Beat Friedrich von Tscharner: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Beat Friedrich von Tscharner''' (* [[1. Juli]] [[1791]] in [[Bern]]; † [[15. Januar]] [[1854]] in [[Bern]]) war ein Schweizer [[Physiker]] und [[Politiker]].
'''Beat Friedrich von Tscharner''' (* [[1. Juli]] [[1791]] in [[Bern]]; † [[15. Januar]] [[1854]] ebenda) war ein Schweizer [[Physiker]] und [[Politiker]].


== Leben ==
== Leben ==
Beat Friedrich von Tscharner kam als Sohn des Beat Emanuel Tscharner (1743–1805) und der Elisabeth Johanna Lerber zur Welt. Seine früheste Kindheit verbrachte er auf [[Burg Neu-Signau|Schloss Signau]], wo sein Vater als Landvogt amtete. Die Familie bezog 1799 die Campagne Hunziken in [[Rubigen]]. Tscharner leistete seinen Militärdienst bei der Infanterie, die er als Hauptmann 1815 verliess. 1813 hatte er Katharina Elisabeth [[Stettler (Patrizierfamilie)|Stettler]] geheiratet. 1819 tötete Tscharner nachts aus Versehen den Landjäger Andreas Schneeberger. Tscharner wurde in der Folge zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Strafe wurde zweitinstanzlich auf zehn Jahre Landesverweis reduziert. Er verließ daraufhin Bern und begab sich zuerst nach [[Karlsruhe]], wo er sich mit Vorträgen zur experimentellen Physik finanzierte. 1824 erhielt er in [[Gießen|Giessen]] die Doktorwürde. Wenige Monate später ernannte ihn [[Ludwig I. (Baden)|Grossherzog Ludwig von Baden]] zum Professor. Im Wintersemester hielt er Vorträge in [[Hamburg]]. Dort lernte er [[Amalie Sieveking]] kennen. Von 1824 bis 1835 lehrte er in [[Nürnberg]], wo er [[Kaspar Hauser]] kennenlernte.
Beat Friedrich von Tscharner kam als Sohn des Beat Emanuel Tscharner (1743–1805) und der Elisabeth Johanna Lerber zur Welt. Seine früheste Kindheit verbrachte er auf [[Burg Neu-Signau|Schloss Signau]], wo sein Vater als Landvogt amtete. Die Familie bezog 1799 die Campagne Hunziken in [[Rubigen]]. Tscharner leistete seinen Militärdienst bei der Infanterie, die er als Hauptmann 1815 verliess. 1813 hatte er Katharina Elisabeth [[Stettler (Patrizierfamilie)|Stettler]] geheiratet. 1819 tötete Tscharner nachts aus Versehen den Landjäger Andreas Schneeberger. Tscharner wurde in der Folge zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Strafe wurde zweitinstanzlich auf zehn Jahre Landesverweis reduziert. Er verließ daraufhin Bern und begab sich zuerst nach [[Karlsruhe]], wo er sich mit Vorträgen zur experimentellen Physik finanzierte. 1824 erhielt er in [[Gießen|Giessen]] die Doktorwürde. Wenige Monate später ernannte ihn [[Ludwig I. (Baden)|Grossherzog Ludwig von Baden]] zum Professor. Im Wintersemester hielt er Vorträge in [[Hamburg]].<ref>Im Jahr 1826; Literatur: ''Professor Tscharners Physikalische Vorlesungen zu Hamburg'', in Georg Lotz (Hg.): ''[[s:Zeitschriften_(Theater)#2795809-7|Originalien aus dem Gebiete der Wahrheit, Kunst, Laune und Phantasie]]'', Nr. 50, Hamburg 1826, Sp. 398</ref> Dort lernte er [[Amalie Sieveking]] kennen. Von 1824 bis 1835 lehrte er in [[Nürnberg]], wo er [[Kaspar Hauser]] kennenlernte.


1830 kehrte er nach Bern zurück, wo er nach dem Sturz der [[Patriziat (Bern)|patrizischen]] Regierung 1831 im [[Grosser Rat (Bern)|Grossen Rat]] als Vertreter des [[Amtsbezirk Erlach|Amtsbezirks Erlach]] Einsitz nahm. 1836 bis 1841 war er Professor in Bern. Er beschäftigte sich im Alter zunehmend mit [[Gefängnisseelsorge]].
1830 kehrte er nach Bern zurück, wo er nach dem Sturz der [[Patriziat (Bern)|patrizischen]] Regierung 1831 im [[Grosser Rat (Bern)|Grossen Rat]] als Vertreter des [[Amtsbezirk Erlach|Amtsbezirks Erlach]] Einsitz nahm. 1836 bis 1841 war er Professor in Bern. Er beschäftigte sich im Alter zunehmend mit [[Gefängnisseelsorge]].
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== Schriften ==
== Schriften ==
* ''Handbuch der Experimental-Physik zur Selbstbelehrung und zum Gebrauche bei Vorlesungen'', Frankfurt a.M. 1830.
* ''Gedrängte Uebersicht der Vorlesungen über Experimental-Physik. Blos für seine Zuhörer bestimmt'', Selbstverlag 1825. (Druck: Bremen, Joh. G. Heyse).
* ''Handbuch der Experimental-Physik zur Selbstbelehrung und zum Gebrauche bei Vorlesungen'', Frankfurt a.&nbsp;M. 1830.
* ''Die Wunder der Gnade. Lebensbeschreibung einer Verbrecherin, von ihr selbst geschrieben im Gefängniss'', nebst einem Vorwort von [[Sixt Karl Kapff|Prälat v. Kapff]], Stuttgart 1852.
* ''Die Wunder der Gnade. Lebensbeschreibung einer Verbrecherin, von ihr selbst geschrieben im Gefängniss'', nebst einem Vorwort von [[Sixt Karl Kapff|Prälat v. Kapff]], Stuttgart 1852.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Manuel Kehrli: ''Der Schicksalsschuss. Aus dem Leben des Patriziers Beat Friedrich von Tscharner (1791–1854).'' In: Alpenhorn-Kalender. Brattig für das Berner Mittel- und Oberland. - Jg. 78 (2003), S. 48–53.
* Manuel Kehrli: ''Der Schicksalsschuss. Aus dem Leben des Patriziers Beat Friedrich von Tscharner (1791–1854).'' In: ''Alpenhorn-Kalender. Brattig für das Berner Mittel- und Oberland'', Jg. 78 (2003), S. 48–53.
* Manuel Kehrli: ''Beat Friedrich von Tscharner'', in: ''Les Tscharner de Berne. Un livre de famille'', Genève 2003, S. 271–273.
* Manuel Kehrli: ''Beat Friedrich von Tscharner'', in: ''Les Tscharner de Berne. Un livre de famille'', Genève 2003, S. 271–273.
* Marc van Wijnkoop Lüthi: ''«Im Todestal zu Bern». Zur Gefangenenseelsorge des Physikprofessors Beat Friedrich von Tscharner'' (kirchengeschichtliche Akzessarbeit), Bern 1989.
* Marc van Wijnkoop Lüthi: ''«Im Todestal zu Bern». Zur Gefangenenseelsorge des Physikprofessors Beat Friedrich von Tscharner'' (kirchengeschichtliche Akzessarbeit), Bern 1989.
== Anmerkungen ==
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Aktuelle Version vom 10. November 2020, 08:25 Uhr

Beat Friedrich von Tscharner, Porträt von Johann Friedrich Dietler (1853)

Beat Friedrich von Tscharner (* 1. Juli 1791 in Bern; † 15. Januar 1854 ebenda) war ein Schweizer Physiker und Politiker.

Leben

Beat Friedrich von Tscharner kam als Sohn des Beat Emanuel Tscharner (1743–1805) und der Elisabeth Johanna Lerber zur Welt. Seine früheste Kindheit verbrachte er auf Schloss Signau, wo sein Vater als Landvogt amtete. Die Familie bezog 1799 die Campagne Hunziken in Rubigen. Tscharner leistete seinen Militärdienst bei der Infanterie, die er als Hauptmann 1815 verliess. 1813 hatte er Katharina Elisabeth Stettler geheiratet. 1819 tötete Tscharner nachts aus Versehen den Landjäger Andreas Schneeberger. Tscharner wurde in der Folge zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Strafe wurde zweitinstanzlich auf zehn Jahre Landesverweis reduziert. Er verließ daraufhin Bern und begab sich zuerst nach Karlsruhe, wo er sich mit Vorträgen zur experimentellen Physik finanzierte. 1824 erhielt er in Giessen die Doktorwürde. Wenige Monate später ernannte ihn Grossherzog Ludwig von Baden zum Professor. Im Wintersemester hielt er Vorträge in Hamburg.[1] Dort lernte er Amalie Sieveking kennen. Von 1824 bis 1835 lehrte er in Nürnberg, wo er Kaspar Hauser kennenlernte.

1830 kehrte er nach Bern zurück, wo er nach dem Sturz der patrizischen Regierung 1831 im Grossen Rat als Vertreter des Amtsbezirks Erlach Einsitz nahm. 1836 bis 1841 war er Professor in Bern. Er beschäftigte sich im Alter zunehmend mit Gefängnisseelsorge.

Tscharner verfasste ein Handbuch der Experimentalphysik.

Archive

Schriften

  • Gedrängte Uebersicht der Vorlesungen über Experimental-Physik. Blos für seine Zuhörer bestimmt, Selbstverlag 1825. (Druck: Bremen, Joh. G. Heyse).
  • Handbuch der Experimental-Physik zur Selbstbelehrung und zum Gebrauche bei Vorlesungen, Frankfurt a. M. 1830.
  • Die Wunder der Gnade. Lebensbeschreibung einer Verbrecherin, von ihr selbst geschrieben im Gefängniss, nebst einem Vorwort von Prälat v. Kapff, Stuttgart 1852.

Literatur

  • Manuel Kehrli: Der Schicksalsschuss. Aus dem Leben des Patriziers Beat Friedrich von Tscharner (1791–1854). In: Alpenhorn-Kalender. Brattig für das Berner Mittel- und Oberland, Jg. 78 (2003), S. 48–53.
  • Manuel Kehrli: Beat Friedrich von Tscharner, in: Les Tscharner de Berne. Un livre de famille, Genève 2003, S. 271–273.
  • Marc van Wijnkoop Lüthi: «Im Todestal zu Bern». Zur Gefangenenseelsorge des Physikprofessors Beat Friedrich von Tscharner (kirchengeschichtliche Akzessarbeit), Bern 1989.

Anmerkungen

  1. Im Jahr 1826; Literatur: Professor Tscharners Physikalische Vorlesungen zu Hamburg, in Georg Lotz (Hg.): Originalien aus dem Gebiete der Wahrheit, Kunst, Laune und Phantasie, Nr. 50, Hamburg 1826, Sp. 398

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