Osterinsel

Osterinsel

Osterinsel
Rapa Nui
Isla de Pascua
Osterinsel Uebersicht.jpg
Gewässer Pazifischer Ozean
Geographische Lage 27° 7′ S, 109° 21′ WKoordinaten: 27° 7′ S, 109° 21′ W
Lage von Osterinsel Rapa Nui Isla de Pascua
Länge 24 km
Breite 13 km
Fläche 162,5 km²
Höchste Erhebung Maunga Terevaka
507,41 m
Einwohner 5806 (2012[1])
36 Einw./km²
Hauptort Hanga Roa
Karte der Osterinsel
Karte der Osterinsel

Die Osterinsel (spanisch Isla de Pascua, rapanui Rapa Nui) ist eine isoliert gelegene Insel im Südostpazifik, die politisch zu Chile gehört, geographisch jedoch zu Polynesien. Sie liegt südlich des südlichen Wendekreises. Der Hauptort Hanga Roa ist 3526 km von der chilenischen Küste (oder 3833 km in genauer Ostrichtung bis zur Küste) und 4251 km von Tahiti entfernt. Das nächstgelegene bewohnte Eiland ist Pitcairn im Westen, in einer Entfernung von 2078 Kilometern. Im Jahr 2012 lebten auf der Osterinsel 5806 Menschen.[1]

Bekannt ist die Insel vor allem wegen der monumentalen Steinskulpturen, der Moai. Seit 1995 ist die Osterinsel als Nationalpark Rapa Nui Teil des UNESCO-Welterbes.

Geographie

Geologie

Lage der Osterinsel

Die Osterinsel ist ein vulkanischer Gipfel, der dem Sala-y-Gómez-Rücken aufsitzt, einem 2500 km langen, submarinen Höhenzug im Südostpazifik. Sie ist, neben der Insel Sala y Gómez, der einzige Berg dieser unter dem Ozean liegenden, aus zahlreichen Vulkanen bestehenden Kette, der über die Meeresoberfläche hinausragt.

Das für viele pazifische Inseln charakteristische Korallenriff fehlt, die Küste fällt steil bis zu einer Meerestiefe von 3000 Metern ab. Der Küstensaum ist steinig und zerklüftet, kleine Sandstrände sind nur an wenigen Stellen zu finden, beispielsweise in der Anakena-Bucht an der Nordküste. An der Südwestspitze sowie im Osten, an der Halbinsel Poike, ragen steile, bis zu 300 m hohe Kliffe empor.

Die Osterinsel hat etwa die Form eines rechtwinkligen Dreiecks mit einer maximalen Länge von 24 km, einer maximalen Breite von 13 km und einer Fläche von 162,5 km². Die Landschaft ist durch ihren vulkanischen Ursprung geprägt und besteht im Wesentlichen aus den drei Vulkanen Rano Kao im Südwesten, dem Poike mit seinem Hauptgipfel Maunga Puakatiki im Osten und Maunga Terevaka im Norden sowie deren über siebzig, teils bis zur Unkenntlichkeit erodierten Nebenkratern. Der Maunga Terevaka ist mit 507,41 Metern[2] die höchste Erhebung der Osterinsel. Die Vulkane sind längst erloschen, es sind keine Aktivitäten in jüngerer Zeit beobachtet worden, noch sind solche in den Sagen und Mythen überliefert.

Im Südwesten sind der Osterinsel die kleinen, unbewohnten Nebeninseln Motu Nui (3,9 ha), Motu Iti (1,6 ha) und Motu Kau Kau (0,1 ha) vorgelagert, im Westen Motu Ko Hepoko (0,1 ha) und Motu Tautara (0,1 ha), und vor der Halbinsel Poike Motu Marotiri (0,2 ha).

Klima

Das Klima ist subtropisch warm, die Jahreszeiten sind nur gering ausgeprägt. Starke Passatwinde herrschen vor. Die Niederschläge betragen etwa 1.150 mm im Jahr. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 21 °C. Die kältesten Monate sind Juli und August, die wärmsten Januar und Februar. Die regenreichsten Monate sind der April und Mai, die regenärmsten Oktober, November und Februar. Die durchschnittliche Wassertemperatur beträgt 18 °C.

Mataveri (Osterinsel)
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
73
 
27
19
 
 
85
 
28
20
 
 
96
 
27
19
 
 
121
 
26
18
 
 
153
 
24
17
 
 
106
 
22
16
 
 
105
 
22
15
 
 
94
 
22
15
 
 
87
 
22
15
 
 
68
 
23
15
 
 
74
 
24
16
 
 
86
 
26
18
Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: wetterkontor.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Mataveri (Osterinsel)
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 27,0 27,7 27,1 25,6 23,8 22,4 21,7 21,5 22,1 22,9 24,2 25,5 Ø 24,3
Min. Temperatur (°C) 19,2 19,7 19,3 18,1 17,0 15,5 14,8 14,6 14,6 15,1 16,3 18,0 Ø 16,8
Niederschlag (mm) 73 85 96 121 153 106 105 94 87 68 74 86 Σ 1.148
Sonnenstunden (h/d) 8,8 8,0 7,1 6,1 5,4 4,6 4,8 5,4 6,1 7,2 7,6 8,0 Ø 6,6
Regentage (d) 15 7 16 15 12 16 12 9 14 6 9 9 Σ 140
Wassertemperatur (°C) 24 24 25 23 22 20 20 20 20 21 22 23 Ø 22
Luftfeuchtigkeit (%) 77 79 79 81 81 81 81 80 79 77 77 78 Ø 79,2
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
27,0
19,2
27,7
19,7
27,1
19,3
25,6
18,1
23,8
17,0
22,4
15,5
21,7
14,8
21,5
14,6
22,1
14,6
22,9
15,1
24,2
16,3
25,5
18,0
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
73
85
96
121
153
106
105
94
87
68
74
86
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

Flora

Die Osterinsel gehört zu den artenärmsten Inseln des Südpazifiks. Es sind weniger als 30 indigene Samenpflanzen (Spermatophyta) bekannt. Das ist hauptsächlich eine Folge der isolierten Lage; die Insel war niemals mit einer kontinentalen Landmasse verbunden. Vögel, Wind und ozeanische Strömungen konnten nur in weit geringerem Maße als bei anderen Inseln Samen eintragen.[3]

Der erfolgreichste Überträger von Pflanzenmaterial dürfte daher der Mensch gewesen sein. Bereits die ersten Siedler haben Nutzpflanzen auf die Insel gebracht, wie die Legende von Hotu Matua berichtet. Zahlreiche Nutzpflanzen existierten bereits, bevor die Europäer die Insel erreichten, wie mehreren Berichten – zum Beispiel von Roggeveen, Forster und anderen frühen Entdeckern – zu entnehmen ist. Dazu gehörten zum Beispiel: Papiermaulbeerbaum, Süßkartoffel, Yams und Taro. Aber auch die Europäer trugen in umfangreichem Maße Pflanzen ein, zum Beispiel verschiedene Grasarten als Weidepflanzen für die Schafe und Rinder.

Die heute vorherrschende Vegetation entspricht nicht der ursprünglichen. Sie ist das Ergebnis massiver menschlicher Eingriffe in das Ökosystem. Archäobotanische Befunde belegen, dass die Insel einst dicht mit Palmwäldern einer Art bedeckt war, die eng mit der Honigpalme (Jubaea chilensis) verwandt ist. In Proben von Rano Kao wurde nachgewiesen, dass eine Entwaldung über einen längeren Zeitraum ab dem Jahr 1010 (± 70 Jahre) stattfand.[4]

Man schätzt, dass in dieser Zeit mehr als zehn Millionen Palmen auf der Insel gefällt wurden. Der Verlust des Palmenwaldes, der die Kulturpflanzen vor dem ständig wehenden Wind und vor Austrocknung geschützt hatte, führte zu einer umfangreichen Bodenerosion, die wiederum entscheidende Auswirkung auf die Nahrungsmittelversorgung und damit auf den rapiden Rückgang der Bevölkerung gehabt haben dürfte.[5]

Das Totora-Schilf (Scirpus californicus) ist als Rest der ursprünglichen Vegetation in den Kraterseen des Rano-Kao und des Rano Raraku erhalten. Totora-Schilf wurde von den Ureinwohnern vielfältig genutzt, zum Beispiel zum Bau der charakteristischen bootsförmigen Häuser (Paenga-Haus).

Von großer ritueller Bedeutung war der Toromiro (Sophora toromiro), ein in der freien Natur ausgestorbener Schmetterlingsblütler. Das harte und feinporige Holz wurde vielfältig genutzt, insbesondere für kultische Schnitzereien. Exemplare dieser endemischen Baumart haben lediglich in botanischen Gärten (beispielsweise: Göteborg, Bonn, London, Valparaíso) überlebt.

Auffallend ist der geringe Bestand an Farnen. Lediglich 15 Arten wurden entdeckt, davon sind vier – Diplazium fuenzalidae, Doodia paschalis, Elaphoglossum skottsbergii und Polystichum fuentesii – endemisch. Letztere wurde nur einmal im Jahr 1911 gesammelt und gilt als vermutlich ausgestorben. Im Vergleich zu anderen Inseln des Südpazifiks (beispielsweise Marquesas mit 27 Familien, 55 Gattungen und 117 Arten von Farnen[6]) ist das sehr wenig.[7]

Eine weitere indigene Pflanze, die auf der Osterinsel nur noch in wenigen Exemplaren als kleinwüchsiger Busch vorkommt, ist die zu den Lindengewächsen (Tiliaceae) gehörende Triumfetta semitriloba. Pollenanalysen haben ergeben, dass die Pflanze bereits seit 35.000 Jahren auf der Insel wächst.[3] Aus den speziell behandelten Fasern der Rinde knüpften die Rapanui ihre Fischernetze und möglicherweise die Transportseile für die Moai.[8]

Heute ist die Landschaft der Osterinsel überwiegend von ausgedehnten Grasflächen geprägt. Die häufigsten vorkommenden Pflanzenfamilien sind die der Süßgräser (Poaceae), von denen nur vier Spezies indigen sind, und die der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Eine weitere häufige Pflanzenfamilie ist die der Korbblütler (Asteraceae), deren heute vorkommende Arten ausschließlich anthropochore Pflanzen sind.[9]
Über größere Bereiche im Südwesten haben sich vom Menschen eingeführte Guavenbüsche ausgebreitet. In den letzten Jahren hat es Aufforstungen mit Eukalyptus gegeben. Bei Anakena ist ein Palmenhain mit der ursprünglich nicht auf der Insel vorkommenden Kokospalme entstanden. Als Nutzpflanzen werden heute für den Eigenbedarf Süßkartoffeln, Taro, Yams, Zuckerrohr sowie subtropische Früchte angebaut.

Eine sehr wichtige Nahrungspflanze, oft zubereitet in einem Erdofen (umu), ist die ursprünglich aus Mittelamerika stammende Süßkartoffel. Sie ist bereits seit Jahrhunderten in der gesamten Südsee und im südasiatischen Raum verbreitet. Flaschenkürbis, Gemüse- und scharfe Paprika sind weitere südamerikanische Pflanzen, die inzwischen auf der Osterinsel wachsen.

Tiefbeet (manavai) mit Bananenanpflanzung

Der Anbau von Kulturpflanzen in historischer Zeit erfolgte nach Berichten der europäischen Entdecker in sorgfältig bearbeiteten und abgegrenzten Feldern. La Pérouse schätzte 1787, dass etwa ein Zehntel der Insel, insbesondere die tiefer gelegenen Bereiche der Küstenregion, mit Nutzpflanzen bebaut war. Diese etwa 20 km² Anbaufläche würden ausreichen, um eine Bevölkerung von mehreren Tausend Menschen zu ernähren. Der Ackerbau erfolgte mit der einfachsten Methode, dem Grabstock bzw. aus Mangel an Holz mit einem entsprechend hergerichteten Stein.

Den vulkanischen Boden der Osterinsel durchziehen zahlreiche Lavaröhren. Durch Erosion stürzte an manchen Stellen die Decke ein, sodass sich dolinenartige Spalten bildeten, die sich allmählich mit Humus füllten. Da die ständig wehenden Winde den Anbau von Nahrungspflanzen erschwerten, nutzte man die Bodensenken als ertragreiche Tiefbeete unterhalb des Bodenniveaus (manavai) für die Kultivierung größerer Pflanzen, insbesondere von Bananen. Einige werden heute noch genutzt, so beispielsweise in der Nähe der Anlage Vinapu.

Fauna

Menschliche Eingriffe blieben auch nicht ohne Folgen für die Fauna. Archäologische Grabungen belegen, dass auf der Osterinsel vor der polynesischen Besiedlung 25 Spezies von See- und 6 Spezies von Landvögeln heimisch waren.[10] Davon sind heute auf der Insel selbst (ohne vorgelagerte Motus) nur drei Seevogelarten und vier Landvogelarten verblieben, keine davon indigen oder endemisch.[11]

Von den Säugetieren kommen lediglich eingeführte Haustiere – Pferde, Schafe, Rinder, Schweine – vor. Die ausgewilderten Pferde haben sich mittlerweile zu einem Problem entwickelt. Sie sorgen für die Verbreitung der Guavenbüsche, indem sie die Früchte fressen und die Samen an anderer Stelle ausscheiden. Außerdem reiben sie sich an den liegengebliebenen Statuen und leisten so der allmählichen Erosion Vorschub. Die Pazifische Ratte (Rattus exulans), die vermutlich als Nahrungstier von den ersten Siedlern mitgeführt wurde, ist inzwischen ausgestorben bzw. von europäischen Rattenarten verdrängt worden. Auf der Osterinsel gibt es keine für den Menschen unmittelbar gefährlichen Tiere oder Überträger von Infektionskrankheiten.

Moko, Cryptoblepharus poecilopleurus, als geschnitzte anthropomorphe Figur

Unter den Reptilien ist der Skink Cryptoblepharus poecilopleurus erwähnenswert. Sein Name auf Rapanui ist moko uri uri. Das etwa 12 cm lange Tier von goldbrauner Farbe genoss offenbar religiöse Verehrung, denn es sind mehrere, sorgfältig aus Toromiro-Holz geschnitzte, anthropomorphe Figuren als Zeremonialobjekte erhalten (beispielsweise Musées Royaux d’Art et d’Histoire, Brüssel).

Auf den vorgelagerten Motus nisten zahlreiche Seevögel, darunter Fregattvögel, Sturmtaucher, Tölpel sowie Ruß- und Feenseeschwalben.

An dem steil abfallenden Lavasockel bildete sich kein Korallensaum. Das vielfältige Ökosystem eines Korallenmeeres mit seiner artenreichen Population von Meereslebewesen konnte sich nicht entwickeln. In der Umgebung der Osterinsel wurden 164 Fischarten gezählt, davon 107 Spezies von Küstenfischen.[12] Das ist vergleichsweise wenig, in den Gewässern rund um die Fidschi-Inseln gibt es mehr als 1000 Fischarten. James Cook schrieb dazu in seinem Logbuch:[13]

„Die See scheint wie von Fischen befreit, konnten wir doch nicht einen einzigen fangen, und es waren auch nur sehr wenige, welche wir bei den Eingeborenen entdeckten.“

James Cook: Logbücher der Reisen 1768–1779

Die relative Artenarmut könnte eine der Ursachen für den Bevölkerungsrückgang und den damit verbundenen Kulturverfall auf der Osterinsel gewesen sein.

Nicht selten sind Pottwale zu beobachten. Man vermutet, dass in den Tiefen auch der Riesenkalmar vorkommt. Die Tiefsee weist die bisher dichteste bekannte Konzentration von Schwarzen Rauchern auf, aktive Vulkanschlote, aus denen heißes, mineralreiches Wasser aus dem Erdinneren sprudelt und um die sich bizarre Lebensgemeinschaften gebildet haben. Im Jahr 2005 wurde 1500 km südlich der Osterinsel eine neue Spezies entdeckt, die sogenannte Yeti-Krabbe (Kiwa hirsuta).

Von besonderem Interesse ist eine endemische Kaurischnecken-Art, die nach Pater Englert benannte Erosaria englerti, die nur vor der Osterinsel und der unbewohnten Insel Sala y Gómez, 400 km östlich, vorkommt.

Geschichte

Frühgeschichte

Datei:KulturschemaOsterinsel.svg
Kulturschema für die Osterinsel
Karte der traditionellen Stammesgebiete

Die Frühgeschichte der Osterinsel ist schwierig zu rekonstruieren, da schriftliche Aufzeichnungen völlig fehlen. Bereits die Besiedlungsgeschichte ist umstritten. Sowohl die Mono- als auch die Multibesiedlungsthese wurde vertreten. Thor Heyerdahl postulierte in der Inselgeschichte eine frühe Periode im 1. Jahrtausend n. Chr. und eine mittlere Periode zwischen 1100 und 1600 n. Chr. In beiden Perioden gab es seiner Ansicht nach Einwanderungen mit einem deutlichen Bezug nach Südamerika. Eine weitere Besiedlung soll in der Spätperiode ab 1680 von Polynesien aus erfolgt sein.[14] Diese Theorie war nicht lange haltbar. Ausgehend von der Legende von Hotu Matua und gestützt auf archäologische, genealogische und sprachwissenschaftliche Befunde konnte sich die Annahme einer Besiedelung im Rahmen der Polynesischen Expansion von Westen, von Mangareva oder den Marquesas, durchsetzen. Sie soll relativ spät in zwei Wellen erfolgt sein, die Erstbesiedlung im 5. oder 6. Jahrhundert, die zweite Besiedlungswelle im 14. Jahrhundert. Die Einbeziehung genetischer Untersuchungen in den 1990er Jahren bewies zweifelsfrei die Herkunft der Osterinsel-Bevölkerung aus dem polynesischen Raum und nicht aus Südamerika.[15]
Neuere genetische Untersuchungen weisen jedoch auf Kontakte nach Südamerika hin, die mit Sicherheit vor der Sklavenverschleppung durch Peruaner um 1860 und mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar bereits in prähistorischer Zeit auftraten.[16] Ein entsprechender Schluss deckt sich mit Ergebnissen neuester Zahnschmelzuntersuchungen an fossilen menschlichen Zähnen, die eindeutig belegen, dass die aus Südamerika stammende Süßkartoffel bereits im 14. Jahrhundert, also lange vor der Entdeckung der Insel durch die Europäer zu den Grundnahrungsmitteln auf Rapa Nui gehörte.[17] Mittlerweile wird (wieder) die Monobesiedlungsthese bevorzugt, mit nur einer Besiedlung von Mangareva, Henderson oder Pitcairn im 5. Jahrhundert.[18]:17-18 Völlig anderer Auffassung ist der amerikanische Archäologe Terry L. Hunt, der, gestützt auf stratigraphische Grabungen am Anakena-Strand, die erste Besiedlung im 13. Jahrhundert annimmt.[19]

Es entwickelte sich eine streng stratifizierte Gesellschaft mit zehn unabhängigen Stämmen (máta), die mit verschiedenen Teilen der Insel assoziiert waren, obwohl es keine definierten Grenzen gab.[20] Besiedelt wurde zunächst nur die Küstenregion. Ab etwa 1100 n. Chr. begann die Konstruktion großtechnischer Bauwerke, der Zeremonialplattformen (ahu), der steinernen Statuen (moai), von Zisternen und Beobachtungstürmen (turtle towers). Diese Zeit der Kulturblüte dauerte bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, wobei gegen Ende der Periode zunehmend Anzeichen der Degeneration erkennbar waren:

  • Nachdem der Boden bis zum Ende des 13. Jahrhunderts oberflächenschonend bearbeitet wurde, ist spätestens ab 1300 n. Chr. eine radikale Entwaldung mit zunehmender Bodenerosion nachgewiesen. Dies führte zur Aufgabe von Siedlungen[5] und des Baus von Großkanus, mit denen küstenferner Fischfang betrieben werden konnte,
  • Ab dem 13. Jahrhundert wird vermehrt auch das Inselinnere besiedelt, ohne Zugang zu der wichtigen Nahrungsquelle Meer.[21]
  • Nach 1425 ist ein höchst intensivierter Landbau unter Nutzung innovativer Möglichkeiten (mit Mauern geschützte Kleinstanbauflächen, Steinmulch) feststellbar, der aber mit dem Zusammenbruch der Stammesgesellschaft in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wieder aufgegeben wird.[22]
  • Ab etwa 1500 bis zum Eintreffen der Europäer kommt es zu vermehrten Überfällen und Stammeskriegen unter Anwendung neuartiger Waffen (mata’a = mit scharfen Obsidianspitzen versehene Kurzspeere).[23] Wahrscheinlich breitet sich auch Kannibalismus aus.[24] Die Kriegerkaste gewinnt an Einfluss.
  • Wie aus archäo-biologischen Untersuchungen von Abfallhaufen der Siedlungen erkennbar ist, nimmt die Zahl und Artenvielfalt der Seevögel nach 1650 n. Chr. als Nahrungsquelle rapide ab.[25] Stattdessen werden vermehrt steinerne Hühnerställe gebaut.
  • Ab Mitte des 17. Jahrhunderts kommt der Bau monumentaler Bildwerke zum Erliegen.[26]
  • Ab dem Ende des 17., spätestens in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts werden die Kultplattformen durch die Insulaner selbst systematisch zerstört und die Statuen umgeworfen. Es kommt zu einem völligen Verfall der tradierten, auf der Ahnenverehrung fußenden Kultur.

Es ist heftig umstritten, wo die Wurzeln für diesen Kulturverfall zu suchen sind, die Mehrzahl der Forscher geht jedoch heute davon aus, dass die Probleme von den Insulanern selbst verursacht wurden. Populär ist die von Jared Diamond publizierte These des Raubbaus an den natürlichen Ressourcen, der zur Störung des ökologischen Gleichgewichtes auf der isolierten Insel geführt hat.[27]

Weitere Theorien gehen davon aus, dass – in unterschiedlichem Umfang – andere Auswirkungen ganz oder teilweise Ursachen für den Niedergang der Osterinselkultur waren, wie beispielsweise: eine mehrjährige Dürre, die Kleine Eiszeit, die von den ersten Siedlern eingeschleppte Polynesische Ratte, der europäische Einfluss auf die Kultur oder ein Stammes- bzw. Religionskrieg.

Einfluss der Europäer

Satellitenaufnahme
Osterinsel bei Hanga Roa

Der erste Europäer, der die Osterinsel sah, war vermutlich der Pirat Edward Davis, der mit seinem Schiff Bachelors Delight 1687 von den Galápagos-Inseln kommend Kap Hoorn umsegeln wollte. Er sichtete die Insel eher zufällig und glaubte, den sagenhaften Südkontinent gefunden zu haben, landete jedoch nicht.

Ihren heutigen Namen erhielt die Osterinsel von dem Niederländer Jakob Roggeveen, der im Auftrag der Westindischen Handelskompanie am Ostersonntag, dem 5. April 1722, mit drei Schiffen dort landete. Er nannte sie Paasch-Eyland, was dem deutschen Namen Osterinsel entspricht – nach dem Tag der Entdeckung. An der Expedition nahm der Mecklenburger Carl Friedrich Behrens teil, dessen in Leipzig verlegter Bericht die Aufmerksamkeit Europas auf die bis dahin unbekannte Insel lenkte.

Der Katalane Manuel d’Amat i de Junyent, Gouverneur von Chile und Vizekönig von Peru, hatte die Bestrebung, den Einfluss Spaniens in Südamerika (gegen England) zu festigen und nach Ozeanien zu erweitern. Er beauftragte Don Felipe Gonzales de Haedo, bis zur Magellanstraße zu segeln und dabei u. a. die „Erde Davis“ für die spanische Krone zu annektieren. Gonzales landete am 15. November 1770 mit dem Linienschiff San Lorenzo und der Fregatte Santa Rosalia auf der Osterinsel, errichtete als Zeichen des spanischen Anspruches mehrere Kreuze an markanten Punkten und gab ihr den Namen San Carlos. Spanien verlor allerdings in den Folgejahren das Interesse an den ozeanischen Visionen Amats und erneuerte seinen Anspruch auf die Osterinsel nicht.

Während seiner zweiten Südseeexpedition besuchte James Cook vom 13. bis 17. März 1774 die Osterinsel. Er war von der Insel nicht begeistert und schrieb in sein Logbuch:

„Keine Nation wird je für die Ehre kämpfen, die Osterinsel erforscht zu haben, zumal es kaum ein anderes Eiland im Meer gibt, welches weniger Erfrischungen bietet und Annehmlichkeiten für die Schifffahrt denn dieses.“

James Cook: Logbücher der Reisen 1768–1779[28]

Dennoch brachte der Aufenthalt wesentliche Erkenntnisse über die geologische Beschaffenheit, die Vegetation, die Bevölkerung und die Statuen (die in der Mehrzahl bereits umgeworfen waren). Wir verdanken sie dem deutschen Naturforscher Johann Reinhold Forster und seinem Sohn Johann Georg Adam Forster, die an der Cook-Expedition teilnahmen. Reinhold Forster fertigte auch erste Skizzen der Moais, die, als Kupferstiche in damals typischer romantischer Überhöhung veröffentlicht, in den Salons Aufsehen erregten.

Im Jahr 1786 landete der Franzose Graf Jean-François de La Pérouse bei einer Weltumsegelung auf Befehl von Ludwig XVI. auf der Osterinsel. La Pérouse hatte den Auftrag, genaue Karten zu zeichnen und mit der Erforschung der Völker der Südsee zur Bildung des Dauphins beizutragen.

Die von den europäischen Entdeckern eingeschleppten Krankheiten wie Grippe und Syphilis bewirkten einen stetigen Bevölkerungsrückgang auf der Osterinsel. Ein besonders dunkles Kapitel sind die Raubzüge peruanischer Blackbirders in den Jahren 1862 bis 1863, die vermutlich um 1400 Insulaner auf Haziendas in Peru verschleppten, wo sie als Landarbeiter und Haushaltshilfen arbeiten mussten.[29]
Dies und die Verbreitung der Pocken durch die wenigen Rückkehrer führten zu einem weiteren dramatischen Bevölkerungsrückgang.

1866 kam der Franzose Jean Baptiste Dutroux-Bornier, ein ehemaliger französischer Offizier, der nach dem Krimkrieg nach Tahiti übergesiedelt war, mit seinem britisch-tahitischen Geschäftspartner John Brander auf die Osterinsel. In den folgenden Jahren übernahm die Firma umfangreiche Ländereien von den Häuptlingen. Bornier ließ sich auf der Insel nieder und errichtete eine Schreckensherrschaft. Er vertrieb die Insulaner aus ihren Siedlungen und wies ihnen ein nur kleines Gebiet an der Westküste (im Bereich des heutigen Hangaroa) zu, während der Rest der Insel als Weide für Schafe und Rinder genutzt wurde. Das Betreten dieses Teils war den Rapanui unter Androhung von Strafe verboten. Als die Verhältnisse schließlich unerträglich wurden, ermordeten die Insulaner 1876 den Despoten Dutroux-Bornier, ein Jahr später starb Brander eines natürlichen Todes. Die Insel blieb nach einem längeren Rechtsstreit der Erben vor französischen Gerichten im Besitz der Familie Brander.

1877 lebten nur noch 111 Personen auf der Insel.

Vom 20. bis 25. September 1882 besuchte das deutsche Kanonenboot SMS Hyäne im Rahmen einer ausgedehnten Südseeexpedition die Osterinsel. Kapitänleutnant Wilhelm Geiseler hatte den Auftrag der Kaiserlichen Admiralität, wissenschaftliche Untersuchungen für die ethnologische Abteilung der königlich preußischen Museen in Berlin vorzunehmen. Die Expedition lieferte u. a. detailgenaue Beschreibungen der Sitten und Gebräuche, Sprache und Schrift der Osterinsel, außerdem exakte Zeichnungen verschiedener kultischer Objekte, von Moais, von Hausgrundrissen sowie einen detaillierten Lageplan der Kultstätte Orongo.

Die ersten Fotos der Moais fertigte der Schiffsarzt William Thomson, der 1886 an Bord des US-amerikanischen Schiffes Mohican die Osterinsel besuchte.

Seit der Annexion durch Chile

Vor dem Hintergrund ihrer territorialen, ökonomischen und militärischen Expansion in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts annektierte die Republik Chile die Insel am 9. September 1888. Die chilenische Regierung war dem Vorschlag des Korvettenkapitäns Policarpo Toro (1856–1921) gefolgt, der aus den Erfahrungen des Salpeterkrieges glaubte, sie sei als Marinestützpunkt und Versorgungsbasis von strategischem Wert. Es wurde ein Vertrag in spanischer und polynesischer Sprache geschlossen, den Toro und 20 Stammeshäuptlinge an Bord des Kriegsschiffes Angamos unterzeichneten. Der Grund für den Vertragsabschluss war die Erwartung der Rapanui, sich mit Hilfe der chilenischen Regierung besser gegen Übergriffe wehren zu können.

1895 verpachtete die chilenische Regierung die Insel an den Geschäftsmann Enrique Merlet, der die Viehzucht weiterhin betrieb. 1903 verkaufte er seine Besitzansprüche an das britische Handelshaus Williamson-Balfour. 1911 erreichte eine wissenschaftliche Kommission unter der Leitung des Deutsch-Chilenen Dr. Walter Knoche die Insel, um dort eine meteorologische und seismische Station zu errichten und erstmals fächerübergreifend biologische, ethnologische und archäologische Forschungen zu betreiben.

Die verschiedenen europäischen Besucher, aber insbesondere die Rückkehrer aus peruanischer Sklaverei, brachten Infektionskrankheiten auf die Insel, die sich rasch verbreiteten und die Bevölkerung dezimierten. Ab etwa 1900 breitete sich auch die Lepra, vermutlich von Tahiti eingeschleppt, auf der Osterinsel aus.[30] Abseits von Hangaroa wurde daher eine Leprakolonie errichtet, in der – nach Erzählungen der Einwohner – die Firma auch missliebige Personen isolierte, die sich dort erst mit der Krankheit ansteckten.

Im Ersten Weltkrieg spielte die Insel eine nicht unbedeutende Rolle im Seekrieg. Von Tahiti kommend traf sich ein Geschwader mit den Panzerkreuzern SMS Scharnhorst und SMS Gneisenau, dem Kleinen Kreuzer SMS Leipzig sowie Begleitschiffen mit aus dem Atlantik kommenden Transportschiffen, um Brennstoff und Lebensmittel zu übernehmen. Der Aufenthalt vor der Insel dauerte vom 12. bis 19. Oktober 1914. Am 23. Dezember 1914 versenkte der deutsche Hilfskreuzer SMS Prinz Eitel Friedrich das französische Handelsschiff Jean unmittelbar vor der Bucht von Hangaroa. Die Mannschaft des versenkten Schiffes wurde auf der Insel zurückgelassen. Als der deutsche Hilfskreuzer SMS Seeadler des „Seeteufels“ Felix Graf von Luckner 1917 vor Mopelia (Gesellschaftsinseln) sank, segelte die Mannschaft mit dem gekaperten britischen Schiff Fortuna zur Osterinsel. Das Schiff trieb beim Versuch des Anlandens auf die Klippen und sank. Die Besatzung rettete sich auf die Insel und lebte dort vier Monate, bis sie schließlich im neutralen Chile interniert wurde.

Als die angeblich seherisch begabte, betagte Osterinsulanerin Angata 1914 träumte, Gott habe die gesamte Insel wieder den Rapanui zugesprochen, brach ein Aufstand aus. Die Insulaner wollten nicht länger hinnehmen, dass ihnen das Betreten des größten Teils der Insel untersagt wurde. Als Angata zudem behauptete, dass Gott die Aufständischen kugelfest gemacht habe und ihnen daher nichts geschehen könne, eskalierte der Konflikt.[31]
Der Aufstand wurde durch den Einsatz eines chilenischen Kriegsschiffes beendet, dessen Kommandant aber die unerträglichen Verhältnisse erkannte und Kritik an der Verwaltung der Schaffarm übte. An den räumlichen Beschränkungen änderte sich nichts, die Regierung setzte jedoch einen von der Firma unabhängigen Verwalter ein.

Bis zum Jahr 1967 herrschte auf der Insel das chilenische Kriegsrecht. Die Bewohner der Insel unterstanden einer restriktiven militärischen Verwaltung mit einem von Chile eingesetzten Militärgouverneur an der Spitze. Obwohl chilenische Staatsbürger, hatten die Insulaner kein Anrecht auf einen chilenischen Pass und durften die Osterinsel nicht verlassen. Ihr Aufenthalt war auf ein umzäuntes und bewachtes Gebiet um Hangaroa beschränkt, der übrige Teil der Insel durfte nur mit Erlaubnis des Gouverneurs betreten werden. Eigenständige, demokratische Strukturen in der lokalen Verwaltung wurden erst Ende der 1960er Jahre zugelassen.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes der Universität Chile kam 1935 der deutschstämmige Kapuzinerpater Sebastian Englert auf die Osterinsel. Er blieb dort als Seelsorger bis zu seinem Tod auf einer Vortragsreise im Jahr 1969. Pater Englert sah seine Aufgabe nicht ausschließlich in der Missionierung, er kümmerte sich auch um soziale Belange, Gesundheitsvorsorge und Bildung der Insulaner. Auf den vielseitig Interessierten gehen bedeutende Aufzeichnungen archäologischer, linguistischer, kulturgeschichtlicher und botanischer Erkenntnisse zurück. Seine systematische Sammlung von Artefakten bildet heute den Grundstock des nach ihm benannten Museums in Hanga Roa.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es mehrere Forschungsexpeditionen zur Osterinsel. Erwähnenswerte Forscher sind die Engländerin Katherine Routledge, der Franzose Alfred Métraux und der Deutsche Thomas Barthel von der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, der die wesentlichen Ansätze zur Entschlüsselung der geheimnisvollen Osterinsel-Schrift fand.

Thor Heyerdahl hielt sich von 1955 bis 1956 auf der Osterinsel auf. Er führte Ausgrabungen und praktische Experimente durch und richtete den ersten Moai wieder auf.

Am 22. Mai 1960 verwüstete das Erdbeben von Valdivia, das eine Stärke von 9,5 hatte, die Stadt Valdivia auf dem chilenischen Festland. Das Beben löste einen Tsunami aus, der die Südküste der Osterinsel traf und den erst einige Jahre zuvor restaurierten Ahu Tongariki völlig zerstörte. Die tonnenschweren Moai wurden mehr als 100 Meter ins Landesinnere geschleudert. Mit japanischer Unterstützung konnten die Schäden in den Folgejahren beseitigt werden, sodass sich die Anlage heute wieder im ursprünglichen Zustand präsentiert.

1967/68 errichtete das US-Militär am Rano Kao eine geheime Abhörstation. Mit ihr kamen amerikanische Militärangehörige auf die Insel, die für einen kleinen wirtschaftlichen Aufschwung sorgten. Unter der Regierung Allende wurde die Basis wieder aufgegeben.

Die stufenweise Entwicklung zur Eigenständigkeit der Osterinsel begann mit dem chilenischen Diktator Augusto Pinochet. Pinochet hatte ein besonderes Wohlwollen für die Osterinsel entwickelt. Er war 1974 der erste chilenische Präsident, der die Insel besuchte, und er kehrte zweimal, 1980 und 1987, zurück. Unter seiner Regierungszeit wurden erhebliche Mittel in die Verbesserung der Infrastruktur investiert, und er ernannte 1984 den ersten ethnischen Rapanui, den in den USA ausgebildeten Archäologen Sergio Rapu, zum Gouverneur der Osterinsel.[18]:227

1989 veranstaltete das Senckenbergmuseum in Frankfurt am Main eine richtungweisende Ausstellung, in der erstmals einige der über die ganze Welt verstreuten Relikte der Osterinsel-Kultur zusammengeführt wurden.

1994 wurde die Osterinsel durch den Film Rapa Nui – Rebellion im Paradies, produziert u. a. von Hollywood-Star Kevin Costner, weltweit in die öffentliche Aufmerksamkeit gerückt. Der Film zeigt, eingebettet in viele Landschaftsaufnahmen der Insel, in spielfilmtypisch dramatischer Zuspitzung die Errichtung der Moai, die Eingriffe der Menschen in die Natur und die damit verbundenen negativen Folgen. Ein weiteres Filmprojekt, eine Seifenoper von Chiles nationaler Fernsehstation Televisión Nacional de Chile mit dem Titel: „Iorana, Bienvenido al Amor“, machte die Osterinsel in Chile bekannt. Seit der Ausstrahlung 1997/98 (mit mehreren Wiederholungen) hat sich die Zahl der chilenischen Touristen vervielfacht.

Kunst und Kultur

Die Bewohner der Osterinsel haben Objekte sowohl aus Stein als auch aus Holz hergestellt. Die erhaltenen Holzschnitzereien gelangten durch Kauf oder Tausch mit den europäischen Expeditionen in den Bestand der Sammlungen.

Die Moai

Die weltbekannten, kolossalen Steinstatuen der Osterinsel werden Moai genannt. Pater Sebastian Englert nummerierte und katalogisierte 638 Statuen, das Archaeological Survey and Statue Projekt von 1969 bis 1976 ermittelte 887, vermutlich waren es jedoch ursprünglich über 1000.[32]

Trotz umfangreicher Forschungen ist ihr eigentlicher Zweck und die genaue Zeit ihrer Errichtung unter den Experten immer noch umstritten. Man geht heute davon aus, dass sie berühmte Häuptlinge oder allseits verehrte Ahnen darstellen, die als Bindeglied zwischen diesseitiger und jenseitiger Welt fungierten.

Rongorongo-Schrift

Rongorongo-Schrift auf einem „sprechenden Holz“


Die Osterinselkultur verfügt als einzige im Pazifik über eine eigene Schrift, die Rongorongo-Schrift. Es ist eine mit Lautzeichen durchsetzte Bilderschrift. Geschrieben wird in Zeilen in einer Variante des Bustrophedon: Jede Zeile steht gegenüber der vorhergehenden auf dem Kopf und ist gegenläufig geschrieben. Es wird von links nach rechts gelesen und am Ende der Zeile wird die Tafel um 180 Grad gedreht. Der Beginn ist links unten. Die durchschnittlich einen Zentimeter hohen Schriftzeichen zeigen grafische Symbole, Vogelmänner, Menschen, Tiere, Körperteile, astronomische Symbole und Geräte des täglichen Gebrauchs (Boot, Haus, Speer, Steinbeil, Paddel). Die Bilderschrift setzt sich jedoch nicht aus Piktogrammen, die unmittelbar reale Objekte abbilden, zusammen. Thomas Barthel, der wohl profundeste Kenner der Osterinsel-Schrift, hält sie lediglich für eine Gedächtnisstütze, d. h. es sind Kernbegriffe abgebildet, um die herum Wörter und Sätze aus dem Gedächtnis zu ergänzen sind.

Der Archäologe Kenneth P. Emory vom Bishop Museum in Hawaii vertritt eine völlig andere Auffassung. Aus der Tatsache, dass die wenigen erhaltenen Rongorongo-Tafeln nachweislich zwischen 1722 und 1868 aufgefunden wurden, zieht er den Schluss, bei der Schrift handele es sich lediglich um eine Nachahmung europäischer Schriftzeugnisse.

Die vollständige Entzifferung der Osterinsel-Schrift galt lange als ungelöstes Problem, insbesondere, da die Schriftkultur im Südseeraum keine Parallelen hat. Erst der systematische Vergleich mit Kalenderwissen und die Einbeziehung mündlicher Überlieferungen brachte erste Ansätze zur inhaltlichen Deutung. Bereits Thomas Barthel vermutete zumindest in Teilen in einer Schrifttafel, genannt Tablet Mamari (heute im Archiv der Congregazione dei SS Cuori in Grottaferrata bei Rom), einen Mondkalender, da die Zeilen 6 bis 9 der Vorderseite auffallend viele astronomische Zeichen und Mondsymbole zeigen. Diese Ansicht wurde inzwischen bestätigt.

Weltweit sind nur 25 als authentisch geltende Schriftzeugnisse auf Holztafeln, den Rongorongo-Tafeln, aber auch auf anderen Kultgegenständen (Rei-Miro in London, Vogelmann in New York und Zeremonialstab in Santiago de Chile) bekannt. Die erhaltenen Rongorongo-Tafeln sind überwiegend aus Toromiro-Holz geschnitzt. Die Schriftzeichen wurden vermutlich mit Obsidiansplittern oder Haifischzähnen eingraviert, Kenneth P. Emory behauptet, mit eisernen Werkzeugen europäischen Ursprunges. Die Schrifttafeln sind heute über Museen und Sammlungen der ganzen Welt verstreut.

Die Deutungsversuche sind zahllos, insbesondere seit sich Laienforscher daran versuchen. Die seriösen Erklärungen für die aufgezeichneten Texte reichen von Genealogien bis zu rituellen Gesängen. Bislang ist es jedoch immer noch nicht gelungen, die Texte Zeile für Zeile zu übersetzen.

Orongo und der Vogelmann-Kult

Blick auf Motu Nui von Orongo mit Vogelmann-Petroglyphen im Vordergrund
Makemake-Motiv in Orongo


Am Hang des Rano Kao, gefährlich nah an einer 300 Meter abfallenden Klippe, befinden sich die bekannten Orongo-Petroglyphen. Das Hauptmotiv ist das des Vogelmannes (polynesisch: Tangata Manu), ein Mischwesen aus Mensch und Fregattvogel. Der Kult um den Vogelmann erlangte ab etwa 1500 n. Chr. zunehmende Bedeutung. Die Gründe für die Abkehr von der alten Religion der Ahnenverehrung, die letztendlich auch das spätere Umstürzen der Moais zur Folge hatte, sind unbekannt. Die Archäologin Georgia Lee, Herausgeberin des Rapa-Nui-Journals, vertritt die Auffassung, dass dies mit der Machtübernahme durch eine Kriegerkaste als Folge der ökologischen Zerstörung in Zusammenhang zu bringen ist.[33] Andere, zum Beispiel Alfred Métraux, nehmen an, dass Ahnenverehrung und Vogelmann-Kult zumindest eine Zeitlang parallel bestanden haben.

In jedem Frühjahr schwammen junge Männer von Orongo aus zum vorgelagerten Motu Nui, um das erste Ei der Rußseeschwalbe (Sterna fuscata) zu finden. Wer als erster ein unbeschädigtes Ei zurückbrachte, wurde zum Vogelmann erklärt, stand rituellen Opfern vor und erfreute sich besonderer Privilegien.

Vogelmannfiguren sind in der gesamten Südsee (Samoa, Sepik-Region in Neuguinea) verbreitet.

Ein weiteres Motiv der Felsritzungen bei Orongo ist Makemake, ein maskenhaftes Gesicht mit großen, eulenartigen Augen, das den Schöpfergott darstellt. Es sind auch Tierdarstellungen zu finden (Vögel, Wale, Haie, Schildkröten) sowie grafische Motive.

Zur Kultstätte Orongo gehören sorgfältig errichtete steinerne Hütten, mit einem Dach aus Grassoden, die nicht ständig bewohnt, sondern nur zu kultischen Zwecken genutzt wurden.

Rei-Miro

Datei:Reimiro.jpg
Rei Miro, Zeichnung der Geiseler-Expedition von 1882


Rei Miro ist ein nur in der Kultur der Osterinsel bekanntes hölzernes Pektoral, vorwiegend aus Toromiro-Holz geschnitzt. Es hat eine mondsichelartige Form, die aber auch als Bootskörper gedeutet werden kann. Die beiden Enden sind häufig als menschliche oder tierische Köpfe mit feinen Gesichtszügen ausgebildet. An den oberen Enden befinden sich Löcher für eine Umhängeschnur. Einige Pektorale sind mit Schriftzeichen versehen. Rei Miro von der Osterinsel finden sich in den verschiedensten Museen der Welt. Ihre Bedeutung (Kultgegenstand, Schmuck oder Rangabzeichen) ist unbekannt.

Ao und Rapa

Ao und Rapa sind paddelförmige, aus Holz geschnitzte Ritualobjekte, die als Rangabzeichen hoher Würdenträger, aber auch bei rituellen Tänzen verwendet wurden.

Kulthöhlen

Der vulkanische Ursprung der Insel hat zur Folge, dass sich im Gestein zahlreiche Höhlen und Klüfte gebildet haben. Die Höhlen wurden als Kultstätten genutzt, wie zahlreiche Felsmalereien beweisen. Die Motive haben ihren Ursprung überwiegend im Vogelmann-Kult. Thor Heyerdahl fand in den Höhlen noch zahlreiche steinerne Kleinplastiken mit den unterschiedlichsten Motiven: Vogelmanndarstellungen, Moais, Kopfplastiken, anthropomorphe und zoomorphe Figuren bis hin zu Darstellungen von Segelschiffen. Die geheimen Höhlen sind einzelnen Familien zugeordnet. Das Wissen darüber wurde mündlich an besonders ausgesuchte Mitglieder der Nachfolgegeneration vermittelt. Knochenfunde beweisen, dass die Höhlen auch als Begräbnisstätten genutzt wurden, jedoch vermutlich nur in der Spätperiode. Der Überlieferung der Inselbewohner nach dienten die Höhlen in der Zeit des Kulturverfalls und der nachfolgenden Bürgerkriege auch als Zufluchtsstätten. Eine von Touristen häufig besuchte Kulthöhle mit zahlreichen Felsbildern ist Ana Kai Tangata, die sogenannte „Menschenfresserhöhle“, bei Mataveri an der Westküste.

Die Osterinsel heute

Blick über Rano Kao nach Süden und weiter von Hanga Roa über die Insel nach Norden

Verwaltung

Die Osterinsel ist eine von acht Provinzen der chilenischen Región de Valparaíso (spanisch Provincia de Isla de Pascua). Sie wird nicht wie die meisten übrigen Departamentos Chiles weiter in Gemeinden untergliedert, sondern entspricht einer Gemeinde.

Infrastruktur

Flughafen Mataveri International
Krankenhaus und Ambulanzwagen in Hangaroa
Die Avenida Atamu Tekena ist die Hauptstraße von Hangaroa

Den Mataveri International Airport (IATA-Flughafencode IPC) gibt es seit den 1950er Jahren. Damals landete das erste Flugzeug auf einem notdürftig hergerichteten Grasstreifen bei Mataveri. In den 1960er Jahren erkannte Chile die Bedeutung der Osterinsel als Zwischenstation in einem transpazifischen Luftnetzwerk, nicht zuletzt unter militärischen Gesichtspunkten. Nachdem Pläne für einen Neubau bei Anakena als zu teuer verworfen wurden, erweiterte und asphaltierte man die Graspiste in Mataveri. Der Hauptzweck des von der chilenischen Luftwaffe betriebenen Flugplatzes war jedoch die Versorgung der amerikanischen Basis. Als der Flughafen Mataveri 1984 von der NASA als Notlandeplatz für die Raumfähren ausgebaut wurde, konnten dort Großraumflugzeuge landen. Das hat zu einem deutlichen Anstieg des Tourismus geführt, heute die Haupteinnahmequelle der Insel. Mehrmals pro Woche führt LATAM Airlines Flüge von und nach Santiago de Chile durch, der Flug dauert gut viereinhalb Stunden. Zweimal pro Woche gibt es eine Flugverbindung von und nach Papeete auf Tahiti, der Flug dauert rund sechs Stunden.

Seit 1967 gibt es ein zentrales Wasserleitungssystem mit Tiefbrunnen; bis dahin war die Bevölkerung auf die Vorräte in den Kraterseen bzw. an der Küste aussickerndes Grundwasser angewiesen. An das mit Dieselgeneratoren betriebene Stromversorgungsnetz sind auch im Außenbereich liegende Anwesen angeschlossen. Befestigte Straßen findet man im unmittelbaren Bereich von Hanga Roa und Mataveri. Auch die Strecken von Hanga Roa zum Strand von Anakena und entlang der Südküste zur Halbinsel Poike sind inzwischen asphaltiert. Alle Straßen in Hangaroa haben einen Namen, doch sind sie nicht auf Straßenschildern angegeben. In der Nähe des Flughafens befindet sich die einzige Tankstelle, es gibt jedoch keinen Autohändler. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es ebenfalls nicht. Einige Taxis, Mietwagen und Mietfahrräder stehen zur Verfügung. Manche der einheimischen Familien halten Pferde, die als alltägliches Fortbewegungsmittel dienen, oder fahren mit dem Motorrad.

An den fünf Schulen in Hangaroa können alle Bildungsabschlüsse bis zur Hochschulreife (Enseñanza Media, entspricht dem deutschen Abitur und der österreichischen/schweizerischen Matura) erworben werden. Ein Fach- oder Hochschulstudium ist jedoch nur auf dem Festland möglich. In einer der Grundschulen gibt es einen von der UNESCO unterstützten Schulversuch bilingualen Unterrichts mit Rapa Nui und Spanisch. Problematisch ist, dass es auf Rapa Nui keine Druckerei gibt – alle Druckerzeugnisse auf Rapa Nui müssen auf dem chilenischen Festland gedruckt werden, was die Herstellung erheblich verteuert.

Die Gesundheitsversorgung ist weitaus besser als in anderen abgelegenen Regionen von Chile. 1964 kam eine kanadische wissenschaftliche Kommission (Medical Expedition to Easter Island – METEI) im Auftrag der UN auf die Osterinsel, um in einem Pilotprojekt den Zusammenhang zwischen Vererbung, Umwelt und Krankheiten zu untersuchen. Als sie 1964 die Insel verließ, blieben die in einigen Containern untergebrachten modernen medizinischen Einrichtungen zurück. Sie bildeten den Grundstock für die Gesundheitsversorgung der Insel nach neuzeitlichem Standard. 1975 wurde das kleine Krankenhausgebäude errichtet, das heute einen Arzt, einen Zahnarzt, eine Hebamme sowie einen Pflegedienst beherbergt. Dort ist auch ein Ambulanzwagen stationiert. Ein Augenarzt kommt regelmäßig vom chilenischen Festland und hält Sprechstunden ab.

Die weitere Infrastruktur mit Kirche, Post, Bank, Apotheke, kleinen Geschäften, einigen kleinen Supermärkten, Snack-Bars und Restaurants hat sich seit den sechziger Jahren erheblich verbessert, nicht zuletzt zur Befriedigung der Bedürfnisse des Tourismus. Die meisten Geschäfte befinden sich in der Avenida Atamu Tekena, der Hauptstraße des Dorfes. Am Hafen wird morgens frischer Fisch verkauft, doch sind Auswahl und angebotene Menge gering. Vor einigen Häusern sind Stände aufgebaut, an denen Einheimische selbstgezogenes Obst und Gemüse feilbieten. Satellitentelefon, Internet und E-Mails sind selbstverständlich. Inzwischen gibt es sogar eine Diskothek für die jüngeren Inselbewohner.

Bevölkerung

Man schätzt, dass die Osterinsel zur Zeit der Kulturblüte im 16. und 17. Jahrhundert etwa 10.000 Einwohner hatte. Als Folge der vom Menschen ausgelösten ökologischen Katastrophe, der Nahrungsknappheit und kriegerischer Auseinandersetzungen reduzierte sich diese Zahl auf etwa 2000 bis 3000 vor Ankunft der Europäer. Die Deportation als Zwangsarbeiter nach Peru verringerte die Einwohnerzahl auf etwa 900 im Jahr 1868, und die von den wenigen Rückkehrern eingeschleppten Krankheiten führten zu einem weiteren Bevölkerungsrückgang.

Die Ausbeutung der Insel durch die intensive Schafzucht eines europäischen Konsortiums hatte ein Zurückdrängen der Einwohner auf ein Siedlungsgebiet mit geringer Ausdehnung im Nordwesten der Insel zur Folge. Dieser Interessenkonflikt führte dazu, dass 168 Bewohner im Jahr 1871 mit Hilfe von Missionaren auswanderten. 1877 betrug die Einwohnerzahl nur noch 111. Danach erholte sich die Bevölkerung langsam. 1888, im Jahr der Annexion durch Chile, wurden 178 Einwohner gezählt.

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts gab es – insbesondere unter der jungen Bevölkerung – den verbreiteten Wunsch, die Insel zu verlassen. Entsprechende Bestrebungen wurden jedoch von der chilenischen Militärverwaltung unterbunden. Erst in den 1950er Jahren besserten sich die Lebensumstände, und auch die Einwohnerzahl nahm zu. 1960 wurden bereits über 1000 Einwohner gezählt.

Heute hat die Osterinsel, nach einer Zählung aus dem Jahr 2012, 5806 Einwohner. Im Jahr 1988 waren es auf der Osterinsel lediglich 1938 gewesen, 1992 2767 Einwohner und 2002 laut Census 3791 Einwohner. Der Zuwachs zwischen 2002 und 2012 ist mit 54,2 % einer der höchsten in Chile. Die erhebliche Zunahme innerhalb weniger Jahre beruht hauptsächlich auf der Zuwanderung vom chilenischen Festland. Die Folge davon ist, dass sich die demografische Zusammensetzung der Bevölkerung zu Lasten der polynesischen Ureinwohner, der Rapanui, verändert.

1982 waren 70 % der Einwohner Rapanui, im Jahr 2002 betrug ihr Anteil nur noch 60 %. 39 % waren europäischen Typs (vorwiegend zeitweilige Residenten, wie Verwaltungsbeamte, Militärpersonal, Wissenschaftler und deren Angehörige) und ein Prozent sonstige.

In den letzten Jahrzehnten gab es nicht nur Zuwanderungen. Einwohner der Osterinsel sind auch zum Festland emigriert. Bei der Volkszählung 2002 wurde festgestellt, dass 2269 Rapanui außerhalb der Osterinsel in Chile lebten.

2012 betrug die Bevölkerungsdichte auf der Osterinsel 36 Einwohner pro Quadratkilometer.

Mitte des 19. Jahrhunderts gab es noch sechs Siedlungen: Anakena, Tongariki, Vaihu, Vinapu, Mataveri und Hanga Roa. Heute konzentrieren sich die Bewohner auf die Dörfer Hanga Roa und Mataveri im Südwesten, die heute so zusammengewachsen sind, dass sie als eine Siedlung angesehen werden. In den restlichen Regionen der Insel gibt es nur wenige Streusiedlungen.

Die Amtssprache ist Spanisch, im Alltag werden allerdings auch sprachliche Varietäten gesprochen, die sowohl Elemente des Spanischen als auch der indigenen Sprache Rapanui enthalten → Spanisch auf der Osterinsel.

Tourismus

Tourismus in nennenswertem Umfang gibt es erst seit 1967, als die erste Passagiermaschine auf der Insel landete. Auch heute noch ist die Osterinsel per Flugzeug ausschließlich mit der Fluggesellschaft LATAM Airlines von Santiago de Chile oder von Tahiti aus zu erreichen. Allerdings ist die Zahl der Touristen im Vergleich zu anderen Urlaubsinseln immer noch sehr gering.

Die Osterinsel verfügt nur über einen Hafen für kleine Boote. Eine regelmäßige Schiffsverbindung gibt es nicht. Kreuzfahrtschiffe liegen vor Hanga Roa auf Reede. Die Passagiere werden ausgebootet, was bei der durchweg rauen See häufig nicht angenehm ist.

Die Unterbringung von Touristen reicht von Privatquartieren bis hin zu Hotels, deren Komfort etwa der Dreisterne-Kategorie (nach mitteleuropäischem Standard) entspricht. Die Mehrzahl der Touristen bleibt jedoch im Rahmen von Rundreisen nur zwei oder drei Tage auf der Insel. Das hohe Preisniveau ist darauf zurückzuführen, dass alles – einige landwirtschaftliche Produkte ausgenommen – zu hohen Preisen vom Festland importiert werden muss.

Da die Bevölkerung heute überwiegend vom Tourismus lebt, gibt es kundige einheimische Reiseführer für alle gängigen Sprachen, auch für Deutsch. Die Sehenswürdigkeiten sind mit dem Geländewagen, zu Pferd und für geübte Wanderer auch zu Fuß erreichbar.

  • Der Rano Raraku, die „Geburtsstätte“ der Moai, ist der für den Touristen wohl interessanteste Punkt der Insel. An den Hängen des Vulkanes und rund um den Kratersee stehen oder liegen über 300 Statuen in unterschiedlicher Größe und verschiedenen Stadien der Fertigung. Unweit davon steht an einer Meeresbucht der Ahu Tongariki, die größte Zeremonialplattform Polynesiens mit 15 wieder aufgerichteten Statuen von imponierender Größe.
  • Bei Anakena befindet sich der einzige nennenswerte Strand der Insel aus feinem, weißen Korallensand. Hier ist Baden möglich. In dem Kokoswäldchen werden Picknicks für Touristen veranstaltet. Bei Anakena liegen zwei interessante Zeremonialplattformen, der Ahu Naunau und der Ahu Ature Huki. In den Ahu Naunau ist ein kleinerer Moai eingebaut, sozusagen recycelt.
  • Te Pito o te Henua (Der Nabel der Welt) (eigentlich: Te Pito Kura – der rote Nabel) ist eine zeremonielle Anlage rund um einen kugelförmigen Stein, der vermutlich natürlichen Ursprungs ist. Von Esoterikern werden dem Ort ungewöhnliche Eigenschaften zugesprochen. Christian Walter, ein auf der Insel lebender Anthropologe, sagt, die Anlage sei in den 1960er Jahren für leichtgläubige Touristen errichtet worden. Tatsächlich erwähnte Thor Heyerdahl den Ort nicht, obwohl er in der Nähe umfangreiche archäologische Untersuchungen vorgenommen hat. Andere wiederum behaupten, die Steinkugel sei mit dem Stein identisch, den Hotu Matua von seiner Heimatinsel Hiva auf die Osterinsel gebracht habe.[34] Am Ahu Tongariki wurde eine weitere Steinkugel – diese jedoch nachweislich von Menschen bearbeitet – ausgegraben.
  • Vom Kraterrand des Rano Kao bietet sich ein spektakulärer Ausblick auf die drei der Südwestküste vorgelagerten Motus. Unmittelbar dort liegt auch die Zeremonialanlage Orongo.
  • Puna Pau im Westen ist der Steinbruch am Hang eines Nebenvulkans des Rano Kao, in dem die Kopfaufsätze der Moai aus roter Vulkanschlacke hergestellt wurden.
  • Das Museo Antropologico Padre Sebastian Englert, etwas außerhalb von Mataveri gelegen, ist im Vergleich zu manch anderem Völkerkundemuseum in Europa oder Amerika bescheiden ausgestattet. Dennoch ist der Besuch wegen des 1978 bei Anakena gefundenen Original-Auges eines Moai empfehlenswert.

Rezeption

Die Osterinsel bildete für eine Reihe von Filmen den Hintergrund. In der Folge 42 Chile und die Osterinsel (Erstausstrahlung am 1. Januar 2002) der Fernsehserie des ZDF Das Traumschiff, die seit 1981 nach einer Idee von Wolfgang Rademann produziert wird, wird die Osterinsel thematisiert. Der Film Rapa Nui von Kevin Reynolds thematisiert eine der Legenden.[35]

Der deutsche Komponist Valentin Ruckebier schrieb die Ballettsuite Osterinsel, die Worte aus dem Rapanui vertont.

Die österreichische Artrock-Band Blank Manuskript veröffentlichte im Jahr 2009 das Konzeptalbum Tales from an Island – Impressions from Rapa Nui, welches die Geschichte der Siedlungskultur der Osterinsel musikalisch aufarbeitet und schließlich in einer fiktiven tragischen Liebesgeschichte kulminiert.[36]

Literatur

  • Karlo Huke Atán: Mündliche Überlieferungen der Osterinsel. Eine Botschaft der Maoris von Rapa Nui. Freiburg/Köln 1999, ISBN 3-932248-08-2 (Sagen und Mythen der Osterinsel).
  • Thomas Barthel: Grundlagen zur Entzifferung der Osterinselschrift. Cram, de Gruyter, Hamburg 1958 (Grundlagenwerk zur Osterinselschrift).
  • Sebastian Englert: Das erste christliche Jahrhundert der Osterinsel (1864–1964). Neu herausgegeben von Karl Kohut. Mit einer ethnologischen Einführung von Horst Cain, einer Lebensskizze Sebastian Englerts von Ludwig B. Riedl und einem missionstheologischen Nachwort von Johannes Meier. Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-89354-973-0 (Missionsgeschichte).
  • Heide-Margaret Esen-Baur: Untersuchungen über den Vogelmann-Kult auf der Osterinsel. Wiesbaden 1983, ISBN 3-515-04062-5 (Dissertation über den Vogelmannkult und die Kultstätte Orongo).
  • Heide-Margaret Esen-Baur: 1500 Jahre Kultur der Osterinsel – Schätze aus dem Land des Hotu Matua. Ausstellung veranstaltet von der Deutsch-Ibero-Amerikanischen Gesellschaft Frankfurt am Main, 5. April bis 3. September 1989. Mainz am Rhein 1989, ISBN 3-8053-1079-X (Katalog zur Ausstellung im Naturmuseum Senckenberg mit wissenschaftlichen Informationen).
  • Fritz Felbermayer: Sagen und Überlieferungen der Osterinsel. Carl, Nürnberg 1971 (Sagen und Mythen der Osterinsel).
  • Hermann Fischer: Schatten auf der Osterinsel – Plädoyer für ein vergessenes Volk. Oldenburg 1998, ISBN 3-8142-0588-X (Neuere Geschichte).
  • Thor Heyerdahl: Aku-Aku. Das Geheimnis der Osterinsel. Frankfurt am Main/Berlin/Wien 1974, ISBN 3-550-06863-8 (populärwissenschaftliches Werk, veraltet).
  • Walter Knoche: Die Osterinsel. Die chilenische Osterinsel-Expedition von 1911. Harrassowitz, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-447-10478-4 (Kommentierte Neuausgabe).
  • Henri Lavachery: Île de Pâques. Une expédition belge en 1934. Grasset, 1935, OCLC 9053933 (Bericht der belgisch-französischen Osterinsel-Expedition von 1934).
  • Alfred Métraux: Ethnologie de l’île de Pâques. 1935 (Grundlagenwerk zur Ethnologie).
    • Alfred Métraux: Die Oster-Insel. Stuttgart 1957 (deutschsprachige, gekürzte Version des Grundlagenwerkes von Alfred Métraux: L’île de Pâques).
  • Anne Reichardt, Ingo Reichardt: Die Osterinsel. Ein Reiseführer. Heidelberg 2000, ISBN 3-925064-27-3.
  • Anne Reichardt, Ingo Reichardt: Die Osterinsel – Destination IPC – Impressionen und Reiseführer, Bildband. Verlagspräsentation auf Frankfurter Buchmesse 2016, Berlin 2017, ISBN 978-3-7418-3369-4.
  • Peter Burghardt: Der Nabel der Welt. Abgelegener als auf der Osterinsel kann man kaum leben. Dennoch wären ihre Bewohner, die Rapa Nui, gerne unabhängiger. Über eine kleine Revolte im Pazifischen Ozean. In: Süddeutsche Zeitung. Nr. 299, 30. Dezember 2014, Die Seite Drei.
  • Robert W. Williamson: The social and political systems of central Polynesia. 3 Bände. Cambridge 1924 (online/commons).

Weblinks

Wiktionary: Osterinsel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Osterinsel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikimedia-Atlas: Osterinsel – geographische und historische Karten

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Instituto Nacional de Estadísticas: Resultados Preliminares: Censo de Población y Vivienda 2012. S. 28. (Memento vom 24. Januar 2013 im Internet Archive) (PDF; 3,4 MB)
  2. Erwin Koch: Warnung an die Welt. Die Zeit, Dossier, 28. Mai 2009, Nr. 23, S. 19.
  3. 3,0 3,1 Björn Alden: Wild and Introduced Plants on Easter Island. In: Courier Forschungsinstitut Senckenberg. Band 125, Frankfurt am Main 1990, S. 209–216.
  4. J. R. Flenley, Sarah King: Late Quarternary pollen records from Easter Island. In: Nature. Vol. 307, 1984, S. 47–50.
  5. 5,0 5,1 Andreas Mieth, Hans-Rudolf Bork, Ingo Feeser: Prehistoric and Recent Land Use Effects on Poike Peninsula, Easter Island (Rapa Nui). In: Rapa Nui Journal. Vol. 16, 2002.
  6. Flora of the Marquesas. In: ravenel.si.edu
  7. Carl Johan Fredrik Skottsberg: The Natural History of Juan Fernandez and Easter Island. Uppsala, 1956, S. 197–438.
  8. W. Mulloy: Easter Island. In: History. Nr. 10, 1967, S. 47–81.
  9. Georg Zizka: Changes in the Easter Island Flora – Comments on Selected Families. In: Courier Forschungsinstitut Senckenberg. Band 125, Frankfurt am Main 1990, S. 189–207.
  10. David W. Steadman: Stratigraphy, chronology, and cultural context of an early faunal assemblage from Easter Island. In: Asian Perspectives. Volume 33, 1994, S. 79.
  11. Rapa Nui subtropical broadleaf forests. wwf scientific report
  12. L. H. Di Salvo, J. E. Randall: The Marine Fauna of Rapanui – Past and Present in Easter Island Studies. In: Contributions to the History of Rapanui in Memory of William T. Mulloy. Oxford 1993.
  13. James Cook: Logbücher der Reisen 1768–1779. Erdmann Verlag, Tübingen 1971.
  14. Thor Heyerdahl: Die Kunst der Osterinsel. München/ Gütersloh/ Wien, 1975, S. 31–37.
  15. Erika Hagelberg u. a.: DNA from Ancient Easter Islanders. In: Nature. Nr. 369 v. 5. Mai 1994, S. 25–26.
  16. Erik Thorsby: The Polynesian gene pool: An early contribution by Amerindians to Easter Island In: Phil. Trans. R. Soc. B Vol. 367 v. 2012, S. 812–819.
  17. Monica Tromp und John V. Dudgeon: Differentiating dietary and non-dietary microfossils extracted from human dental calculus: the importance of sweet potato to ancient diet on Rapa Nui In: Journal of Archaeological Science Vol. 54 v. 2015, S. 54–63.
  18. 18,0 18,1 Steven Roger Fischer: Island at the End of the World – The Turbulent History of Easter Island. Reaction Books, London 2005.
  19. Terry L. Hunt: Kein Kollaps auf der Osterinsel? In: Spektrum der Wissenschaft. Dezember 2006, S. 38–46.
  20. Katherine Routledge: The Mystery of Easter Island. London 1919, S. 221. (online)
  21. P. C. McCoy: Easter Island Settlement Patterns in the Late Prehistoric and Protohistoric Periods. In: Bulletin of Easter Island Committee International Fund for Monuments. Vol. 5, New York 1976.
  22. C. M. Stevenson u. a.: Prehistoric agricultural production on Easter Island (Rapa Nui), Chile. In: Antiquity. Vol. 73, 1999, S. 811.
  23. P. V. Kirch: On the Road of the Winds. An Archaeological History of the Pacific Islands before European Contact. Los Angeles, 2000, S. 273–274.
  24. S. R. Fisher: At the teeth of savages. In: Rapa Nui Journal. Nr. 6, 1992, S. 72–73.
  25. David W. Steadman: Extinction of birds in Eastern Polynesia: A review of the record, and camparisons with other island groups. In: Journal of Archaeological Science. Vol 16, 1989, S. 177–205.
  26. Helene Martinsson-Wallin: Ahu – The ceremonial stone structures of Easter Island. Uppsala 1994.
  27. Jared Diamond: Kollaps. Warum Gesellschaften überleben oder untergehen. Frankfurt am Main 2005, S. 103 ff.
  28. Zitat aus: James Cook: Logbücher der Reisen 1768–1779. Erdmann, Tübingen 1971, 1975, ISBN 3-7711-0124-7.
  29. Henry Evans Maude: Slavers in Paradise. University of the South Pacific Press, Suva 1981.
  30. Walter Knoche: Die Osterinsel – Eine Zusammenfassung der chilenischen Osterinselexpedition des Jahres 1911. Conception 1925.
  31. Hans Nevermann: Götter der Südsee. Stuttgart 1947, S. 186.
  32. Jo Anne van Tilburg: Easter Island – Archaeology, Ecology and Culture. London 1994.
  33. Heide-Margaret Esen-Baur: 1500 Jahre Kultur der Osterinsel – Schätze aus dem Land des Hotu Matua. Katalog zur Ausstellung veranstaltet von der Deutsch-Ibero-Amerikanischen Gesellschaft Frankfurt am Main vom 5. April bis 3. September 1989. Mainz am Rhein 1989, S. 109.
  34. Karlo Huke Atan: Kultur, Philosophie, Geschichte der Osterinsel. Freiburg 1999, S. 26.
  35. Rapa Nui in der Internet Movie Database (englisch)
  36. Blank Manuskript | ArtRock. Abgerufen am 30. Juli 2017 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
Dieser Artikel wurde am 8. April 2005 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen.

Die News der letzten Tage