John Glenn

John Glenn

Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter John Glenn (Begriffsklärung) aufgeführt.
John Glenn
John Glenn
Land (Organisation): USA (NASA)
Datum der Auswahl: 2. April 1959
(1. NASA-Gruppe)
Anzahl der Raumflüge: 2
Start erster Raumflug: 20. Februar 1962
Landung letzter Raumflug: 7. November 1998
Gesamtdauer: 9d 2h 39min
Ausgeschieden: November 1998
Raumflüge
John Herschel Glenn (1961)

John Herschel Glenn Jr. (* 18. Juli 1921 in Cambridge, Ohio; † 8. Dezember 2016 in Columbus, Ohio[1]) war ein US-amerikanischer Kampfpilot, Testpilot, Astronaut und Politiker. Er war 1962 der erste Amerikaner, der die Erde in einem Raumschiff umkreiste, und von 1974 bis 1999 für den Staat Ohio Abgeordneter der Demokratischen Partei im Senat der Vereinigten Staaten.

Leben

Glenn wurde 1921 in Ohio als Sohn eines Eisenbahnschaffners geboren[2] und besuchte bis 1939 die High School, danach studierte er bis 1942 Ingenieurwissenschaften und trat 1943 dem United States Marine Corps bei. Im Zweiten Weltkrieg sowie später im Koreakrieg diente er als Kampfflieger und verblieb als Testpilot bei den Marines. Im Juli 1957 flog er mit einer Vought F8U-1P in drei Stunden und 23 Minuten von Los Angeles nach New York, der erste Transkontinentalflug in Überschallgeschwindigkeit (Durchschnittsgeschwindigkeit Mach 1,1), und stellte damit einen neuen Geschwindigkeitsrekord auf.

Bei der NASA

John Glenn im Raumanzug (1962)
Glenn während der STS-95-Mission (1998)

Als einer der Astronauten der Mercury Seven war er ab April 1959 für die NASA im Rahmen des Mercury-Programms tätig. Für die suborbitalen Flüge von Mercury-Redstone 3 und Mercury-Redstone 4 stand er als Ersatzpilot zur Verfügung und unterstützte dabei die Astronauten Alan Shepard und Virgil Grissom, denen er half, in das kleine Mercury-Raumschiff einzusteigen und letzte Tests vorzunehmen. Am 20. Februar 1962 startete er als Pilot an der Spitze einer Atlas-Rakete von der Cape Canaveral Air Force Station in Florida zur Mercury-Atlas-6-Mission „Friendship 7“. Er umkreiste damit als erster US-Amerikaner drei Mal die Erde. Die gesamte Mission dauerte vier Stunden, 55 Minuten und 23 Sekunden.

Nach dem Flug wurde Glenn zum amerikanischen Idol aufgebaut. Präsident John F. Kennedy pflegte eine öffentlichkeitswirksame Freundschaft mit ihm, ordnete aber heimlich an, dass Glenn keine weiteren Raumflüge absolvieren durfte, um das Leben des Idols nicht aufs Spiel zu setzen. 1964 verließ Glenn die NASA und wurde Geschäftsführer einer Getränkefirma.[3]

Politik

In der Folgezeit bewarb er sich mehrfach um einen der Sitze seines Heimatstaates Ohio im Senat der Vereinigten Staaten. 1964 musste er seine Kandidatur unfallbedingt zurückziehen, 1970 unterlag er in den Vorwahlen der Demokratischen Partei. 1974 konnte er schließlich die Wahl für sich entscheiden und wurde 1980 mit großer Mehrheit wiedergewählt, ebenso 1986 und 1992. Glenn vertrat die Interessen Ohios bis 1999. 1984 bewarb er sich erfolglos um die Präsidentschaftskandidatur der Demokratischen Partei.

Erneuter Raumflug

Vom 29. Oktober bis 7. November 1998 war Glenn im Rahmen der Space-Shuttle-Mission STS-95 mit der Raumfähre Discovery erneut im Weltraum, diesmal umkreiste er die Erde 134-mal. Dabei sollte untersucht werden, wie sich die Schwerelosigkeit auf alte Menschen auswirkt. Mit 77 Jahren hält er damit den Rekord als ältester Raumfahrer im Orbit sowie mit 36 Jahren die größte Spanne zwischen zwei Raumflügen. Nach dem Tod von Scott Carpenter war er seit dem 11. Oktober 2013 der letzte lebende Mercury-Astronaut.

Privatleben

John Glenn heiratete am 6. April 1943 in New Concord seine Jugendliebe Anna Margaret Castor (* 17. Februar 1920). Die beiden kannten sich seit ihrer Kindheit. Sie bekamen zwei Kinder, Sohn John David (* 13. Dezember 1945) und Tochter Carolyn Ann (* 19. März 1947).

Annie und John Glenn (1965)

John Glenn war Mitglied im Bund der Freimaurer (Concord Lodge # 688 New Concord, Ohio).[4][5]

John Glenn wurde am 6. April 2017 mit militärischen Ehren als Mitglied des United States Marine Corps in Anwesenheit seiner Witwe und der Kinder auf dem Arlington National Cemetery unter dem Kommando des CMC Robert B. Neller beigesetzt. CMC Neller kniete, nach dem Ausziehen seiner Handschuhe und Absetzen seiner Mütze als Zeichen der Anteilnahme, erneut vor der Witwe nieder.

Zusammenfassung der Raumflüge

Flug Mission Funktion Flugdatum Flugdauer
1 Mercury-Atlas 6 Kommandant 20. Februar 1962 4h 55min
2 STS-95 Nutzlastspezialist 29. Oktober bis 7. November 1998 8d 21h 43min

Besonderheiten und Rekorde

  • Erster Transkontinentalflug mit Überschallgeschwindigkeit[6]
  • Erster US-Amerikaner in einer Erdumlaufbahn (Mercury-Atlas 6)
  • Ältester Mensch im All (STS-95)
  • Längste Zeitperiode zwischen zwei Flügen

Ehrungen

Datei:C223 Astronauts 100.png
Darstellung auf einer ungarischen Sonderbriefmarke von 1962

Glenn wurde als viertem Astronauten die Congressional Space Medal of Honor verliehen und 1976 wurde er als erster Raumfahrer in die National Aviation Hall of Fame aufgenommen.[6] Für seine Verdienste um die Raumfahrt wurde er mit der Ziolkowski-Medaille ausgezeichnet. 2012 wurde Glenn durch Präsident Barack Obama mit der Presidential Medal of Freedom ausgezeichnet, eine der beiden höchsten zivilen Auszeichnungen der USA.[7] 2013 wurde er zum Mitglied der American Academy of Arts and Sciences gewählt.

Am 1. März 1999 wurde das NASA John H. Glenn Research Center at Lewis Field nach ihm benannt. Außerdem wurde am 28. Juni 2016 der Flughafen von Columbus, Ohio, offiziell John Glenn Columbus International Airport getauft.

Siehe auch

Literatur

  • William A. Anders: John Glenn (1921–2016). In: Nature. Band 541, Nr. 7637, 2017, S. 290, doi:10.1038/541290a

Weblinks

Commons: John Glenn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikiquote: John Glenn – Zitate

Einzelnachweise

  1. John Glenn, American hero, aviation icon and former U.S. senator, dies at 95, The Columbus Dispatch, 8. Dezember 2016
  2. heise online: Der erste Amerikaner, der die Erde umkreiste: John Glenn wird 95. In: heise online. Abgerufen am 18. Juli 2016.
  3. Peter Maxwill: US-Weltraumpionier John Glenn – Das Idol, das aus der Kapsel kam, Spiegel online, 16. Februar 2012
  4. Kupperberg, Paul (2003). John Glenn. New York: The Rosen Publishing Group. p. 96. ISBN 978-0-8239-4460-6. Retrieved July 24, 2009.
  5. Jon Glenn Freimaurer auf der Website der Lodge St. Patrick No.468, abgerufen am 26. Mai 2014.
  6. 6,0 6,1 Glenn, John Herschel, Jr. Astronaut. National Aviation Hall of Fame, abgerufen am 9. Dezember 2016 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)): „Enshrined 1976“
  7. The White House: President Obama Names Presidential Medal of Freedom Recipients (englisch, 26. April 2012, abgerufen 30. Mai 2012)