Edme Mariotte: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Edme Mariotte''' (* um 1620 wahrscheinlich in [[Dijon]]; † [[12. Mai]] [[1684]] in [[Paris]]) war ein französischer Physiker. Seine Werke veröffentlichte er unter dem Namen Edme Mariotte de [[Chazeuil (Côte-d’Or)|Chazeuil]], was einen Hinweis auf seinen Geburtsort gibt.<ref>L'Intermédiaire des chercheurs et curieux [http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k73456v/f512.item.r=%22Edme%20Mariotte%22.zoom in der Bibliothèque nationale de France] abgerufen 8. April 2016</ref>
'''Edme Mariotte''' (* um 1620 wahrscheinlich in [[Dijon]]; † [[12. Mai]] [[1684]] in [[Paris]]) war ein französischer Physiker. Seine Werke veröffentlichte er unter dem Namen Edme Mariotte de [[Chazeuil (Côte-d’Or)|Chazeuil]], was einen Hinweis auf seinen Geburtsort gibt.<ref>''L'Intermédiaire des chercheurs et curieux'' [http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k73456v/f512.item.r=%22Edme%20Mariotte%22.zoom Digitalisat], abgerufen am 8. April 2016.</ref>


== Biographie ==
== Biographie ==
Mariotte war zunächst [[Römisch-katholische Kirche|katholischer]] [[Geistlicher]] in Dijon, wo er wahrscheinlich als [[Prior]] von St. Martin sous-Beaume wirkte. Er war Gründungsmitglied der [[Académie_des_sciences|Akademie der Wissenschaften]], in die er 1666 von [[Jean-Baptiste Colbert|Colbert]] berufen wurde.<ref>Mémoires de l'Académie des sciences [http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k5613800d/f13.item.r=%22Edme%20Mariotte%22.zoom in der Bibliothèque nationale de France], Seite XIII, abgerufen am 8. April 2016</ref> Mariotte lebte in Paris und arbeitete zu Problemen der [[Flüssigkeit]]en und [[Gas|Gase]].
Mariotte war zunächst [[Römisch-katholische Kirche|katholischer]] [[Geistlicher]] in Dijon, wo er wahrscheinlich als [[Prior]] von St. Martin sous-Beaume wirkte. Er war Gründungsmitglied der [[Académie des sciences|Akademie der Wissenschaften]], in die er 1666 von [[Jean-Baptiste Colbert]] berufen wurde.<ref>''Mémoires de l'Académie des sciences'' [http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k5613800d/f13.item.r=%22Edme%20Mariotte%22.zoom Digitalisat], Seite XIII, abgerufen am 8. April 2016</ref> Mariotte lebte in Paris und arbeitete zu Problemen der [[Flüssigkeit]]en und [[Gas]]e.


Mariotte beschäftigte sich unter anderem mit der Frage, woher die Ringe kommen, die man sieht, wenn man Mond oder Sterne betrachtet. Das veranlasste ihn zu Untersuchungen an Tieraugen. Dabei entdeckte er den [[Blinder Fleck (Auge)|Blinden Fleck]]. Über die Funktion des Auges führte er einen Briefwechsel mit [[Jean Pecquet|Pecquet]], in dem unter anderem kontrovers über die Funktion der Netzhaut diskutiert wurde. Diese Briefe wurden in einem Buch zusammengefasst und 1668 unter dem Titel ''Nouvelle découverte touchant la veüe'' veröffentlicht.<ref>''Nouvelle découverte touchant la veüe'' [https://books.google.de/books?id=4yZNAAAAcAAJ&printsec=frontcover&dq=Nouvelle+d%C3%A9couverte+touchant+la+ve%C3%BCe&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjC99DwjYbMAhUHfiwKHam0AdAQ6AEIJDAB#v=onepage&q=Nouvelle%20d%C3%A9couverte%20touchant%20la%20ve%C3%BCe&f=false bei Google Books], abgerufen 11. April 2016</ref>
Mariotte beschäftigte sich unter anderem mit der Frage, woher die Ringe kommen, die man sieht, wenn man Mond oder Sterne betrachtet. Das veranlasste ihn zu Untersuchungen an Tieraugen. Dabei entdeckte er den [[Blinder Fleck (Auge)|Blinden Fleck]]. Über die Funktion des Auges führte er einen Briefwechsel mit [[Jean Pecquet]], in dem unter anderem kontrovers über die Funktion der Netzhaut diskutiert wurde. Diese Briefe wurden in einem Buch zusammengefasst und 1668 unter dem Titel ''Nouvelle découverte touchant la veüe'' veröffentlicht.<ref>''Nouvelle découverte touchant la veüe'' [https://books.google.de/books?id=4yZNAAAAcAAJ&printsec=frontcover&dq=Nouvelle+d%C3%A9couverte+touchant+la+ve%C3%BCe&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjC99DwjYbMAhUHfiwKHam0AdAQ6AEIJDAB#v=onepage&q=Nouvelle%20d%C3%A9couverte%20touchant%20la%20ve%C3%BCe&f=false Digitalisat], abgerufen am 11. April 2016.</ref>


Zwar von [[Robert_Boyle|Boyle]] entdeckt, bewies jedoch Mariotte, dass sich Gase, also auch Luft, komprimieren lassen. Ohne die physikalischen Zusammenhänge genauer zu kennen, konstruierte er einen Versuchsaufbau, die [[U-Rohr-Manometer|Mariottschesche Röhre]]<ref>Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik [https://books.google.de/books?id=rSqDBwAAQBAJ&pg=PA149&dq=%22edme+mariotte%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj8tMzf-P7LAhULBywKHXvSBO04FBDoAQg3MAM#v=onepage&q=%22edme%20mariotte%22&f=false bei Google Books] abgerufen 8. April 2016</ref>, der Luft in einer gebogenen Glasröhre einschließt. Durch Zugabe von Quecksilber lässt sich die Höhe der Luftsäule im abgeschlossenen Teil der Röhre verändern. Aus dieser Erkenntnis formulierte er das nach beiden Forschern benannte [[Boyle-Mariotte-Gesetz]]. Die Röhre setzte Mariotte auch als Manometer bei Studien über den Luftdruck in verschiedenen Höhenlagen ein. Eine weitere Erfindung, die ebenfalls mit dem [[Erdatmosphäre|Atmosphärendruck]] zusammenhängt, ist die [[Mariottesche Flasche]].
Zwar von [[Robert Boyle]] entdeckt, bewies jedoch Mariotte, dass sich Gase, also auch Luft, komprimieren lassen. Ohne die physikalischen Zusammenhänge genauer zu kennen, konstruierte er einen Versuchsaufbau, die [[U-Rohr-Manometer|Mariottschesche Röhre]]<ref>[[Ludwig Darmstaedter]], René Du-Bois-Reymond, [[Carl Schaefer]] (Hrsg.): ''Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik'' [https://books.google.de/books?id=rSqDBwAAQBAJ&pg=PA149&dq=%22edme+mariotte%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj8tMzf-P7LAhULBywKHXvSBO04FBDoAQg3MAM#v=onepage&q=%22edme%20mariotte%22&f=false Digitalisat], abgerufen am 8. April 2016.</ref>, der Luft in einer gebogenen Glasröhre einschließt. Durch Zugabe von Quecksilber lässt sich die Höhe der Luftsäule im abgeschlossenen Teil der Röhre verändern. Aus dieser Erkenntnis formulierte er das nach beiden Forschern benannte [[Boyle-Mariotte-Gesetz]]. Die Röhre setzte Mariotte auch als Manometer bei Studien über den Luftdruck in verschiedenen Höhenlagen ein. Eine weitere Erfindung, die ebenfalls mit dem [[Erdatmosphäre|Atmosphärendruck]] zusammenhängt, ist die [[Mariottesche Flasche]].


Mariotte vermutete 1679 als Erster, dass Pflanzen ihre Nahrung durch einen chemischen Prozess selbst erzeugen, also nicht, wie es [[Aristoteles]] lehrte, gänzlich aus der Erde beziehen.<ref>Pflanƶenernährung: Erster Band [https://books.google.de/books?id=OkqsBgAAQBAJ&pg=PA4&dq=mariotte+pflanzen&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiH1srSwI3MAhXIxRQKHfBQDa8Q6AEIOTAB#v=onepage&q=mariotte%20pflanzen&f=false bei Google Books] Seite 4, abgerufen 14. April 2016</ref>
Mariotte vermutete 1679 als Erster, dass Pflanzen ihre Nahrung durch einen chemischen Prozess selbst erzeugen, also nicht, wie es [[Aristoteles]] lehrte, gänzlich aus der Erde beziehen.<ref>[[Franz Honcamp]]: ''Pflanzenernährung: Erster Band'' [https://books.google.de/books?id=OkqsBgAAQBAJ&pg=PA4&dq=mariotte+pflanzen&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiH1srSwI3MAhXIxRQKHfBQDa8Q6AEIOTAB#v=onepage&q=mariotte%20pflanzen&f=false Digitalisat] Seite 4, abgerufen 14. April 2016</ref>


In seinem Werk ''Traitte de la percussion ou chocq des corps'' beschrieb Mariotte erstmals das [[Kugelstoßpendel]] und schuf damit die Grundlage für den von [[Isaac_Newton|Newton]] formulierten [[Impulserhaltungssatz]].  
In seinem Werk ''Traitte de la percussion ou chocq des corps'' beschrieb Mariotte erstmals das [[Kugelstoßpendel]] und schuf damit die Grundlage für den von [[Isaac Newton|Newton]] formulierten [[Impulserhaltungssatz]].


Neben dem Briefwechsel mit Pecquet korrespondierte Mariotte mit [[Gottfried Wilhelm Leibniz|Leibniz]].<ref>Der berühmte Herr Leibniz: eine Biographie [https://books.google.de/books?id=PsjIwH_OaU4C&pg=PA161&dq=%22edme+mariotte%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjxt8qJ-v7LAhVDCCwKHZ93DpU4HhDoAQhJMAY#v=onepage&q=%22edme%20mariotte%22&f=false bei Google Books] abgerufen 8. April 2016</ref> Weiterhin entwarf er das Wasserleitungsnetz für das Schloss [[Versailles]].<ref>Geschichte der Mechanischen Prinzipien: und ihrer wichtigsten Anwendungen [https://books.google.de/books?id=znLSBgAAQBAJ&pg=PA360&dq=%22edme+mariotte%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjerJrU-v7LAhXE1ywKHWqwCaU4KBDoAQhTMAg#v=onepage&q=%22edme%20mariotte%22&f=false bei Google Books], abgerufen am 8. April 2016</ref><ref>Geschichte der Baustatik: Auf der Suche nach dem Gleichgewicht [https://books.google.de/books?id=iNFkCwAAQBAJ&pg=PA404&dq=%22edme+mariotte%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjerJrU-v7LAhXE1ywKHWqwCaU4KBDoAQhZMAk#v=onepage&q=%22edme%20mariotte%22&f=false bei Google Books], abgerufen am 8. April 2016</ref>
Neben dem Briefwechsel mit Pecquet korrespondierte Mariotte mit [[Gottfried Wilhelm Leibniz|Leibniz]].<ref>[[Eike Christian Hirsch]]: ''Der berühmte Herr Leibniz: eine Biographie'' [https://books.google.de/books?id=PsjIwH_OaU4C&pg=PA161&dq=%22edme+mariotte%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjxt8qJ-v7LAhVDCCwKHZ93DpU4HhDoAQhJMAY#v=onepage&q=%22edme%20mariotte%22&f=false Digitalisat], abgerufen am 8. April 2016.</ref> Weiterhin entwarf er das Wasserleitungsnetz für das Schloss [[Versailles]].<ref>[[István Szabó (Ingenieur)|Istvan Szabó]]: ''Geschichte der Mechanischen Prinzipien: und ihrer wichtigsten Anwendungen'' [https://books.google.de/books?id=znLSBgAAQBAJ&pg=PA360&dq=%22edme+mariotte%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjerJrU-v7LAhXE1ywKHWqwCaU4KBDoAQhTMAg#v=onepage&q=%22edme%20mariotte%22&f=false Digitalisat], abgerufen am 8. April 2016</ref><ref>[[Karl-Eugen Kurrer]]: ''Geschichte der Baustatik: Auf der Suche nach dem Gleichgewicht'' [https://books.google.de/books?id=iNFkCwAAQBAJ&pg=PA404&dq=%22edme+mariotte%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjerJrU-v7LAhXE1ywKHWqwCaU4KBDoAQhZMAk#v=onepage&q=%22edme%20mariotte%22&f=false Digitalisat], abgerufen am 8. April 2016</ref>


Der Mondkrater [[Mariotte (Mondkrater)|Mariotte]] ist nach ihm benannt.
In ihrem Gründungsjahr 1666 wurde er Mitglied der [[Académie des sciences|Académie royale des sciences]].<ref>{{Internetquelle| url=https://www.academie-sciences.fr/fr/Liste-des-membres-depuis-la-creation-de-l-Academie-des-sciences/les-membres-du-passe-dont-le-nom-commence-par-m.html| titel=Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe M| hrsg=Académie des sciences| zugriff=2020-01-19| sprache=fr}}</ref> Der Mondkrater [[Mariotte (Mondkrater)|Mariotte]] ist nach ihm benannt.


== Schriften (Auswahl) ==
== Schriften (Auswahl) ==
* ''Essay de Logique, contenant les Prinzipes'', 1678  
* ''Essay de Logique, contenant les Prinzipes'', 1678
* ''Essays de physique, ou memoires pour servir à la science des choses naturelles'', 4 Bände, 1679–1681
* ''Essays de physique, ou memoires pour servir à la science des choses naturelles'', 4 Bände, 1679–1681
* ''Premier essay de la vegetation des Plantes'', 1679
* ''Premier essay de la vegetation des Plantes'', 1679
* ''Traitté de la percussion ou chocq des corps''<!--im Original so altertümlich benannt-->, 1673
* ''Traitté de la percussion ou chocq des corps''<!--im Original so altertümlich benannt-->, 1673
* Postum: ''Traité du mouvement des eaux et autres corps fluides divisé en V parties'', 1686
* Postum: ''Traité du mouvement des eaux et autres corps fluides divisé en V parties'', 1686
== Literatur ==
* {{DictSciBiogr |Autor=Michael S. Mahoney |Lemma=Mariotte, Edme |Band=9 |Seiten=114–122 |Kommentar=}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://docnum.u-strasbg.fr/cdm/search/searchterm/Mariotte%20Edme/order/creato Digitalisierte Werke von Mariotte] - SICD der Universitäten von Strasbourg
* [http://docnum.u-strasbg.fr/cdm/search/searchterm/Mariotte%20Edme/order/creato Digitalisierte Werke von Mariotte] SICD der Universitäten von Strasbourg
* Personendaten [http://data.bnf.fr/12286520/edme_mariotte/ in der Bibliothèque nationale de France]
* {{BibNatFrance|ID=12286520}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Physiker (17. Jahrhundert)]]
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[[Kategorie:Franzose]]
[[Kategorie:Franzose]]
[[Kategorie:Geboren im 17. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Geboren im 17. Jahrhundert]]

Aktuelle Version vom 15. Oktober 2021, 07:00 Uhr

Gründungsmitglieder der Akademie 1666, von Henry Testelin; Mariotte wahrscheinl. 6. v. rechts
Mariottesche Röhre
Mondkrater Mariotte

Edme Mariotte (* um 1620 wahrscheinlich in Dijon; † 12. Mai 1684 in Paris) war ein französischer Physiker. Seine Werke veröffentlichte er unter dem Namen Edme Mariotte de Chazeuil, was einen Hinweis auf seinen Geburtsort gibt.[1]

Biographie

Mariotte war zunächst katholischer Geistlicher in Dijon, wo er wahrscheinlich als Prior von St. Martin sous-Beaume wirkte. Er war Gründungsmitglied der Akademie der Wissenschaften, in die er 1666 von Jean-Baptiste Colbert berufen wurde.[2] Mariotte lebte in Paris und arbeitete zu Problemen der Flüssigkeiten und Gase.

Mariotte beschäftigte sich unter anderem mit der Frage, woher die Ringe kommen, die man sieht, wenn man Mond oder Sterne betrachtet. Das veranlasste ihn zu Untersuchungen an Tieraugen. Dabei entdeckte er den Blinden Fleck. Über die Funktion des Auges führte er einen Briefwechsel mit Jean Pecquet, in dem unter anderem kontrovers über die Funktion der Netzhaut diskutiert wurde. Diese Briefe wurden in einem Buch zusammengefasst und 1668 unter dem Titel Nouvelle découverte touchant la veüe veröffentlicht.[3]

Zwar von Robert Boyle entdeckt, bewies jedoch Mariotte, dass sich Gase, also auch Luft, komprimieren lassen. Ohne die physikalischen Zusammenhänge genauer zu kennen, konstruierte er einen Versuchsaufbau, die Mariottschesche Röhre[4], der Luft in einer gebogenen Glasröhre einschließt. Durch Zugabe von Quecksilber lässt sich die Höhe der Luftsäule im abgeschlossenen Teil der Röhre verändern. Aus dieser Erkenntnis formulierte er das nach beiden Forschern benannte Boyle-Mariotte-Gesetz. Die Röhre setzte Mariotte auch als Manometer bei Studien über den Luftdruck in verschiedenen Höhenlagen ein. Eine weitere Erfindung, die ebenfalls mit dem Atmosphärendruck zusammenhängt, ist die Mariottesche Flasche.

Mariotte vermutete 1679 als Erster, dass Pflanzen ihre Nahrung durch einen chemischen Prozess selbst erzeugen, also nicht, wie es Aristoteles lehrte, gänzlich aus der Erde beziehen.[5]

In seinem Werk Traitte de la percussion ou chocq des corps beschrieb Mariotte erstmals das Kugelstoßpendel und schuf damit die Grundlage für den von Newton formulierten Impulserhaltungssatz.

Neben dem Briefwechsel mit Pecquet korrespondierte Mariotte mit Leibniz.[6] Weiterhin entwarf er das Wasserleitungsnetz für das Schloss Versailles.[7][8]

In ihrem Gründungsjahr 1666 wurde er Mitglied der Académie royale des sciences.[9] Der Mondkrater Mariotte ist nach ihm benannt.

Schriften (Auswahl)

  • Essay de Logique, contenant les Prinzipes, 1678
  • Essays de physique, ou memoires pour servir à la science des choses naturelles, 4 Bände, 1679–1681
  • Premier essay de la vegetation des Plantes, 1679
  • Traitté de la percussion ou chocq des corps, 1673
  • Postum: Traité du mouvement des eaux et autres corps fluides divisé en V parties, 1686

Literatur

  • Vorlage:DictSciBiogr

Weblinks

Einzelnachweise

  1. L'Intermédiaire des chercheurs et curieux Digitalisat, abgerufen am 8. April 2016.
  2. Mémoires de l'Académie des sciences Digitalisat, Seite XIII, abgerufen am 8. April 2016
  3. Nouvelle découverte touchant la veüe Digitalisat, abgerufen am 11. April 2016.
  4. Ludwig Darmstaedter, René Du-Bois-Reymond, Carl Schaefer (Hrsg.): Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik Digitalisat, abgerufen am 8. April 2016.
  5. Franz Honcamp: Pflanzenernährung: Erster Band Digitalisat Seite 4, abgerufen 14. April 2016
  6. Eike Christian Hirsch: Der berühmte Herr Leibniz: eine Biographie Digitalisat, abgerufen am 8. April 2016.
  7. Istvan Szabó: Geschichte der Mechanischen Prinzipien: und ihrer wichtigsten Anwendungen Digitalisat, abgerufen am 8. April 2016
  8. Karl-Eugen Kurrer: Geschichte der Baustatik: Auf der Suche nach dem Gleichgewicht Digitalisat, abgerufen am 8. April 2016
  9. Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe M. Académie des sciences, abgerufen am 19. Januar 2020 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).

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