Roman Jackiw

Roman Jackiw

Roman Jackiw in Budapest, 2013

Roman Wladimir Jackiw (* 8. November 1939 in Lubliniec, Polen) ist ein US-amerikanischer theoretischer Physiker.

Leben

Jackiw stammt aus einer Familie ukrainischer Abstammung, in der auch nur ukrainisch gesprochen wurde. Die Familie zog später nach Österreich und Deutschland, bevor sie sich in New York niederließ, als Jackiw ungefähr zehn Jahre alt war.[1] Er promovierte 1966 an der Cornell University bei Hans Bethe mit der Arbeit Nonperturbative Solutions of the Bethe-Salpeter Equation for the Vertex Function.[2] Von 1966 bis 1969 war er (zusammen mit David Gross) Junior Fellow in Harvard. Er ist seit 1969 Professor am MIT Center for Theoretical Physics. Seit 2012 ist er emeritiert.[3]

Jackiw ist vor allem bekannt als Mitentdecker der axialen Anomalie in der Quantenfeldtheorie, auch unter dem Namen Adler-Bell-Jackiw Anomalie oder Chirale Anomalie bekannt. Der in der Natur beobachtete Zerfall eines neutralen Pions in zwei Photonen ist klassisch verboten. Der quantenfeldtheoretische Mechanismus, der den Zerfall dennoch ermöglicht, wurde von Jackiw zusammen mit John Stewart Bell und gleichzeitig von Stephen L. Adler 1969 geklärt (Nuovo Cimento. Reihe A, Band 60, S. 47). Die von ihnen eingeführten Anomalien der Quantenfeldtheorie führten später auch zu Vorhersagen über das Teilchenspektrum in GUTs, bei denen Anomalien-Freiheit gefordert wird. Später beschäftigte sich Jackiw u. a. mit topologischen Anregungen in Quantenfeldtheorien und Soliton-Theorien mit gebrochenzahligen Ladungen, die in der Festkörperphysik Anwendung fanden.

1995 erhielt er den Dannie-Heineman-Preis für mathematische Physik und 1998 die Dirac-Medaille (ICTP). Er war Guggenheim (1977) und Sloan Research Fellow (1969) und ist Mitglied der American Academy of Arts and Sciences und seit 1998 der National Academy of Sciences. 1985 wurde er Fellow der American Physical Society. Die Nationale Akademie der Wissenschaften der Ukraine nahm ihn als auswärtiges Mitglied auf.[4] Er ist Ehrendoktor der Bogoliubow-Instituts für Theoretische Physik der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften[5] und der Universität Montreal.[6]

Schriften

  • mit Hans Bethe: Intermediate Quantum Mechanics. 1968, 3. Auflage 1986, Benjamin-Cummings
  • mit Sam Treiman, Edward Witten: Current algebras and anomalies. Princeton 1986
  • Diverse topics in theoretical and mathematical physics. World Scientific 1995
  • Fluid dynamics. A particle theorists view of supersymmetry, non abelian and non commutative fluid mechanics and D-branes. Springer, 2002 (arxiv:physics/0010042)
  • J. S. Bell, R. Jackiw: A PCAC puzzle: π0→γγ in the σ-model. In: Il Nuovo Cimento. Reihe A, Band 60, 1969, S. 47

Literatur

  • Who’s Who in America. 66. Ausgabe, Band 1: A–L. Marquis Who’s Who, Berkeley Heights 2011, ISBN 978-0-8379-7031-8 (Band 1), ISBN 978-0-8379-7035-6 (Gesamtwerk), ISSN 0083-9396, S. 2149

Weblinks

Commons: Roman Jackiw – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Roman Jackiw interviewed durch George Zimmerman. In: Oral Histories. Niels Bohr Library, AIP, 5. August 2010; (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  2. Roman Jackiw im Mathematics Genealogy Project (englisch)
  3. Faculty & Staff Notes: Retirements. (PDF) In: MIT Physics @ MIT Annual. 2012, abgerufen am 1. November 2018 (S. 16).
  4. Mitglieder: Roman Jackiw. Nationale Akademie der Wissenschaften der Ukraine, abgerufen am 26. April 2021.
  5. Faculty & Staff Notes: Retirements. (PDF) In: MIT Physics @ MIT Annual. 2003, abgerufen am 1. November 2018 (S. 9).
  6. Faculty & Staff Notes: Retirements. (PDF) In: MIT Physics @ MIT Annual. 2011, abgerufen am 1. November 2018 (S. 9).