Österreichisches Weltraum Forum

Österreichisches Weltraum Forum

Logo des Österreichischen Weltraum Forums

Das ÖWF (Österreichisches Weltraum Forum) ist ein nationales Netzwerk für Raumfahrt-Spezialisten und Weltrauminteressierte. Die Organisation dient einerseits als Kommunikationsplattform zwischen dem Weltraumsektor und der Öffentlichkeit, andererseits ist das Forum in ein weltumspannendes Netz von Raumfahrtspezialisten aus Industrie, Forschung und Politik eingebettet. Damit ermöglicht das ÖWF eine Stärkung des österreichischen Weltraumsektors durch Öffentlichkeitsarbeit, technische Workshops und Konferenzen sowie eigenen Weltraum-Aktivitäten.

Das Forum hat einen kleinen, aber hoch aktiven Kern an Mitgliedern, die meist beruflich ihren Beitrag zu Weltraumaktivitäten leisten: oft in enger Zusammenarbeit mit anderen nationalen und internationalen Weltraum-Organisationen. Das Spektrum der Tätigkeiten reicht vom einfachen Impulsreferat in Schulklassen bis zur 15.000-Besucher-Ausstellung zum Thema Weltraumforschung und Raumfahrt; vom Expertengutachten für das österreichische Technologieministerium bis zur Vermittlung von Raumfahrt-Technologien für terrestrische Anwendungen.

Geschichte

Die Idee, ein Forum als Kommunikationsplattform zwischen Raumfahrtenthusiasten, Experten und der nächsten Generation von Raumfahrtspezialisten zu gründen, entstand 1997 in Turin, als dort die Internationale Astronautische Föderation ihre Jahrestagung abhielt.

Motiviert durch den großen Erfolg der Aktivitäten des Space Generation Forums im Zuge der UNISPACE III Konferenz in Wien im Juli 1999, wurde das Österreichische Weltraum Forum als Verein gegründet.

Die Aktivitäten als eigenständige Organisation begannen mit zwei Vortragsabenden in den Jahren 1998 und 1999, an denen Vertreter nationaler und internationaler Organisationen teilnahmen. Mit Beginn 2001 begann das ÖWF seine Aktivitäten auf kleine Projekte, technische Seminare und Schulvorträge auszuweiten.

Aktivitäten

Missionspatch von AustroMars

Zu den erfolgreichsten Veranstaltungen zählt die Science-Fiction-Woche, die im September 2002 im Wiener Donauzentrum stattfand und mehr als 10.000 Besucher zählte. Der Bogen dieser Großveranstaltung spannte sich von Podiumsdiskussionen mit Raumfahrt-Experten aus ganz Europa und Science-Fiction-Autoren, über Modellraketen-Basteln mit Kindern, einer Weltraum- und Science-Fiction-Ausstellung bis hin zu Klingonen-Schaukämpfen. Weitere Initiativen umfassten eine österreichweite Wanderausstellung zum Thema Faszination Weltraum unter dem Titel „New Horizons“ mit 15.000 Besuchern 2004 und Einzelveranstaltungen wie der „Sinkflug II“ anlässlich der Landung der Cassini-Huygens Sonde auf dem Saturnmond Titan. Dazu kommt eine intensive Zusammenarbeit mit Schulen, Planetarien und Organisationen der Amateurastronomie. 2001 wurde „Spacecity Salzburg“ mit 3500 Teilnehmern (in einem einzigen Bundesland) zum größten und erfolgreichsten rein privat organisierten Weltraum-Jugendwettbewerb Österreichs.

Neben der Öffentlichkeitsarbeit ist das Forum auch in steigendem Ausmaß in Weltraumaktivitäten eingebunden, darunter fallen ein medizinisches Experiment für bemannte Langzeit-Weltraumflüge im Rahmen einer Parabelflug-Kampagne der Europäischen Weltraumorganisation ESA, eine Tagung zum Thema Weltraum und Sicherheitspolitik, die erfolgreiche Simulation einer bemannten Marslandung in der Wüste von Utah unter dem Namen „AustroMars“. Das Projekt führte zu großer Medienpräsenz des Themas „bemannter Marsflug“ in Österreich und schließlich zum ambitionierten Nachfolgeprojekt „PolAres“.

AustroMars

AustroMars war ein Projekt des Österreichischen Weltraum Forums mit dem Ziel, eine zweiwöchige Missions-Simulation im April 2006 durchzuführen. Erstmals bestand die Crew aus rein österreichischen Kandidaten, die durch ein psychologisch-medizinisches Auswahlverfahren selektiert wurden. Ebenso kamen österreichische Experimente sowie auch ein Großteil der Hardware aus Österreich. Das Mission Control Center hatte seinen Sitz in Salzburg im Christian-Doppler-Gymnasium und Realgymnasium.

Die vier Hauptziele des Projekts waren:

  1. die Leistungsfähigkeit österreichischer Weltraumkapazitäten zu zeigen,
  2. die Analog-Wissenschaften zum Thema Mars zu fördern,
  3. wissenschaftliche Impulse in benachbarte Fachgebiete zu geben, und
  4. die Öffentlichkeit über die Mission zu informieren bzw. zu begeistern.

PolAres

PolAres Programm Logo

Aktuell arbeitet das ÖWF an „PolAres“, einem interdisziplinären Projekt, das unter internationaler Beteiligung Teilaspekte zukünftiger Marsexpeditionen untersucht. Die Ziele umfassen die Entwicklung von Prozeduren für die Interaktion zwischen Menschen und Robotern/Sonden sowie die Festlegung von Verfahrensweisen, um eine Kontamination einer fremden Umwelt mit irdischen Mikroorganismen zu verhindern. Das Projekt gliedert sich in vier große Teilbereiche:

  • Scout: Ziel ist es, marsähnliche Landschaften in Europa zu finden und zu klassifizieren.
  • Ballon „Passepartout“: Bau eines Stratosphärenballons, der anlässlich von 50 Jahre Raumfahrt am 4. Oktober 2007 gestartet wurde und eine Höhe von über 28 km erreichte. Starts weiterer Ballons bis zuletzt am 13. August 2011, der auch eine Nutzlast für die ISU International Space University trug.
  • Rover „Phileas“: 80-80-80 als Missionsziel. Bis zu −80 °C in Wüste und Arktis aushalten, 80 Tage lang funktionieren und jenseits des 80. Breitengrades einsetzbar sein.
  • Suit „Aouda“: Entwicklung eines Analog-Raumanzuges.

Rio Tinto Simulation 2011

Vom 18. bis 22. April 2011 führte das Österreichische Weltraum Forum zusammen mit internationalen Partnern (wie zum Beispiel der ESA mit deren Rover „Eurobot“) eine simulierte Marsexpedition in der Halbwüste von Rio Tinto durch. Getestet wurden der Suit „Aouda“ und der Rover „Phileas“, welche verschiedenste wissenschaftliche Experimente durchführten sowie sowohl deren Autonomie als auch die Kooperation miteinander. Das Mission Control Center, in dem die Mission geplant, koordiniert und gesammelte wissenschaftliche Daten ausgewertet wurden, wurde in Innsbruck eingerichtet.

Dachstein Mars Simulation 2012

Ende April (27. April bis 1. Mai 2012) führte das Österreichische Weltraum Forum erneut mit internationalen Partner (wie z. B. des JPL) eine simulierte Marsexpedition durch. Die Dachstein Rieseneishöhlen dienten dabei als analoge Marsumgebung. Zum ersten Mal wurde eine Mars Simulation in einem Höhlensystem durchgeführt. Am Mars sind Höhlensysteme schon seit mehreren Jahren bekannt und vor allem astrobiologisch interessant, da Höhlen die kosmische Strahlung abschirmen.[1] Im Zuge der Dachstein Mars Simulation wurden auch zum ersten Mal ein Raumfahrt Tweetup in Österreich durchgeführt. So kamen 18 Nutzer der Microbloggingplattform Twitter zum MarsTweetup und konnten einen exklusiven Blick hinter die Kulissen einer Mars Analog Mission werfen. [2]

Mars2013 – Marokko Mars Analog Feld-Simulation 2013

Vom 1. bis 28. Februar 2013 führte das ÖWF – in Zusammenarbeit mit dem Ibn Battuta Center in Marrakesh – im Rahmen des PolAres Wissenschaftsprogramms in der nördlichen Sahara in der Nähe von Erfoud, Marokko, eine vierwöchige Mars-Feldsimulation durch. Dabei wurde die Feldcrew in Marokko von der Missionskontrolle, dem Mission Support Center in Innsbruck, angeleitet und überwacht. Die geplanten Experimente dienen der Grundlagenforschung für zukünftige bemannte Marsmissionen. Sie stammen v. a. aus den Bereichen Ingenieurwissenschaften, Arbeitseinsätze auf Planetenoberflächen, Astrobiologie, Geophysik/Geologie und Biowissenschaften. Mars2013 Projektseite (englisch) [3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Exploring Mars in Austrian Alps. In: www.astrobio.net. Abgerufen am 3. Juni 2012.
  2. Marstweetup - first Austrian SpaceTweetup held during Dachstein Mars Simulation. In: blog.oewf.org. Abgerufen am 19. Juni 2012.
  3. Testing Mars Mission in Morocco. In: www.astrobio.net. Abgerufen am 3. Juni 2012.