Frédéric Kastner: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Georges Frédéric Eugène Kastner''' (auch '''Georg Friedrich Eugen Kastner''', * [[10. August]] [[1852]] in [[Straßburg]]; † [[6. April]] [[1882]] in [[Bonn]]) war [[Physiker]] und [[Erfinder]] des [[Pyrophon]]s, einem orgelähnlichen Musikinstrument, welches durch brennendes Gas zur Tonbildung angeregt wird.
'''Georges Frédéric Eugène Kastner''' (auch '''Georg Friedrich Eugen Kastner''', * [[10. August]] [[1852]] in [[Straßburg]]; † [[6. April]] [[1882]] in [[Bonn]]) war [[Physiker]] und [[Erfinder]] des [[Pyrophon]]s, einem orgelähnlichen Musikinstrument, welches durch brennendes Gas zur Tonbildung angeregt wird.


== Leben ==
== Leben ==
Kastner war der Sohn des elsässischen Tondichters [[Jean-Georges Kastner]] und der [[Léonie Kastner-Boursault|Léonie Amable Alberte geb. Boursault]]. Er wuchs in Paris auf und begleitete seine Eltern oft bei Reisen ins Elsass und nach Deutschland. Nach der Schulausbildung erwarb er sich sein Wissen über die Physik im Wesentlichen als [[Autodidakt]], wobei ihn seine Mutter großzügig unterstützte und ihm ein eigenes Labor einrichtete. Kastners besonderes Interesse galt der Elektrizität, den Schwingungen und den Gasen. Der Biograph beschreibt einerseits seine Schwermut nach dem Tod des Vaters, andererseits das große Engagement, mit dem Kastner an seine Projekte heranging, oft zu Lasten der Gesundheit. Ab dem Winter 1876/77 wurde Kastner zunehmend kränker und suchte Heilung in verschiedenen europäischen Kurorten. Die nicht näher benannte Krankheit führte schließlich zum frühen Tod 1882.<ref name="Jan">{{Literatur | Autor=Hermann Ludwig von Jan | Titel=Johann Georg Kastner, ein elsässischer Tondichter, Theoretiker und Musikforscher - sein Werden und Wirken | Verlag=[[Breitkopf & Härtel]] | Ort=Leipzig | Jahr=1886 | Band=Band 2, Teil 2 | Seiten=287–327 | Online={{Digitalisat|IA=p2johanngeorgkas02ludw}} }}</ref>
Kastner war der Sohn des elsässischen Tondichters [[Jean-Georges Kastner]] und der [[Léonie Kastner-Boursault|Léonie Amable Alberte geb. Boursault]]. Er wuchs in Paris auf und begleitete seine Eltern oft bei Reisen ins Elsass und nach Deutschland. Nach der Schulausbildung erwarb er sich sein Wissen über die Physik im Wesentlichen als [[Autodidakt]], wobei ihn seine Mutter großzügig unterstützte und ihm ein eigenes Labor einrichtete. Kastners besonderes Interesse galt der Elektrizität, den Schwingungen und den Gasen. Der Biograph beschreibt einerseits seine Schwermut nach dem Tod des Vaters, andererseits das große Engagement, mit dem Kastner an seine Projekte heranging, oft zu Lasten der Gesundheit. Ab dem Winter 1876/77 wurde Kastner zunehmend kränker und suchte Heilung in verschiedenen europäischen Kurorten. Die nicht näher benannte Krankheit führte schließlich zum frühen Tod 1882.<ref name="Jan">{{Literatur |Autor=Hermann Ludwig von Jan |Titel=Johann Georg Kastner, ein elsässischer Tondichter, Theoretiker und Musikforscher sein Werden und Wirken |Band=Band 2, Teil 2 |Verlag=Breitkopf & Härtel |Ort=Leipzig |Datum=1886 |Seiten=287–327 |Online={{archive.org|p2johanngeorgkas02ludw}}}}</ref>


== Wirken ==
== Wirken ==
1868 richtete die Mutter dem 16-jährigen Sohn in Paris ein Labor ein, in dem er einen elektrisch angetriebenen Hubmotor entwickelte und 1870 zum Patent anmeldete. Der Erfindung scheint kein eigenständiger Erfolg beschieden gewesen zu sein, allerdings konnte Kastner die entwickelten Prinzipien in elektrisch geschalteten Ventilen im Pyrophon verwenden. Kastners Forschungstätigkeit wurde 1870 durch den [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieg]] unterbrochen, in dem er die französische Seite unterstützte, wobei er z. B. Verwundete pflegte und während der [[Belagerung von Straßburg]] im dortigen, elterlichen Haus obdachlos gewordene Personen beherbergte.<ref name="Jan"/>
1868 richtete die Mutter dem 16-jährigen Sohn in Paris ein Labor ein, in dem er einen elektrisch angetriebenen Hubmotor entwickelte und 1870 zum Patent anmeldete. Der Erfindung scheint kein eigenständiger Erfolg beschieden gewesen zu sein, allerdings konnte Kastner die entwickelten Prinzipien in elektrisch geschalteten Ventilen im Pyrophon verwenden. Kastners Forschungstätigkeit wurde 1870 durch den [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieg]] unterbrochen, in dem er die französische Seite unterstützte, wobei er z.&nbsp;B. Verwundete pflegte und während der [[Belagerung von Straßburg]] im dortigen, elterlichen Haus obdachlos gewordene Personen beherbergte.<ref name="Jan" />


Nach dem Krieg nahm Kastner in Paris die Arbeiten am Pyrophon auf, konnte Anfang 1873 der Pariser [[Académie des sciences|Akademie der Wissenschaften]] einen ersten Aufsatz darüber präsentieren und im selben Jahr zur [[Weltausstellung 1873|Weltausstellung in Wien]] ein kleines Modell schicken. In den folgenden Jahren verbesserte Kastner das Instrument und ließ es in mehreren Ländern patentieren. 1875 stellte er der [[Royal Institution of Great Britain|Royal Institution]] in London ein ausgereiftes Instrument zur Verfügung. In den letzten Jahren seines kurzen Lebens versuchte Kastner das Instrument zu vermarkten, was durch seine Krankheit erschwert wurde. Er wurde dabei von seiner Mutter und [[Henry Dunant|Henri Dunant]] unterstützt. Beide setzten die Vermarktung nach Kastners Tod fort.<ref name="Jan"/> <ref name="Dunant">{{Literatur | Autor=Henri Dunant | Titel=The Pyrophone | Sammelwerk=Popular Science Monthly | Band=Vol. 7 | Jahr = 1875 | Monat=8 | Seiten=444–453 | Online=[http://en.wikisource.org/wiki/Popular_Science_Monthly/Volume_7/August_1875/The_Pyrophone Wikisource]}}</ref>
Nach dem Krieg nahm Kastner in Paris die Arbeiten am Pyrophon auf, konnte Anfang 1873 der Pariser [[Académie des sciences|Akademie der Wissenschaften]] einen ersten Aufsatz darüber präsentieren und im selben Jahr zur [[Weltausstellung 1873|Weltausstellung in Wien]] ein kleines Modell schicken. In den folgenden Jahren verbesserte Kastner das Instrument und ließ es in mehreren Ländern patentieren. 1875 stellte er der [[Royal Institution of Great Britain|Royal Institution]] in London ein ausgereiftes Instrument zur Verfügung. In den letzten Jahren seines kurzen Lebens versuchte Kastner das Instrument zu vermarkten, was durch seine Krankheit erschwert wurde. Er wurde dabei von seiner Mutter und [[Henry Dunant|Henri Dunant]] unterstützt. Beide setzten die Vermarktung nach Kastners Tod fort.<ref name="Jan" /><ref name="Dunant">{{Literatur |Autor=Henri Dunant |Titel=The Pyrophone |Sammelwerk=Popular Science Monthly |Band=Vol. 7 |Datum=1875-08 |Seiten=444–453 |Online=[[s:en:Popular Science Monthly/Volume 7/August 1875/The Pyrophone|Wikisource]]}}</ref>


Die physikalischen und chemischen Grundlagen des Pyrophons waren in den vorangegangenen Jahren von Anderen erforscht worden. Kastners Leistung besteht darin, die Bedeutung für die Musik erkannt und in einem funktionierenden Instrument umgesetzt zu haben.<ref name="Jan"/>
Die physikalischen und chemischen Grundlagen des Pyrophons waren in den vorangegangenen Jahren von Anderen erforscht worden. Kastners Leistung besteht darin, die Bedeutung für die Musik erkannt und in einem funktionierenden Instrument umgesetzt zu haben.<ref name="Jan" />


== Werke ==
== Werke ==
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== Weblinks ==
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Aktuelle Version vom 2. Dezember 2021, 06:24 Uhr

Frédéric Kastner
Eines von Kastners Pyrophonen (Exemplar aus dem Jahr 1876) im Musée historique de Strasbourg

Georges Frédéric Eugène Kastner (auch Georg Friedrich Eugen Kastner, * 10. August 1852 in Straßburg; † 6. April 1882 in Bonn) war Physiker und Erfinder des Pyrophons, einem orgelähnlichen Musikinstrument, welches durch brennendes Gas zur Tonbildung angeregt wird.

Leben

Kastner war der Sohn des elsässischen Tondichters Jean-Georges Kastner und der Léonie Amable Alberte geb. Boursault. Er wuchs in Paris auf und begleitete seine Eltern oft bei Reisen ins Elsass und nach Deutschland. Nach der Schulausbildung erwarb er sich sein Wissen über die Physik im Wesentlichen als Autodidakt, wobei ihn seine Mutter großzügig unterstützte und ihm ein eigenes Labor einrichtete. Kastners besonderes Interesse galt der Elektrizität, den Schwingungen und den Gasen. Der Biograph beschreibt einerseits seine Schwermut nach dem Tod des Vaters, andererseits das große Engagement, mit dem Kastner an seine Projekte heranging, oft zu Lasten der Gesundheit. Ab dem Winter 1876/77 wurde Kastner zunehmend kränker und suchte Heilung in verschiedenen europäischen Kurorten. Die nicht näher benannte Krankheit führte schließlich zum frühen Tod 1882.[1]

Wirken

1868 richtete die Mutter dem 16-jährigen Sohn in Paris ein Labor ein, in dem er einen elektrisch angetriebenen Hubmotor entwickelte und 1870 zum Patent anmeldete. Der Erfindung scheint kein eigenständiger Erfolg beschieden gewesen zu sein, allerdings konnte Kastner die entwickelten Prinzipien in elektrisch geschalteten Ventilen im Pyrophon verwenden. Kastners Forschungstätigkeit wurde 1870 durch den Deutsch-Französischen Krieg unterbrochen, in dem er die französische Seite unterstützte, wobei er z. B. Verwundete pflegte und während der Belagerung von Straßburg im dortigen, elterlichen Haus obdachlos gewordene Personen beherbergte.[1]

Nach dem Krieg nahm Kastner in Paris die Arbeiten am Pyrophon auf, konnte Anfang 1873 der Pariser Akademie der Wissenschaften einen ersten Aufsatz darüber präsentieren und im selben Jahr zur Weltausstellung in Wien ein kleines Modell schicken. In den folgenden Jahren verbesserte Kastner das Instrument und ließ es in mehreren Ländern patentieren. 1875 stellte er der Royal Institution in London ein ausgereiftes Instrument zur Verfügung. In den letzten Jahren seines kurzen Lebens versuchte Kastner das Instrument zu vermarkten, was durch seine Krankheit erschwert wurde. Er wurde dabei von seiner Mutter und Henri Dunant unterstützt. Beide setzten die Vermarktung nach Kastners Tod fort.[1][2]

Die physikalischen und chemischen Grundlagen des Pyrophons waren in den vorangegangenen Jahren von Anderen erforscht worden. Kastners Leistung besteht darin, die Bedeutung für die Musik erkannt und in einem funktionierenden Instrument umgesetzt zu haben.[1]

Werke

  • Théorie des vibrations et considérations sur l’électricité. Paris 1873.
  • Le Pyrophone. Flammes Chantantes. 4. Auflage. Paris 1876.
  • Les flammes chantantes, theorie des vibrations et considerations sur l’électricité. Paris 1876 (archive.org).

Literatur

  • Frederic Kastner. In: Nature. Nr. 26, 27. Juli 1882, S. 304 (nature.com).
  • Wilfrid de Fonvielle: Georges Eugène Frédéric Kastner, 1852-1882. Aux bureaux du journal l’Électricité, Paris 1882.

Weblinks

Commons: Frédéric Kastner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Original-Pyrophon von Kastner. Science Museum Group Collection; (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Hermann Ludwig von Jan: Johann Georg Kastner, ein elsässischer Tondichter, Theoretiker und Musikforscher – sein Werden und Wirken. Band 2, Teil 2. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1886, S. 287–327 (archive.org).
  2. Henri Dunant: The Pyrophone. In: Popular Science Monthly. Vol. 7, August 1875, S. 444–453 (Wikisource).

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