Chromophor: Unterschied zwischen den Versionen

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Als '''Chromophor''' ({{grcS|χρῶμα}} ''chrṓma'' ,Farbe‘, φορός ''phorós'' ‚tragend‘) wird die gesamte [[Farbe|farbgebende]] Atom- oder Ionengruppierung einer chemischen Verbindung oder eines Werkstoffs bezeichnet. Die Farbigkeit kann durch [[Absorption (Physik)|Lichtabsorption]], [[Reflexion (Physik)|Lichtreflexion]], [[Streuung (Physik)|Lichtstreuung]] oder [[Brechung (Physik)|Lichtbrechung]] erfolgen.


Als '''Chromophor''' ({{grcS|χρῶμα}} ''chrṓma'' ,Farbe‘, φορός ''phorós'' ‚tragend‘) wird jener Anteil eines [[Farbstoff]]s oder eines [[Pigment]]s bezeichnet, der dessen [[Farbe|Farbigkeit]] erst möglich macht.
Der Begriff Chromophor wird sowohl im Zusammenhang mit organischen [[Farbstoffe]]n und [[Pigmente]]n verwendet, als auch bei anorganischen Farbgläsern, bei denen die Farbigkeit durch eingelagerte Ionen (z.&nbsp;B. Kationen von [[Eisen]], [[Nickel]], [[Cobalt]], [[Mangan]], [[Kupfer]] und [[Chrom]]) oder durch [[Kolloid|Metallkolloide]] (z.&nbsp;B. Kupfer und [[Gold]]) verursacht wird.<ref>{{RömppOnline|ID=RD-03-01732|Name=Chromophore|Abruf=2019-07-19}}</ref>


Bei einem molekularen technischen [[Farbmittel]] oder biologischen [[Pigment (Biologie)|Pigment]] enthält das Molekül eine [[Farbstoff#Chromophore|chromophore Struktur]] mit delokalisierbaren Elektronen. Durch selektive [[Lichtabsorption]] eines [[Photon]]s passender Energie können solche Elektronen auf ein höheres Energieniveau gehoben werden; damit wird dieses Molekül in einen energetisch [[Angeregter Zustand#Stabilität und Lebensdauer|angeregten]] Zustand versetzt. In Zusammensetzung mit anderen wird ein dazu fähiges Molekül, das somit Licht eines bestimmten Wellenlängenbereichs absorbieren kann, als der ''Chromophor'' dieser Verbindung bezeichnet, beispielsweise in einem [[Fotorezeptor|Sehfarbstoff]] wie [[Rhodopsin]].
Bei organischen [[Farbmittel]]n enthalten die Moleküle eine chromophore Struktur mit delokalisierbaren <math>\pi</math>-Elektronen. Durch selektive [[Lichtabsorption]] eines [[Photon]]s passender Energie können solche Elektronen auf ein höheres Energieniveau gehoben werden; damit wird dieses Molekül in einen energetisch [[Angeregter Zustand#Stabilität und Lebensdauer|angeregten]] Zustand versetzt.<ref name="Klessinger">{{Literatur|Autor=Martin Klessinger|Titel=Konstitution und Lichtabsorption organischer Farbstoffe|Sammelwerk=Chemie in unserer Zeit|Band=12|Nummer=1|Jahr=1978|Seiten=1–11|DOI=10.1002/ciuz.19780120102}}</ref>


Dass ein Stoff oder eine Struktur einen [[Farbreiz]] hervorruft, kann neben der [[Absorption (Physik)|Absorption]] von Licht auch an dessen [[Reflexion (Physik)|Reflexion]], [[Streuung (Physik)|Streuung]] oder [[Brechung (Physik)|Brechung]] liegen.  
Ein ''Chromophor'' ist nicht zu verwechseln mit einem pigmenttragenden Organell ([[Chromatophor (Organell)|Chromatophor]]) einer Zelle bzw. mit einer Pigmentzelle ([[Chromatophore (Zelle)|Chromatophore]]).


Ein ''Chromophor'' ist nicht zu verwechseln mit einem pigmenttragenden Organell ([[Chromatophor (Organell)|Chromatophor]]) einer Zelle bzw. mit einer Pigmentzelle ([[Chromatophoren (Zellen)|Chromatophore]]).
== Organische Chromophore ==
Organische Farbstoffe und Pigmente verfügen über Chromophore, die aus einem [[Konjugation (Chemie)|hochkonjugierten]] <math>\pi</math>-Elektronensystem bestehen.


== Anorganische Chromophore ==
Bei all diesen Stoffen sorgt die selektive Absorption von Lichtquanten für Elektronenübergänge vom höchsten besetzten Molekülorbital ([[Highest Occupied Molecular Orbital|HOMO]]) des Chromophors zu seinem niedrigsten unbesetzten Molekülorbital ([[Lowest Unoccupied Molecular Orbital|LUMO]]).


In [[Anorganische Chemie|anorganischen]] Farbstoffen beruht die Farbigkeit je nach [[Elektronenkonfiguration]] des Chromophors auf [[Charge-Transfer-Komplexe|Charge-Transfer-Übergängen]] oder der Anregung von [[Elektron]]en der inneren [[Elektronenschale]].
Typische organische Chromophore sind beispielsweise:
* Lange Ketten konjugierter Doppelbindungen wie beim [[Carotin]] oder [[Chlorophyll]]
* Durch [[Azogruppe]]n (A1) verbundene [[Aromaten]] wie bei dem [[Azofarbstoff]] [[Methylorange]] (A2) mit der NR<sub>2</sub>-Gruppe (rechts) als auxochromer sowie der NaO<sub>3</sub>S-Gruppe (links) als antiauxochromer Gruppe
* [[Chinone|Chinoide Systeme]] (B) wie bei [[Alizarin]] und den [[Triarylmethanfarbstoff]]en [[Fuchsin]] oder [[Phenolphthalein]]
* [[Nitroverbindungen]] (C1) wie bei dem [[Aromaten|aromatischen]] Nitrofarbstoff [[Pikrinsäure]] (C2) mit der OH-Gruppe als auxochromer Gruppe
<blockquote>[[Datei:Chromophore.svg|rahmenlos|hochkant=2.0|Häufige Chromophore]]<br><small>A1: Azogruppe, A2: Methylorange, B: Chinoides System, C1: Nitroverbindung, C2: Pikrinsäure</small></blockquote>


[[Datei:KMnO4 in H2O.jpg|miniatur|hochkant|Eine wässrige Lösung von [[Kaliumpermanganat]]. Hier stellt das [[Mangan|Permanganation]] den Chromophor dar.]]
Die Verbindungen verfügen oft über weitere Gruppen, welche die Farbigkeit verstärken. Gemäß der [[Farbstofftheorie nach Witt]] werden diese auch als [[Auxochrome]] bzw. auxochrome Gruppen sowie [[Antiauxochrom]]e bzw. antiauxochrome Gruppen bezeichnet. So muss das [[Absorptionsspektrum]] eines Chromophors allein zunächst einmal nicht notwendig im sichtbaren Bereich des [[Elektromagnetisches Spektrum|elektromagnetischen Spektrums]] liegen – wird der Chromophor allerdings durch den [[Mesomerer Effekt|mesomeren Effekt]] eines weiteren Substituenten verändert, verschiebt sich damit i.&nbsp;d.&nbsp;R. auch sein Absorptionsspektrum. Wird das Absorptionsspektrum durch die Einführung einer auxochromen Gruppe in den [[Wellenlänge|kurzwelligeren]] Bereich des [[Elektromagnetisches Spektrum|elektromagnetischen Spektrums]] verschoben, spricht man von einem [[Hypsochromer Effekt|hypsochromen Effekt]] (Blauverschiebung). Die Verschiebung in einen langwelligeren Bereich wird als [[bathochromer Effekt]] bezeichnet (Rotverschiebung).


Die [[Mineralogie]] unterscheidet zwischen [[idiochromatisch]]en und [[allochromatisch]]en Stoffen.  
== Abhängigkeit des chromophoren Systems von der chemischen Umgebung ==
Die [[Indikator (Chemie)|Indikatorreaktion]] des [[Phenolphthalein]]s verdeutlicht, wie die chemische Umgebung – in diesem Fall der [[pH-Wert]] – den Chromophor verändern und damit die Farbigkeit beeinflussen kann.


* Bei idiochromatischen Stoffen ist der Chromophor direkt am Aufbau des Minerals beteiligt, z.B. beim kristallwasserhaltigen blauen [[Kupfersulfat]] (kristallwasserfreies Kupfersulfat ist weiß).
[[Datei:Phenolphtalein.jpg|mini|250px|Die Farbe des Phenolphthaleins hängt vom pH-Wert der Umgebung ab.]]
<blockquote>[[Datei:Phenolphthalein as Indicator.svg|rahmenlos|hochkant=3.0|Indikatorreaktion von Phenolphthalein bei verschiedenen pH-Werten]]</blockquote>


[[Datei:Copper sulfate.jpg|150px|Im Kupfersulfat ist das [[Kupfer]] als Chromophor enthalten.]]
Durch [[Deprotonierung]] bei pH >8 bildet sich aus dem farblosen Phenolphthalein ('''1''') unter Öffnung des [[Lacton]]rings das rot gefärbte [[Chinone|chinoide]] Dianion ('''2'''), für das sich 2 [[Mesomerie|mesomere]] Grenzstrukturen formulieren lassen. Bei pH>12 bildet sich die Hydroxy-substituierte, farblose Triphenylmethan-Verbindung '''3'''. Unter stark sauren Bedingungen wird der Lactonring des Phenolphthaleins geöffnet und unter Wasserabspaltung bildet sich das mesomeriestabilisierte, farbige Kation '''4'''.


* Allochromatische Stoffe dagegen enthalten den Chromophor nur in Spuren. [[Rubin]] etwa besteht chemisch vor allem aus [[Aluminiumoxid]], seine Farbigkeit jedoch erlangt er erst durch Spuren von [[Chrom]], die in das [[Kristallgitter]] des Aluminiumoxids eingebaut werden.
== Anorganische Chromophore ==


[[Datei:Corundum-22974.jpg|150px|Rubin in Afghanistan]]
In [[Anorganische Chemie|anorganischen]] Farbstoffen beruht die Farbigkeit je nach [[Elektronenkonfiguration]] des Chromophors auf [[Charge-Transfer-Komplexe|Charge-Transfer-Übergängen]] oder der Anregung von [[Elektron]]en der inneren [[Elektronenschale]].


Anorganische Chromophore sind häufig unter den [[Übergangsmetalle]]n zu finden. Beispiele sind [[Vanadium]], [[Chrom]], [[Mangan]], [[Eisen]], [[Cobalt]], [[Nickel]] und [[Kupfer]]. Je nach [[Oxidationsstufe]] und [[Komplexchemie|Komplexbildung]] können diese [[Chemisches Element|Elemente]] sehr verschiedene Farben zeigen, z.B. das deswegen auch „chemisches Chamäleon“ genannte Mangan gleich sechs verschiedene<ref>Universität Regensburg: {{Webarchiv | url= http://www.chemie.uni-regensburg.de/Anorganische_Chemie/Pfitzner/demo/demo_ss03/mangan.pdf | wayback = 20070612034539 | text = Demonstrationsvorträge in der Anorganischen Chemie – Mangan (Mn)}}</ref><ref>Kantonsschule Baden: [http://www.swisseduc.ch/chemie/licht_materie/08_fotosynthese_primaerreaktion/docs/demonstration_chemisches_chamaeleon.pdf Das chemische Chamäleon] (PDF; 260&nbsp;kB)</ref>.
[[Datei:KMnO4 in H2O.jpg|miniatur|hochkant|Eine wässrige Lösung von [[Kaliumpermanganat]]. Hier stellt das [[Mangan|Permanganation]] den Chromophor dar.]]
 
== Organische Chromophore ==


[[Datei:Chromophore.svg|miniatur|hochkant=1.5|Häufige Chromophore]]
Die [[Mineralogie]] unterscheidet zwischen [[idiochromatisch]]en und [[allochromatisch]]en Stoffen.
[[Datei:Carrots of many colors.jpg|miniatur|[[Karotte]]n erhalten ihre typische Farbe durch verschiedene [[Carotinoide]], deren Chromophore aus großen, konjugierten Ketten bestehen.]]
Die in der Industrie verwendeten synthetischen Farbstoffe verfügen meist über [[Organische Farbmittel|organische Chromophore]], die aus Systemen [[Konjugation (Chemie)|konjugierter Doppelbindungen]] wie beim [[Carotin]] und/oder großen [[Aromat|aromatischen]] Molekülen wie beim [[Methylrot]] bestehen.  


Bei all diesen Stoffen sorgt die selektive Absorption von Lichtquanten für Elektronenübergänge vom höchsten besetzten Molekülorbital ([[Highest Occupied Molecular Orbital|HOMO]]) des Chromophors zu seinem niedrigsten unbesetzten Molekülorbital ([[Lowest Unoccupied Molecular Orbital|LUMO]]).
* Bei idiochromatischen Stoffen ist der Chromophor direkt am Aufbau des Minerals beteiligt, z.&nbsp;B. beim kristallwasserhaltigen blauen [[Kupfersulfat]] (kristallwasserfreies Kupfersulfat ist weiß).


Typische organische Chromophore sind beispielsweise:
[[Datei:Copper sulfate.jpg|150px|Im Kupfersulfat ist das [[Kupfer]] als Chromophor enthalten.]]


* Lange Ketten konjugierter Doppelbindungen wie beim [[Carotin]] oder [[Chlorophyll]]
* Allochromatische Stoffe dagegen enthalten den Chromophor nur in Spuren. [[Rubin]] etwa besteht chemisch vor allem aus [[Aluminiumoxid]], seine Farbigkeit jedoch erlangt er erst durch Spuren von [[Chrom]], die in das [[Kristallgitter]] des Aluminiumoxids eingebaut werden.
* Durch [[Azogruppe]]n (A1 in nebenstehender Abb.) verbundene [[Aromaten]] wie bei dem [[Azofarbstoff]] [[Methylorange]] (A2 in nebenstehender Abb.) mit der NR<sub>2</sub>-Gruppe (rechts) als auxochromer sowie der NaO<sub>3</sub>S-Gruppe (links) als antiauxochromer Gruppe
* [[Chinone|Chinoide Systeme]] (B in nebenstehender Abb.) wie bei den [[Triarylmethanfarbstoff]]en [[Alizarin]], [[Fuchsin]] oder [[Phenolphthalein]]
* [[Nitroverbindungen]] (C1 in nebenstehender Abb.) wie bei dem [[Aromaten|aromatischen]] Nitrofarbstoff [[Pikrinsäure]] (C2 in nebenstehender Abb.) mit der OH-Gruppe als auxochromer Gruppe


Neben dem Chromophor verfügen organische Farbstoffe oft über weitere, ihre Farbigkeit verstärkende Gruppen, die – gemäß der [[Farbstofftheorie nach Witt]] – als [[Auxochrome]] bzw. auxochrome Gruppen sowie [[Antiauxochrom]]e bzw. antiauxochrome Gruppen bezeichnet werden. So muss das [[Absorptionsspektrum]] eines Chromophors allein zunächst einmal nicht notwendig im sichtbaren Bereich des [[Elektromagnetisches Spektrum|elektromagnetischen Spektrums]] liegen – wird der Chromophor allerdings durch den [[Mesomerer Effekt|mesomeren Effekt]] eines Substituenten weiteren verändert, verschiebt sich damit i.&nbsp;d.&nbsp;R. auch sein Absorptionsspektrum.
[[Datei:Corundum-22974.jpg|150px|Rubin in Afghanistan]]
 
So ist beispielsweise [[Benzol]] aufgrund seiner Absorption im [[UV-Licht]] zunächst einmal farblos – erst durch [[Substitutionsreaktion|Substitution]] mit einer (anti)auxochromen Gruppe wie der [[Nitrogruppe]] dagegen wird das dabei entstehende [[Nitrobenzol]] farbig.
 
== Abhängigkeit der chromophoren Eigenschaften von der chemischen Umgebung ==
 
Die Abhängigkeit der Farbigkeit von Chromophoren von deren chemischer Umgebung sei hier anhand der Indikatorreaktion des [[Phenolphthalein]]s sowie der Redoxumwandlung des [[Indigo]]s in Leukoindigo verdeutlicht. Je nach vorliegender Form des Chromophors sind diese beiden Farbstoffe entweder farbig oder farblos.
 
[[Datei:Phenolphthalein3.svg|miniatur|hochkant=1.5|Die Strukturen des Phenolphthaleins]]
<div class="tleft" style="clear:none;">[[Datei:Phenolphtalein.jpg|miniatur|hochkant=1.17|ohne|Die Farbe des Phenolphthaleins hängt vom pH-Wert der Umgebung ab.]]</div>
[[Datei:Indigo Reduktion.svg|miniatur|hochkant=0.81|Reduktion von Indigo zu Indigoweiß]]
 
Beim Phenolphthalein kann sich erst nach Abspaltung der beiden [[Proton]]en an den peripheren [[Hydroxygruppe]]n im basischen Milieu der zentrale Lactonring des Moleküls öffnen und seine farblose [[Lacton|lactoide Form]] damit in seine rot gefärbte [[Chinone|chinoide Form]] übergehen, bei der das chinoide π-Elektronensystem zwischen zentralem Kohlenstoffatom und endständigem Sauerstoffatom mit seinen leichter verschieblichen Elektronenpaaren den Chromophor des Phenolphthaleins bildet.


Bei der [[Reduktion (Chemie)|Reduktion]] des [[Indigo]] zu Indigoweiß (Leuko-Indigo) wird die Kette konjugierter Doppelbindungen zwischen den beiden [[Sauerstoff]]atomen an den Fünferringen zerstört, was aufgrund der Verkleinerung des π-Elektronensystems zum Verlust der Farbigkeit des Indigos führt.
Anorganische Chromophore sind häufig unter den [[Übergangsmetalle]]n zu finden. Beispiele sind [[Vanadium]], [[Chrom]], [[Mangan]], [[Eisen]], [[Cobalt]], [[Nickel]] und [[Kupfer]]. Je nach [[Oxidationsstufe]] und [[Komplexchemie|Komplexbildung]] können diese [[Chemisches Element|Elemente]] sehr verschiedene Farben zeigen, z.&nbsp;B. das deswegen auch „chemisches Chamäleon“ genannte Mangan gleich sechs verschiedene<ref>Universität Regensburg: {{Webarchiv | url= http://www.chemie.uni-regensburg.de/Anorganische_Chemie/Pfitzner/demo/demo_ss03/mangan.pdf | wayback = 20070612034539 | text = Demonstrationsvorträge in der Anorganischen Chemie – Mangan (Mn)}}</ref><ref>Kantonsschule Baden: [https://www.swisseduc.ch/chemie/licht_materie/08_fotosynthese_primaerreaktion/docs/demonstration_chemisches_chamaeleon.pdf Das chemische Chamäleon] (PDF; 260&nbsp;kB)</ref>.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Aktuelle Version vom 13. Juli 2021, 10:41 Uhr

Buntstifte
Karotten erhalten ihre typische Farbe durch verschiedene Carotinoide, deren Chromophore aus großen, konjugierten Ketten bestehen.

Als Chromophor ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value) chrṓma ,Farbe‘, φορός phorós ‚tragend‘) wird die gesamte farbgebende Atom- oder Ionengruppierung einer chemischen Verbindung oder eines Werkstoffs bezeichnet. Die Farbigkeit kann durch Lichtabsorption, Lichtreflexion, Lichtstreuung oder Lichtbrechung erfolgen.

Der Begriff Chromophor wird sowohl im Zusammenhang mit organischen Farbstoffen und Pigmenten verwendet, als auch bei anorganischen Farbgläsern, bei denen die Farbigkeit durch eingelagerte Ionen (z. B. Kationen von Eisen, Nickel, Cobalt, Mangan, Kupfer und Chrom) oder durch Metallkolloide (z. B. Kupfer und Gold) verursacht wird.[1]

Bei organischen Farbmitteln enthalten die Moleküle eine chromophore Struktur mit delokalisierbaren $ \pi $-Elektronen. Durch selektive Lichtabsorption eines Photons passender Energie können solche Elektronen auf ein höheres Energieniveau gehoben werden; damit wird dieses Molekül in einen energetisch angeregten Zustand versetzt.[2]

Ein Chromophor ist nicht zu verwechseln mit einem pigmenttragenden Organell (Chromatophor) einer Zelle bzw. mit einer Pigmentzelle (Chromatophore).

Organische Chromophore

Organische Farbstoffe und Pigmente verfügen über Chromophore, die aus einem hochkonjugierten $ \pi $-Elektronensystem bestehen.

Bei all diesen Stoffen sorgt die selektive Absorption von Lichtquanten für Elektronenübergänge vom höchsten besetzten Molekülorbital (HOMO) des Chromophors zu seinem niedrigsten unbesetzten Molekülorbital (LUMO).

Typische organische Chromophore sind beispielsweise:

  • Lange Ketten konjugierter Doppelbindungen wie beim Carotin oder Chlorophyll
  • Durch Azogruppen (A1) verbundene Aromaten wie bei dem Azofarbstoff Methylorange (A2) mit der NR2-Gruppe (rechts) als auxochromer sowie der NaO3S-Gruppe (links) als antiauxochromer Gruppe
  • Chinoide Systeme (B) wie bei Alizarin und den Triarylmethanfarbstoffen Fuchsin oder Phenolphthalein
  • Nitroverbindungen (C1) wie bei dem aromatischen Nitrofarbstoff Pikrinsäure (C2) mit der OH-Gruppe als auxochromer Gruppe

Häufige Chromophore
A1: Azogruppe, A2: Methylorange, B: Chinoides System, C1: Nitroverbindung, C2: Pikrinsäure

Die Verbindungen verfügen oft über weitere Gruppen, welche die Farbigkeit verstärken. Gemäß der Farbstofftheorie nach Witt werden diese auch als Auxochrome bzw. auxochrome Gruppen sowie Antiauxochrome bzw. antiauxochrome Gruppen bezeichnet. So muss das Absorptionsspektrum eines Chromophors allein zunächst einmal nicht notwendig im sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums liegen – wird der Chromophor allerdings durch den mesomeren Effekt eines weiteren Substituenten verändert, verschiebt sich damit i. d. R. auch sein Absorptionsspektrum. Wird das Absorptionsspektrum durch die Einführung einer auxochromen Gruppe in den kurzwelligeren Bereich des elektromagnetischen Spektrums verschoben, spricht man von einem hypsochromen Effekt (Blauverschiebung). Die Verschiebung in einen langwelligeren Bereich wird als bathochromer Effekt bezeichnet (Rotverschiebung).

Abhängigkeit des chromophoren Systems von der chemischen Umgebung

Die Indikatorreaktion des Phenolphthaleins verdeutlicht, wie die chemische Umgebung – in diesem Fall der pH-Wert – den Chromophor verändern und damit die Farbigkeit beeinflussen kann.

Die Farbe des Phenolphthaleins hängt vom pH-Wert der Umgebung ab.

Indikatorreaktion von Phenolphthalein bei verschiedenen pH-Werten

Durch Deprotonierung bei pH >8 bildet sich aus dem farblosen Phenolphthalein (1) unter Öffnung des Lactonrings das rot gefärbte chinoide Dianion (2), für das sich 2 mesomere Grenzstrukturen formulieren lassen. Bei pH>12 bildet sich die Hydroxy-substituierte, farblose Triphenylmethan-Verbindung 3. Unter stark sauren Bedingungen wird der Lactonring des Phenolphthaleins geöffnet und unter Wasserabspaltung bildet sich das mesomeriestabilisierte, farbige Kation 4.

Anorganische Chromophore

In anorganischen Farbstoffen beruht die Farbigkeit je nach Elektronenkonfiguration des Chromophors auf Charge-Transfer-Übergängen oder der Anregung von Elektronen der inneren Elektronenschale.

Eine wässrige Lösung von Kaliumpermanganat. Hier stellt das Permanganation den Chromophor dar.

Die Mineralogie unterscheidet zwischen idiochromatischen und allochromatischen Stoffen.

  • Bei idiochromatischen Stoffen ist der Chromophor direkt am Aufbau des Minerals beteiligt, z. B. beim kristallwasserhaltigen blauen Kupfersulfat (kristallwasserfreies Kupfersulfat ist weiß).

Im Kupfersulfat ist das Kupfer als Chromophor enthalten.

  • Allochromatische Stoffe dagegen enthalten den Chromophor nur in Spuren. Rubin etwa besteht chemisch vor allem aus Aluminiumoxid, seine Farbigkeit jedoch erlangt er erst durch Spuren von Chrom, die in das Kristallgitter des Aluminiumoxids eingebaut werden.

Rubin in Afghanistan

Anorganische Chromophore sind häufig unter den Übergangsmetallen zu finden. Beispiele sind Vanadium, Chrom, Mangan, Eisen, Cobalt, Nickel und Kupfer. Je nach Oxidationsstufe und Komplexbildung können diese Elemente sehr verschiedene Farben zeigen, z. B. das deswegen auch „chemisches Chamäleon“ genannte Mangan gleich sechs verschiedene[3][4].

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu Chromophore. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am {{{Datum}}}.
  2. Martin Klessinger: Konstitution und Lichtabsorption organischer Farbstoffe. In: Chemie in unserer Zeit. Band 12, Nr. 1, 1978, S. 1–11, doi:10.1002/ciuz.19780120102.
  3. Universität Regensburg: Demonstrationsvorträge in der Anorganischen Chemie – Mangan (Mn) (Memento vom 12. Juni 2007 im Internet Archive)
  4. Kantonsschule Baden: Das chemische Chamäleon (PDF; 260 kB)

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