Galileische Monde

Galileische Monde

Die Galileischen Monde (von links nach rechts: Io, Europa, Ganymed, Kallisto)
Jupiter mit seinen vier größten Monden (Montage)

Die galileischen Monde (auch galileische Satelliten oder galileische Trabanten) sind die vier größten Satelliten des Planeten Jupiter:

Durch die Bezeichnung als galileische Monde wird der italienische Astronom und Naturforscher Galileo Galilei geehrt, der sie 1610 als erster beschrieb; zu Einzelheiten der Namensgebung und Entdeckungsgeschichte siehe Abschnitt Wissenschaftsgeschichte.

Eigenschaften

Die beiden Fotomontagen, aus einzelnen Aufnahmen der Raumsonde Galileo zusammengesetzt, zeigen die Galileischen Monde im richtigen Maßstab zueinander und zum Jupiter. Ihre Distanzen vom Riesenplaneten sind jedoch viel größer, sie liegen zwischen dem drei- bis dreizehnfachen Jupiterdurchmesser.

Die Monde sind in der rechten Aufnahme von oben nach unten (und in der oberen Aufnahme von links nach rechts) Io, Europa, Ganymed und Kallisto. Dies ist auch die tatsächliche Reihenfolge ihrer Entfernungen vom Jupiter, wobei Io dem Planeten am nächsten und Kallisto am fernsten ist.

Die Galileischen Monde gehören zu den größten im Sonnensystem. Mit einem Durchmesser von 5262 km ist Ganymed sogar größer (wenn auch masseärmer) als der Planet Merkur. Die Oberflächen der Monde sind höchst unterschiedlich. Aufsehen erregte der Mond Io, als man beim Vorbeiflug der Sonde Voyager 1 aktive Vulkane auf ihm entdeckte (siehe Vulkanismus auf dem Jupitermond Io). Europa hat eine zerfurchte Oberfläche, unter der eventuell ein Ozean liegt (siehe extraterrestrischer Ozean). Auf Ganymed gibt es deutliche Spuren von Tektonik, und Kallisto hat die zweithöchste Kraterdichte im bekannten Sonnensystem.

Die mittlere Dichte der Monde nimmt mit zunehmendem Abstand zum Jupiter ab (von 3,5 bis 1,9 g/cm³), das Material von Kallisto enthält aber schon mehr Eis als Gestein.

Alle anderen Jupitermonde – als fünfter wurde erst 1892 Amalthea mit etwa 150 km Durchmesser entdeckt – haben nicht annähernd die Größe der Galileischen Monde. Ihre gesamte Masse beträgt trotz 59 gezählter weiterer Satelliten kaum ein Promille der Masse von Europa, des kleinsten Galileischen Mondes.

Vergleich einiger Eigenschaften mit denen des Erdmondes und des Merkurs
Objekt
Eigenschaften
Io Europa Ganymed Kallisto (Erd-) Mond
zum Vergleich
Merkur
zum Vergleich
Durchmesser (km) 3.643,2 3.121,6 5.268 4.820,6 3.476 4.878
Masse (1022 kg) 8,94 4,88 14,82 10,76 7,348 33,02
Dichte (g/cm³) 3,56 3,01 1,936 1,851 3,345 5,427
Mittlere Fallbeschleunigung
an der Oberfläche (m/s²)
1,81 1,32 1,81 1,32 1,62 3,7
Mittlere sphärische Albedo
Mittlere geometrische Albedo
 
0,61
 
0,64
 
0,43
 
0,2
0,07
0,12
0,06
0,106
Mittlerer Bahnradius (km) 421.600 670.900 1.070.600 1.883.000 384.405  
Umlaufzeit (Tage) 1,76 3,55 7,16 16,69 27,32  

Erscheinungsbild

Jupiter mit seinen vier größten Monden im Fernrohr
Die Jupiterscheibe (rechts unten) mit den vier (nur bei voller Bildauflösung erkennbaren) Galileischen Monden Io, Ganymed, Europa und Calisto (letzterer bei maximaler Elongation rechts oberhalb von Jupiter) im Verhältnis zum Vollmond bei der Begegnung am 10. April 2017 im Sternbild Jungfrau.

Die Beobachtung der Galileischen Monde ist bei Amateurastronomen sehr beliebt. Sie sind bereits in einem guten Nachtfernglas, z. B. 7 x 50 mm, zu sehen, es empfiehlt sich aber, das Fernglas zum Beispiel mit einem Stativ zu stabilisieren. Sie sind dann als kleine Lichtpunkte neben Jupiter zu sehen und können mit Sternen verwechselt werden. Da die Monde innerhalb von Stunden ihre Position verändern, ist es reizvoll, sie regelmäßig zu beobachten und Bedeckungen durch Jupiter oder Durchgänge vor der Planetenscheibe zu betrachten. Durch ein gutes Teleskop mit einer großen Öffnung, am besten ab 20 cm, sind die Monde als Scheibchen zu sehen, die sich alle in Farbe und Größe unterscheiden; bei hoher Vergrößerung und gutem Seeing ist es sogar möglich, grobe Strukturen zu erkennen.

Da die Monde Schatten werfen, kommt es regelmäßig vor, dass sie eine Sonnenfinsternis auf Jupiter verursachen. In einem Teleskop kann man dann einen kleinen schwarzen Schatten auf Jupiter erkennen, der langsam über die Planetenscheibe wandert. Die Galileischen Monde können sich auch gegenseitig bedecken oder verfinstern. Auch die Beobachtung solcher Phänomene ist mit einem guten Teleskop möglich.

Wissenschaftsgeschichte

Galileo Galilei

Galilei berichtete 1610 in seinem Sidereus Nuncius, er habe die vier Monde am 7. Januar desselben Jahres entdeckt, mit Hilfe eines von ihm selbst gefertigten Fernrohrs. Er nannte sie Sidera Medicea – die „Mediceischen Gestirne“. Ihre Namen im Einzelnen wurden von Simon Marius, einem Astronomen aus Gunzenhausen, (auf Anregung von Johannes Kepler) propagiert. Zusammen bezeichnete Marius sie seinen Markgrafen zu Ehren als Sidera Brandeburgica,[1] als er in einer 1614 erschienenen Schrift behauptete, sie bereits seit 1609 beobachtet zu haben (Die Welt des Jupiter, 1609 mit dem flämischen Teleskop entdeckt – Einzelheiten und wissenschaftshistorische Diskussionen zum entstandenen Prioritätsstreit entnimmt man dem Artikel über Marius).

Mit der Entdeckung dieser Satelliten konnte zum ersten Mal beobachtet werden, dass es Himmelskörper gibt, die sich nicht unmittelbar um die Erde drehen. Da dies ein Widerspruch zum offiziellen geozentrischen Weltbild von Kirche und Gesellschaft war, nach dem alle Himmelskörper um die Erde kreisten, wurden seine Forschungen von einflussreichen Kreisen bekämpft oder nicht anerkannt. Professoren in Florenz weigerten sich sogar, auf Galileis Aufforderung hin durch sein Teleskop zu sehen.

Galilei hatte als Erster vorgeschlagen, den Umlauf der vier Monde als weltweit beobachtbare Uhr zu verwenden. Mit Tabellen und Beobachtungen der Verfinsterungen der Monde sei es möglich, die Ortszeit und damit den Längengrad zu bestimmen. Doch 1676 wies Ole Rømer durch Vergleich von Tabelle und Beobachtung in Paris erstmals nach, dass die Lichtgeschwindigkeit endlich ist. Danach mussten die Tabellen um die Lichtlaufzeit korrigiert werden. Ein weiteres Problem wies Pehr Wilhelm Wargentin um 1740 an der Sternwarte Uppsala nach. Die Monde laufen nicht wie eine Uhr mit konstanter Geschwindigkeit um. Er vermutete, dass die gegenseitige Anziehung der Monde die Ursache dafür sei. Dies wurde 1766 von Lagrange und 1788 durch Laplace durch Störungsrechnung bestätigt. Laplace wies außerdem nach, dass die drei Monde Io, Europa und Ganymed in einem stabilen Zeitverhältnis 1:2:4, der sogenannten Laplace- oder Bahnresonanz umlaufen. Er konnte damit auch erstmals die Massen der Monde berechnen. Heute wird die seltene gegenseitige Verfinsterung der Monde genau beobachtet, um damit die Bahnen von Erkundungssonden wie Galileo genauer berechnen zu können.

Siehe auch

Literatur

  • S. Debarbat, C. Wilson: The Galilean Satellites of Jupiter from Galileo to Cassini, Roemer and Bradley. In: R. Taton, C. Wilson (Hrsg.): Planetary Astronomy from the Renaissance to the Rise of Astrophysics, Part A: Tycho Brahe to Newton. In: M. Hoskin (Hrsg.): The General History of Astronomy, vol. 2A. Cambridge University Press, New York 1989, S. 144–158.
  • D. Morrison (Hrsg.): Satellites of Jupiter. University of Arizona Press, 1982.

Weblinks

Commons: Galileische Monde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. J. S. T. Gehler: Nebenplaneten. In: Physicalisches Wörterbuch. 1798.