Arnold Eucken: Unterschied zwischen den Versionen

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Eucken wurde als Sohn des Philosophen und späteren [[Nobelpreis für Literatur|Literaturnobelpreisträgers]] [[Rudolf Eucken]] in Jena geboren. Er war Bruder des Nationalökonomen [[Walter Eucken]]. Sein Studium begann er an der [[Christian-Albrechts-Universität]]. 1903 wurde er Mitglied des [[Corps Saxonia Kiel]].<ref>[[Kösener Corpslisten]] 1960, '''77''', 149.</ref> Als [[Inaktiver]] wechselte er an die heimatliche [[Friedrich-Schiller-Universität| Universität Jena]] und die [[Humboldt-Universität zu Berlin| Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin]].
Eucken wurde als Sohn des Philosophen und späteren [[Nobelpreis für Literatur|Literaturnobelpreisträgers]] [[Rudolf Eucken]] in Jena geboren. Er war Bruder des Nationalökonomen [[Walter Eucken]]. Sein Studium begann er an der [[Christian-Albrechts-Universität]]. 1903 wurde er Mitglied des [[Corps Saxonia Kiel]].<ref>[[Kösener Corpslisten]] 1960, '''77''', 149.</ref> Als [[Inaktiver]] wechselte er an die heimatliche [[Friedrich-Schiller-Universität| Universität Jena]] und die [[Humboldt-Universität zu Berlin| Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin]].


Er arbeitete bei [[Walther Nernst]] und [[Habilitation|habilitierte]] sich 1911 in Kiel. Mit 31 Jahren hätte er schon 1915 den [[Lehrstuhl]] der [[Technische Universität Breslau|TH Breslau]] übernehmen können; dazu kam es aber erst 1919. Zwischenzeitlich hielt ihn der [[Erster Weltkrieg| Erste Weltkrieg]] als Batterieführer an der Westfront (wo er das [[Eisernes Kreuz| Eiserne Kreuz]] 1. Klasse erhielt) und als Lehrer an der Artillerieschule in Wahn.<ref name="Rink">[[Hermann Rink]], Georg Bacmeister: ''Arnold Eucken Saxoniae Kiel – eine Größe der Physikalischen Chemie''. Einst und Jetzt, Jahrbuch des [[Verein für corpsstudentische Geschichtsforschung| Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung]], Bd. 59 (2014), S. 577–579.</ref> 1930 ging er als Nachfolger von [[Gustav Tammann]] an die [[Georg-August-Universität Göttingen]]. Nach dem Wahlsieg der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei| NSDAP]] bei der [[Reichstagswahl März 1933]] wurde Eucken 1933 Parteigenosse.<ref name="Klee140">[[Ernst Klee]]: ''Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945''. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 140.</ref> Er wirkte weiterhin als [[Lehrstuhl|Ordinarius]] in Göttingen.
[[Datei:Göttinger Gedenktafel - Eucken, Arnold.jpg|mini|[[Göttinger Gedenktafeln|Göttinger Gedenktafel]] für Arnold Eucken]]
Eucken arbeitete bei [[Walther Nernst]] und [[Promotion (Doktor)|promoviert]]e 1906 bei ihm mit dem Thema ''Der stationäre Zustand zwischen polarisierten Wasserstoffelektroden''.<ref>{{Academictree |chemistry |52035|Name=Arnold Eucken |Datum=4. Februar 2018}}</ref> 1911 folgte die [[Habilitation]] ebenfalls in Berlin<ref>http://www.chemgeo.uni-jena.de/chegemedia/Fakult%C3%A4t/Geschichte/Chemiehistorische+Notizen/14_3+Arnold+Eucken.pdf</ref>. Mit 31 Jahren hätte er schon 1915 den [[Lehrstuhl]] der [[Technische Universität Breslau|TH Breslau]] übernehmen können; dazu kam es aber erst 1919. Zwischenzeitlich hielt ihn der [[Erster Weltkrieg| Erste Weltkrieg]] als Batterieführer an der Westfront (wo er das [[Eisernes Kreuz| Eiserne Kreuz]] 1. Klasse erhielt) und als Lehrer an der Artillerieschule in Wahn.<ref name="Rink">[[Hermann Rink]], Georg Bacmeister: ''Arnold Eucken Saxoniae Kiel – eine Größe der Physikalischen Chemie''. Einst und Jetzt, Jahrbuch des [[Verein für corpsstudentische Geschichtsforschung| Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung]], Bd. 59 (2014), S. 577–579.</ref> 1930 ging er als Nachfolger von [[Gustav Tammann (Chemiker)|Gustav Tammann]] an die [[Georg-August-Universität Göttingen]]. Nach dem Wahlsieg der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei| NSDAP]] bei der [[Reichstagswahl März 1933]] wurde Eucken 1933 Parteigenosse.<ref name="Klee140">[[Ernst Klee]]: ''Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945''. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 140.</ref> Er wirkte weiterhin als [[Lehrstuhl|Ordinarius]] in Göttingen.


Seit 1913 war er mit ''Fritzi Brausewetter'' verheiratet; das Paar hatte vier Kinder. Eucken beendete 1950 sein Leben durch [[Suizid]].<ref name="Klee140" />
Seit 1913 war er mit ''Fritzi Brausewetter'' verheiratet; das Paar hatte vier Kinder. Eucken beendete 1950 sein Leben durch [[Suizid]].<ref name="Klee140" />
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Eucken leistete wichtige Beiträge im Bereich der [[Physikalische Chemie| Physikalischen Chemie]] und der [[Technische Chemie| Technischen Chemie]]. Dabei konzentrierte er sich auf [[spezifische Wärme]]n bei sehr niedrigen Temperaturen, die Struktur von Flüssigkeiten und [[Elektrolyt]]lösungen, die [[Molekularphysik]] (Rotation, Schwingung), auf [[Deuterium]] und [[schweres Wasser]], auf homogene und heterogene [[Kinetik (Chemie)|Gaskinetik]], [[Katalyse]], [[Chemieingenieur]]wesen und chemische [[Technologie]].
Eucken leistete wichtige Beiträge im Bereich der [[Physikalische Chemie| Physikalischen Chemie]] und der [[Technische Chemie| Technischen Chemie]]. Dabei konzentrierte er sich auf [[spezifische Wärme]]n bei sehr niedrigen Temperaturen, die Struktur von Flüssigkeiten und [[Elektrolyt]]lösungen, die [[Molekularphysik]] (Rotation, Schwingung), auf [[Deuterium]] und [[schweres Wasser]], auf homogene und heterogene [[Kinetik (Chemie)|Gaskinetik]], [[Katalyse]], [[Chemieingenieur]]wesen und chemische [[Technologie]].


Auf seine Einladung kam [[Edward Teller]] 1931 nach Göttingen, der dort auch mit [[James Franck]] und besonders mit [[Hertha Sponer]] zusammenarbeitete.<ref name="Rink" /> Zu seinen Doktoranden gehörte [[Klaus Schäfer (Physikochemiker)|Klaus Schäfer]] und einer der letzten Doktoranden Euckens war der spätere [[Nobelpreisträger]] [[Manfred Eigen]].
Auf seine Einladung kam [[Edward Teller]] 1931 nach Göttingen, der dort auch mit [[James Franck]] und besonders mit [[Hertha Sponer]] zusammenarbeitete.<ref name="Rink" /> Zu seinen Doktoranden gehörten [[Klaus Schäfer (Physikochemiker)|Klaus Schäfer]] und [[Ernst Ulrich Franck]]. Einer der letzten Doktoranden Euckens war der spätere [[Nobelpreisträger]] [[Manfred Eigen]].


== Ehrungen ==
== Ehrungen ==
[[Datei:Villa Eucken Jena 2014.jpg|mini|hochkant|Villa der Familie Eucken in Jena]]
[[Datei:Villa Eucken Jena 2014.jpg|mini|hochkant|Villa der Familie Eucken in Jena]]
* 1929: korrespondierendes Mitglied der [[Akademie der Wissenschaften zu Göttingen]] (ab 1931 ordentliches Mitglied)<ref>{{Literatur|Autor=Holger Krahnke|Titel=Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751-2001|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=Vandenhoeck & Ruprecht|Ort=Göttingen|Datum=2001|Seiten=78|ISBN=3-525-82516-1}}</ref>
* 1929: korrespondierendes Mitglied der [[Akademie der Wissenschaften zu Göttingen]] (ab 1931 ordentliches Mitglied)<ref>Holger Krahnke: ''Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001'' (= ''Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse.'' Folge 3, Bd. 246 = ''Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse.'' Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 78.</ref>
* 1936: gewähltes Mitglied der [[Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina| Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina]]
* 1936: gewähltes Mitglied der [[Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina| Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina]]
* 1942: Mitglied der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]]
* 1942: Mitglied der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]]
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* ''Lehrbuch der Chemischen Physik'', Leipzig, diverse Auflagen ab 1930
* ''Lehrbuch der Chemischen Physik'', Leipzig, diverse Auflagen ab 1930
* Arnold Eucken und [[Rudolf Suhrmann]], ''Physikalisch-Chemische Praktikumsaufgaben'', Leipzig, diverse Auflagen ab 1928
* Arnold Eucken und [[Rudolf Suhrmann]], ''Physikalisch-Chemische Praktikumsaufgaben'', Leipzig, diverse Auflagen ab 1928
* ''Der Nernstsche Wärmesatz'', Ergebnisse der exakten Naturwissenschaften 1 (1922), S. 20–162.
* ''Der Nernstsche Wärmesatz'', Ergebnisse der exakten Naturwissenschaften 1 (1922), S. 120–162.
 
Er war einer der Herausgeber der 11. und letzten Auflage (ab 1926 bei Vieweg) des Lehrbuchs der Physik von Müller-Pouillet (begründet von [[Johann Heinrich Jacob Müller]], [[Claude Servais Mathias Pouillet]]).


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Aktuelle Version vom 9. September 2021, 17:29 Uhr

Arnold Eucken

Arnold Eucken (* 3. Juli 1884 in Jena; † 16. Juni 1950 in Seebruck, Chiemsee) war ein deutscher Physikochemiker.

Leben

Eucken wurde als Sohn des Philosophen und späteren Literaturnobelpreisträgers Rudolf Eucken in Jena geboren. Er war Bruder des Nationalökonomen Walter Eucken. Sein Studium begann er an der Christian-Albrechts-Universität. 1903 wurde er Mitglied des Corps Saxonia Kiel.[1] Als Inaktiver wechselte er an die heimatliche Universität Jena und die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin.

Göttinger Gedenktafel für Arnold Eucken

Eucken arbeitete bei Walther Nernst und promovierte 1906 bei ihm mit dem Thema Der stationäre Zustand zwischen polarisierten Wasserstoffelektroden.[2] 1911 folgte die Habilitation ebenfalls in Berlin[3]. Mit 31 Jahren hätte er schon 1915 den Lehrstuhl der TH Breslau übernehmen können; dazu kam es aber erst 1919. Zwischenzeitlich hielt ihn der Erste Weltkrieg als Batterieführer an der Westfront (wo er das Eiserne Kreuz 1. Klasse erhielt) und als Lehrer an der Artillerieschule in Wahn.[4] 1930 ging er als Nachfolger von Gustav Tammann an die Georg-August-Universität Göttingen. Nach dem Wahlsieg der NSDAP bei der Reichstagswahl März 1933 wurde Eucken 1933 Parteigenosse.[5] Er wirkte weiterhin als Ordinarius in Göttingen.

Seit 1913 war er mit Fritzi Brausewetter verheiratet; das Paar hatte vier Kinder. Eucken beendete 1950 sein Leben durch Suizid.[5]

Leistungen

Eucken leistete wichtige Beiträge im Bereich der Physikalischen Chemie und der Technischen Chemie. Dabei konzentrierte er sich auf spezifische Wärmen bei sehr niedrigen Temperaturen, die Struktur von Flüssigkeiten und Elektrolytlösungen, die Molekularphysik (Rotation, Schwingung), auf Deuterium und schweres Wasser, auf homogene und heterogene Gaskinetik, Katalyse, Chemieingenieurwesen und chemische Technologie.

Auf seine Einladung kam Edward Teller 1931 nach Göttingen, der dort auch mit James Franck und besonders mit Hertha Sponer zusammenarbeitete.[4] Zu seinen Doktoranden gehörten Klaus Schäfer und Ernst Ulrich Franck. Einer der letzten Doktoranden Euckens war der spätere Nobelpreisträger Manfred Eigen.

Ehrungen

Villa der Familie Eucken in Jena
  • 1929: korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (ab 1931 ordentliches Mitglied)[6]
  • 1936: gewähltes Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
  • 1942: Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
  • 1944: Bunsen-Denkmünze
  • 1945: Dr.-Ing. e. h. der Technischen Hochschule Karlsruhe

Der Verein Deutscher Ingenieure verleiht in seinem Angedenken den Arnold-Eucken-Preis.

Werke

  • Grundriss der Physikalischen Chemie, Leipzig, diverse Auflagen ab 1922
  • Lehrbuch der Chemischen Physik, Leipzig, diverse Auflagen ab 1930
  • Arnold Eucken und Rudolf Suhrmann, Physikalisch-Chemische Praktikumsaufgaben, Leipzig, diverse Auflagen ab 1928
  • Der Nernstsche Wärmesatz, Ergebnisse der exakten Naturwissenschaften 1 (1922), S. 120–162.

Er war einer der Herausgeber der 11. und letzten Auflage (ab 1926 bei Vieweg) des Lehrbuchs der Physik von Müller-Pouillet (begründet von Johann Heinrich Jacob Müller, Claude Servais Mathias Pouillet).

Literatur

  • Margot Becke-Goehring, Margaret Eucken: Arnold Eucken: Chemiker – Physiker – Hochschullehrer. Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, 1995, ISBN 3-540-60083-3
  • Ulrich Franck: Eucken, Arnold Thomas. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 670 (Digitalisat).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1960, 77, 149.
  2. Vorlage:Academictree
  3. http://www.chemgeo.uni-jena.de/chegemedia/Fakult%C3%A4t/Geschichte/Chemiehistorische+Notizen/14_3+Arnold+Eucken.pdf
  4. 4,0 4,1 Hermann Rink, Georg Bacmeister: Arnold Eucken Saxoniae Kiel – eine Größe der Physikalischen Chemie. Einst und Jetzt, Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, Bd. 59 (2014), S. 577–579.
  5. 5,0 5,1 Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 140.
  6. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 78.

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