TEXUS

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Start der Texus 49 Mission

Im deutschen Wissenschaftsprogramm TEXUS (Technologische Experimente unter Schwerelosigkeit) führen Wissenschaftler mit Forschungsraketen biologische, materialwissenschaftliche und physikalische Experimente unter Weltraumbedingungen durch.

Geschichte

Das Programm wird seit 1976 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gefördert. Heute ist es das weltweit erfolgreichste und am längsten bestehende Raketenprogramm für wissenschaftliche Versuche und Technologieerprobungen in Schwerelosigkeit. Eine wichtige Rolle spielt TEXUS auch bei der Vorbereitung von Experimenten, die für die Internationale Raumstation ISS bestimmt sind.

In jedem Jahr finden ein bis zwei Kampagnen statt. Seit 2005 werden hierfür brasilianische zweistufige Raketen vom Typ VSB-30 eingesetzt (vorher meist britische Höhenforschungsraketen vom Typ Skylark 7), die von Esrange bei Kiruna in Nordschweden starten. Sie erreichen in ballistischem Flug eine Gipfelhöhe von etwa 250 Kilometern. Dabei wird für sechs Minuten eine annähernde Schwerelosigkeit erreicht, die nur etwa ein Zehntausendstel der normalen Erdanziehung beträgt. Die Nutzlast der Raketen landet anschließend am Fallschirm und wird mit einem Hubschrauber geborgen.[1]

Nutzlasten

Die Experimente befinden sich während dieser Zeit in übereinander liegenden, autonomen Modulen innerhalb der Rakete. Während des Fluges können die Wissenschaftler vom Boden aus ihre Versuche durch „Telecommanding“ und Videoübertragung direkt steuern und überwachen. Die Daten werden während des Fluges per Telemetrie gewonnen oder nach Bergung der wissenschaftlichen Nutzlast.

Das TEXUS-Programm zeichnet sich aus durch:

  • eine weitgehende Wiederverwendbarkeit der Nutzlasten
  • relativ kurze Vorbereitungs- und Zugriffszeiten
  • eine regelmäßige Möglichkeit, unter Schwerelosigkeit zu forschen
  • geringere Sicherheitsanforderungen als bei astronautischen Missionen
  • eine relativ kostengünstige Durchführung

Industrieller Hauptauftragnehmer für den Bau der TEXUS-Nutzlasten und die Missionen ist die Firma Airbus Defense and Space in Bremen. Unterauftragnehmer sind OHB System AG (München) und DLR MORABA (Oberpfaffenhofen). Bis 2013 wurden bereits 50 TEXUS-Flüge durchgeführt.[2] Das DLR stellt Wissenschaftlern von deutschen Forschungsinstitutionen TEXUS für ausgewählte Experimente zur Verfügung. Dazu gehören Themen aus dem Bereich der Gravitationsbiologie, Flüssigkeitsphysik und Strömungsforschung in Kapillarkanälen.

Texus-Missionen

Diese Liste ist unvollständig, jedoch sind alle seit dem 1993 erfolgten Starts aufgeführt.

Mission Datum Startplatz Motor Apogäum Nutzlast Modul Kommentare Referenz Report
Texus 30 1. Mai 1993 Esrange Skylark 7 376 kg Moraba Startliste[3]
Texus 31 26. November 1993 Esrange Skylark 7 346 kg
Texus 32 5. Mai 1994 Esrange Skylark 7 390 kg
Texus 33 13. November 1994 Esrange Skylark 7 331 kg
Texus 34 2. März 1996 Esrange Skylark 7 232 km 392 kg 4/DLR Esrange EUK112-9613
Texus 35 24. November 1996 Esrange Skylark 7 267 km 331 kg 4/(DLR+ESA) Esrange EUK114-9704
Texus 36 7. Februar 1998 Esrange Skylark 7 238 km
Texus 37 27. März 2000 Esrange Skylark 7 245 km 369 kg Esrange EUK130-E2
Texus 38 2. April 2000 Esrange Skylark 7 250 km 369 kg Fallschirm defekt; Wissenschaftliche Experimente erfolgreich Esrange EUK130-E2
Texus 39 8. Mai 2001 Esrange Skylark 7 248 km 362 kg 4/DLR Esrange EUK148-E11
Texus 40 8. APril 2003 Esrange Skylark 7 246 km 364 kg 4/DLR Esrange EUK154-E19
Texus 41 2. Dezember 2004 Esrange Skylark 7 230 km 402 kg 4/DLR Esrange EUK163-E21
Texus 42 1. Dezember 2005 Esrange VSB-30 263 km 372 kg 1/DLR, 1/ESA
Texus 43 11. Mai 2006 Esrange VSB-30 237 km 407 kg 3/ESA Esrange EUK170-E19
Texus 44 7. Februar 2008 Esrange VSB-30 264 km 373 kg 3/ESA Esrange EUK173-E42
Texus 45 21. Februar 2008 Esrange VSB-30 264 km 357 kg 2/DLR, 1/ESA Esrange EUK174-E17
Texus 46 22. November 2009 Esrange VSB-30 252 km 392,9 kg 2 Die Nutzlast war 6 Minuten 28 Sekunden in Schwerelosigkeit. Sie erreichte eine Höhe von 252,3 km und bestand aus einem 1,2 m langen, 103 kg schweren, zylindrischen Japanese Combustion Module (JCM) zur Untersuchung der Verbrennung von Stickoxiden unter den Bedingungen der Mikrogravitation und einem 1,8 m langen und 177,3 kg schweren electromagnetic levitator (EML), einem ESA Experiment zur Untersuchung des Schmelzverhaltens von zwei Legierungen, das erste eine Stahllegierung, das zweite eine Palladium-Silizium-Legierung.
Texus 47 29. November 2009 Esrange VSB-30 263,6 km 373,5 kg 4
Texus 49 29. März 2011 Esrange VSB-30
Texus 48 27. November 2011 Esrange VSB-30 263 km 1/DLR, 2/ESA Untersucht wurden in ca. 6 Minuten Schwerelosigkeit Technologien für eine verbesserte Treibstoffversorgung in Raketenoberstufen und das Orientierungsvermögen von Fischlarven[4]
Texus 50 12. April 2013 Esrange VSB-30 261 km 4/DLR Vier deutsche Experimente aus Biologie und Materialforschung[5]
Texus 51 23. April 2015 Esrange VSB-30 259 km 4/DLR Vier deutsche Experimente zu Qualität und Wirkungsgrad von Solarzellen, einem Frequenzkamm-Laser, Störungen des menschlichen Immunsystems und Erstarrung metallischer Legierungen[6]
Texus 52 27. April 2015 Esrange VSB-30 260 km 4/DLR

MiniTexus-Missionen

Mission Datum Startplatz Motor Apogäum Nutzlast Modul Kommentare Referenz Report
MiniTexus 1 29. November 1993 Esrange Nike Orion
MiniTexus 2 3. Mai 1994 Esrange Nike Orion
MiniTexus 3 2. Mai 1995 Esrange Nike Orion 125 km 200 kg 1/DLR Erfolgreich Esrange EUK109-66
MiniTexus 4 29. April 1995 Esrange Nike Orion 148 km 162 kg 2/DLR Erfolgreich Esrange EUK109-66
MiniTexus 5 11. Februar 1998 Esrange Nike Orion
MiniTexus 6 3. Dezember 1998 Esrange Nike Orion

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise