stabtrommelabziehverfahren wurde in den 1930er Jahren zum Patent angemeldet.[4]

Herstellung

Je nach Einsatzzweck werden Glasfasern aus einer Preform gezogen oder aus einer Glaswanne durch beheizte Düsen gezogen.

Eine Preform (Vorform) ist ein vergrößertes „Abbild“ des späteren Querschnitts optischer Fasern. Sie enthalten die Ausgangsstoffe in ihrer Anordnung und Struktur (siehe auch Photonischer Kristall).

Das Düsenverfahren verwendet beheizte Düsen (mittels direktem Stromdurchfluss geheizte Metallblöcke bzw. bushings aus Platin/-legierungen mit tausenden Löchern), durch die das Glas mit definierter Temperatur (z. B. 1200 °C[6]) austritt und sofort dünn und lang ausgezogen sowie gekühlt wird. Die Abziehgeschwindigkeit ist wesentlich höher (z. B. 500 m/s[6]) als die Austrittsgeschwindigkeit aus den Düsen.

Beiden Verfahren gemeinsam ist die Abhängigkeit des Enddurchmessers von der Ausgangstemperatur und der Ziehgeschwindigkeit.

Die Ausgangsstoffe sind hauptsächlich Siliciumdioxid, Al2O3, MgO, B2O3, CaO, wobei diese und ihre Reinheit die optischen, mechanischen und chemischen Eigenschaften bestimmen.

Sowohl textile als auch optische Fasern müssen sofort nach dem Ziehen geschützt werden, ansonsten würden sie zerbrechen oder sich aneinander zerreiben. Diese sogenannte Schlichte (sizing)[7] ist meist ein Betriebsgeheimnis der Hersteller und besteht aus einer Beschichtung und/oder einem Haftvermittler. Es richtet sich zum Beispiel auch an dem eingesetzten Kunstharz aus, mit dem die rovings zu glasfaserverstärkten Kunststoffen (GFK) verarbeitet werden.[7] Alkoxysilane als Haftvermittler haben zum Beispiel hydrophile (bindet am Glas) und hydrophobe (Bindung zum Harz) Atomgruppen.

Nutzung als Lichtleiter

In Faserrichtung kann sich Licht in Glasfasern nahezu ungehindert ausbreiten. Durch einen radial nach außen abnehmenden Brechungsindex, stetig oder stufig, wird das Licht in der Faser geführt. Diese Eigenschaft als Lichtleiter wird in vielen technischen Anwendungen genutzt.[8]

Datenübertragung

Glasfasern werden unter anderem als Lichtwellenleiter in Glasfasernetzen zur optischen Datenübertragung verwendet. Dies hat gegenüber elektrischer Übertragung den Vorteil einer erheblich höheren maximalen Bandbreite. Es können mehr Informationen pro Zeiteinheit übertragen werden, außerdem ist das übertragene Signal unempfindlich gegenüber elektrischen und magnetischen Störfeldern und in höherem Maße abhörsicher.[9]

Beleuchtung, Dekoration, Kunst und Architektur

In einer Vielzahl von Lampen und Beleuchtungsinstallationen werden Glasfasern heutzutage verwendet, wobei die Fasern nicht nur zum Lichttransport, sondern selbst auch als abstrahlende Elemente benutzt werden. Eine ungewöhnliche Anwendung ist die Herstellung lichtdurchlässigen Betons: durch das Einarbeiten von drei bis fünf Prozent Glasfaseranteil entstehen transluzente Betonelemente, durch die man Licht, Schattenwürfe und Farben noch bis zu einer Wandstärke von 20 cm sehen kann (siehe auch: Litracon).[10] Aber auch Gebäude werden mit Glasfaser umhüllt, um sie zu verschönern. Im Bereich der Wandbeläge sind auch Glasfasertapeten verfügbar.

Beleuchtung und Abbildung in Medizin und Messtechnik

Glasfasern und Glasfaserbündel werden zu Beleuchtungs- und Abbildungszwecken z. B. an Mikroskopen, Inspektionskameras oder Endoskopen oder auch bei Kaltlichtquellen benutzt (siehe auch: Faseroptik).

Sensoren

Glasfasern finden verstärkt Anwendung in der Messtechnik. So dienen faseroptische Sensoren, bei denen die Messgröße nicht wie typischerweise durch eine elektrische Größe repräsentiert bzw. übertragen wird, sondern durch eine optische, zur Messwerterfassung in schwer zugänglichen Bereichen wie Staudämmen oder unter extremen Bedingungen wie in Stahlwerken oder Magnetresonanztomographen. Man unterscheidet zwei Klassen von faseroptischen Sensoren:

  • extrinsisch: Hier dient die Glasfaser nur als Überträger der vom Sensor erfassten Messgröße, die jener als optisches Signal zur Verfügung stellen muss. Beispiele sind Glasfaser-Pyrometer, faseroptische Temperatursonden oder optische Mikrofone.
  • intrinsisch: Hier dient die Glasfaser direkt als Messaufnehmer und ist somit zugleich Sensor als auch Leitung. Beispiele sind faseroptische Drucksensoren, die faseroptische Temperaturmessung oder der Faserkreisel zur Messung der Winkelgeschwindigkeit.[11]

Laser

Faserlaser in Doppelmantelfaser-Aufbau

Zum flexiblen Transport von Laserstrahlung werden Glasfasern eingesetzt, um die Strahlung zum einen bei der Materialbearbeitung und in der Medizin zur Bearbeitungsstelle (schneiden, schweißen usw.) und zum anderen in der Messtechnik, Mikroskopie und Spektroskopie zur Probe zu leiten.

In der Lasershowtechnik wird Laserlicht von einer zentralen Quelle über Lichtleitkabel zu verschiedenen im Raum verteilten Projektoren geleitet. Die Leistungen betragen hier einige hundert Milliwatt bis zu zweistelligen Wattbeträgen.

Laserstrahlen können nicht nur in Glasfasern geleitet, sondern auch in ihnen erzeugt und verstärkt werden. So finden z. B. Faserlaser und Erbium-dotierte Faserverstärker Einsatz im Telekommunikationsbereich. Auf Grund der guten Effizienz des Konversionsprozesses und der guten Kühlung durch die große Oberfläche der Faser sowie der sehr hohen Strahlqualität werden Faserlaser mit hoher Leistung in der Materialbearbeitung und Medizin verwendet.[12]

Nutzung der mechanischen Eigenschaften

Typische Eigenschaften von Glasfasern
Dichte 2,45…2,58 g/cm³
Filamentdurchmesser 5…24 µm
Zugfestigkeit 1,8…5 GPa (kN/mm²)
Zug-E-Modul 70…90 GPa
Bruchdehnung < 5 %
Ein Bündel Glasfasern für die Kunststoffverstärkung (Glasfaserroving)

Für mechanische Anwendungen liegen die Glasfasern meistens als Roving, Vliesstoff oder als Gewebe vor.[13] Für Profile verwendet man hingegen unidirektionale (nur in eine Richtung verlaufende) Fasern; so werden zum Beispiel Sportpfeile für das Bogenschießen, Stäbe zur Isolation oder z. B. in manchen Regenschirmen aus glasfaserverstärktem Kunststoff hergestellt.

Da Glasfasern sehr kerbempfindlich sind, werden sie bei der Herstellung bzw. vor dem Verweben mit einer sogenannten Schlichte versehen. Diese Schlichte (z. B. eine Silanschlichte) dient beim Weben als Schmierstoff und wird nach dem Weben chemisch entfernt. Danach wird das sog. Finish auf die Glasfasern aufgetragen, das für die Verwendung in Faserverbundwerkstoffen als Haftvermittler zwischen den Glasfasern und dem Kunstharz wirkt. Finish wird auch als haftmittelhaltige Schlichte bezeichnet. Sie kann bis zu zwei Masseprozent ausmachen, liegt jedoch meist bei 0,3 bis 0,8 Prozent.

Glasfaserverstärkte Kunststoffe zeigen nur eine sehr geringe Kriechneigung und nehmen nur sehr wenig Feuchte auf.

Festigkeit

Als sprödes Material ist Glas empfindlich gegenüber Spannungsspitzen, wie sie an Fehlstellen wie Kerben auftreten (vergl. Wirkungsweise eines Glasschneiders). Risse setzen sich durch den gesamten Körper fort. Durch die Faserform ist die Fehlstellengröße im Gegensatz zum kompakten Werkstoff auf den Faserquerschnitt begrenzt, die molekulare Festigkeit des Glases wird nutzbar. Die Bruchdehnung einer einzelnen Faser kann bis zu 5 Prozent betragen. Sie sind jedoch anfällig gegenüber Knicken und scharfen Kanten.

Die Zug- und Druckfestigkeit der Glasfaser sorgt für eine besondere Aussteifung des Kunststoffes bei gleichzeitiger Erhaltung einer gewissen Flexibilität dank der (verglichen mit Stahl) hohen elastischen Bruchdehnung. Die Eigenschaften von Glasfasern werden beispielsweise bei der Herstellung von hochfesten und leichten Bauteilen wie Sportbooten, GFK-Profilen, GFK-Bewehrungen oder Angelruten genutzt. Auch Tanks und Rohre für hochkorrosive Stoffe bestehen meist aus glasfaserverstärktem Kunststoff.

Typischerweise wird für die Konstruktion die mittlere quasistatische Festigkeit einer unverstärkten E-Faser von RG = 1,8 GPa verwendet.

Steifigkeit

Der Elastizitätsmodul von Glasfasern unterscheidet sich nur wenig von dem eines kompakten Werkstoffvolumens aus Glas. Anders als Aramidfasern oder Kohlenstofffasern hat die Glasfaser eine amorphe Struktur. Wie beim kompakten Fensterglas ist die molekulare Orientierung regellos. Die Glasfaser hat isotrope mechanische Eigenschaften. Glasfasern verhalten sich bis zum Bruch ideal linear elastisch. Ihre Werkstoffdämpfung ist sehr gering.

Die Steifigkeit eines realen Bauteils aus glasfaserverstärktem Kunststoff ergibt sich aus Elastizitätsmodul, Richtung und Volumenanteil (Standard: 60 %) der Glasfasern sowie zu einem geringen Anteil aus den Eigenschaften des Matrixmaterials, da meist ein deutlich weicherer Kunststoff verwendet wird. Der Elastizitätsmodul der reinen Glasfaser liegt mit 70 bis 90 GPa etwa in der Größenordnung von Aluminium.[14]

Arten von Verstärkungsfasern

Das Glas, aus dem die Verstärkungsfasern hergestellt sind, beeinflusst die Eigenschaften des Kompositwerkstoffs. Daher sind unterschiedliche Qualitäten der Verstärkungsfasern im Handel:[14][15]

  • E-Glas (E = {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)): Aluminiumborsilikat-Glas mit weniger als 2 % Alkalioxiden; gilt als Standardfaser für allgemeine Kunststoffverstärkung und für elektrische Anwendungen, ca. 90 % des Marktes, wird in basischer und saurer Umgebung angegriffen;
  • S-Glas (S = {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)): Aluminiumsilikat-Glas mit Zusätzen von Magnesiumoxid; hohe mechanische Anforderungen auch bei hohen Temperaturen;
  • R-Glas (R = {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)): Aluminiumsilikat-Glas mit Zusätzen von Calcium- und Magnesiumoxid, hohe mechanische Anforderungen auch bei hohen Temperaturen;
  • M-Glas (M = {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)): berryliumhaltiges Glas; Faser mit erhöhter Steifigkeit (E-Modul), Anwendung bei höchsten mechanischen Anforderungen;
  • C-Glas (C = {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)): Faser mit erhöhter Chemikalienbeständigkeit;
  • ECR-Glas ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)): Faser mit besonders hoher Korrosionsbeständigkeit
  • D-Glas (D = {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)): Faser mit niedrigem dielektrischen Verlustfaktor, z. B. die Radome einer Radarstation
  • AR-Glas (AR = {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)): Für die Anwendung in Beton entwickelte Faser, die mit Zirconium(IV)-oxid angereichert ist. Sie ist gegenüber einer basischen Umgebung weitgehend resistent.
  • Q-Glas (Q = Quarz): Faser aus Quarzglas (SiO2). Eignet sich für die Anwendung bei hohen Temperaturen von bis zu 1450 °C
  • Hohlglasfasern: Fasern (meist E-Glas) mit einem Hohlquerschnitt

Bemerkung: R-, S- und M-Glas sind alkalifrei und haben eine gesteigerte Feuchtebeständigkeit.

Anwendung von Verstärkungsfasern

Glasfasern werden Beton beigemischt, bei dem sie als Bewehrung dienen. Glasfaserverstärkter Beton wird bei Wellplatten, Fassadenplatten oder bei verlorenen Schalungen eingesetzt. Ebenso wird Glasfaser im Estrich verwendet. Außerdem wird Feinbeton mit Glasfasertextilien bewehrt, das heißt dann textilbewehrter Beton.[16]

Eine große Bedeutung haben Glasfasern in glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) (Luft- und Raumfahrt, Leiterplatten, Boote, Bobschlitten usw.). In der Luft- und Raumfahrt werden aus Langglasfasern überwiegend tragende Strukturen gebaut (z. B. Segelflugzeug Schleicher ASK 21). In der Automobilindustrie werden zurzeit Langglasfasern noch hauptsächlich zur Versteifung von thermoplastischen Bauteilen (z. B. Verkleidungen) genutzt. Es geht aber hier ein Trend zu tragenden Bauteilen.[17]

In der Verfahrenstechnik werden Glasfasern hauptsächlich in gewickelten Rohren genutzt. Hier zeichnet sich die Glasfaser durch ihre sehr gute Medienbeständigkeit und elektrische Isolierwirkung aus.[18]

In der Elektrotechnik werden Glasfasern als Verstärkungsfasern in Leiterplatten oder in elektromagnetisch transparenten Verkleidungen (Radome) genutzt. Die Hochspannungstechnik nutzt die hohen Festigkeiten und die Isoliereigenschaft der Fasern in Isolatoren.[19]

Beim manuellen Technischen Zeichnen auf Zeichenfolie und zur Reinigung werden Glasfaserradierer verwendet.[20]

Arbeitsschutz in Textilglaswebereien

In Textilglaswebereien werden textile Glasfasern verarbeitet. Dabei unterscheidet man zwischen Glasfilamenten und Glasstapelfasern.[21] Die in Textilglaswebereien eingesetzten Glasfilamente fallen nicht unter die Geometriekriterien der in der Technischen Regel für Gefahrstoffe (TRGS) 905 eingestuften WHO-Fasern. Textilglasfilamente können jedoch bei der Verarbeitung zu Partikeln zerbrechen oder zersplittern, die einer WHO-Faser entsprechen. Die BG/BGIA-Empfehlungen geben praxisgerechte Hinweise, wie durch Schutzmaßnahmen in Textilglaswebereien der Stand der Technik zu erreichen ist. Beim Verarbeiten von Glasfilamenten gibt es keinen Arbeitsplatzgrenzwert für Fasern.[22]

Siehe auch

Literatur

  • Gerhard Neckermann, Hans Wessels: Die Glasindustrie – ein Branchenbild. Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-06216-7, S. 72 ff.
  • Peter H. Selden (Hrsg.): Glasfaserverstärkte Kunststoffe. Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 1967.
  • Alfred Hummel, Josef Sittel, Kurt Charisius, Fridel Oberlies, Deodata Krüger, Hans Lenhard, Martin Herrmann, Wolfgang Dohmöhl, Lothar Krüger: Neuere Untersuchungen an Baustoffen und Bauteilen. Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 1942, S. 25–27.

Weblinks

Commons: Glasfaser – Sammlung von Bildern
Commons: Glasfaserkabel – Sammlung von Bildern
Wiktionary: Glasfaser – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Fedor Mitschke: Glasfasern. Physik und Technologie, Spektrum Akademischer Verlag, 2005, ISBN 978-3-8274-1629-2.
  2. Peter Grübl, Helmut Weigler, Sieghart Karl: Beton. Arten, Herstellung und Eigenschaften, Verlag Ernst & Sohn, München 2001, ISBN 978-3-433-01340-3, S. 622 ff.
  3. Faserverstärkte Polymere (Memento vom 4. Januar 2018 im Internet Archive) (PDF, abgerufen am 4. Januar 2018).
  4. 4,0 4,1 Axel Donges: Optische Fasern – physikalische Grundlagen und Anwendungen netzwerk-lernen.de (PDF, abgerufen am 4. Januar 2018).
  5. Trudi Gerster: Wie das Engelshaar auf den Weihnachtsbaum kam. In: Weihnachtsgeschichten. Buchverlag Basler Zeitung, ISBN 3-85815-094-0.
  6. 6,0 6,1 Ginger Gardiner: The making of glass fiber. compositesworld.com abgerufen am 6. Jan. 2018.
  7. 7,0 7,1 Karen Mason: Sizing Up Fiber Sizings compositesworld.com abgerufen am 6. Jan. 2018
  8. Erwin Böhmer, Dietmar Ehrhardt, Wolfgang Oberschelp: Elemente der angewandten Elektronik. Kompendium für Ausbildung und Beruf, Vieweg + Teubner, ISBN 978-3-8348-0543-0, S. 282.
  9. Andres Keller: Breitbandkabel und Zugangsnetze. Technische Grundlagen und Standards. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 2011, ISBN 978-3-642-17631-9, S. 73, 82, 141–144, 157, 173, 181, 257, 268.
  10. Erik Theiss: Beleuchtungstechnik. Neue Technologien der Innen- und Aussenbeleuchtung, Oldenbourg R. Verlag GmbH, München 2000, ISBN 3-486-27013-3, S. 84–86.
  11. Helmut Naumann, G. Schröder, Martin Löffler-Mang: Handbuch Bauelemente der Optik. Grundlagen – Werkstoffe – Geräte – Messtechnik, 7. Auflage, Carl Hanser Verlag, München 2014, ISBN 978-3-446-42625-2, S. 532–536.
  12. Dieter Bäuerle: Laser. Grundlagen und Anwendungen in Photonik, Technik, Medizin und Kunst, Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2009, ISBN 978-3-527-40803-0, S. 87–94, 110, 161.
  13. Glasrovinggewebe (PDF, abgerufen am 4. Januar 2018).
  14. 14,0 14,1 Manfred Flemming, Gerhard Ziegmann, Siegfried Roth: Faserverbundbauweisen. Fasern und Matrices, Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 1995, ISBN 978-3-642-63352-2, S. 51–66.
  15. Chokri Cherif (Hrsg.): Textile Werkstoffe für den Leichtbau - Techniken - Verfahren - Materialien - Eigenschaften. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 2011, ISBN 978-3-642-17991-4, S. 68.
  16. Monika Helm: Stahlfaserbetone in der Praxis. Herstellung – Verarbeitung – Überwachung. Verlag Bau+Technik, Düsseldorf 2014, ISBN 978-3-7640-0560-3, S. 28–35.
  17. Roman Teschner: Glasfasern. Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-38328-1.
  18. Joachim Lenz (Hrsg.): Rohrleitungen – eine unendliche Geschichte? Vulkan Verlag, Essen 2003, ISBN 978-3-8027-5389-3, S. 321 ff.
  19. Serope Kalpakjian, Steven R. Schmid, Ewald Werner: Werkstofftechnik. Herstellung – Verarbeitung – Fertigung. 5. aktualisierte Auflage, Pearson Education, München 2011, ISBN 978-3-86894-006-0, S. 1111–1115.
  20. Bund Deutscher Sekretärinnen e. V. (BDS) (Hrsg.): Aufbruch in die Büro-Zukunft. Sonderausgabe der Zeitschrift SEKRETARIAT, Springer Fachmedien, Wiesbaden 1982, ISBN 978-3-409-91021-7, S. 94.
  21. Beuth Verlag GmbH: DIN 61850:1976-05: Textilglas und Verarbeitungshilfsmittel; Begriffe. Abgerufen am 2. Januar 2020.
  22. Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV): DGUV Information 213-721 – BG/BGIA-Empfehlungen für die Gefährdungsbeurteilung nach der Gefahrstoffverordnung – Textilglasweberei. Abgerufen am 2. Januar 2020.

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